Blickpunkte

Wertpapiergeschäft - Das kleinere Übel

Rund jeder dritte Verbraucher in Deutschland kann sich derzeit vorstellen, Wertpapiere zu kaufen (19 Prozent Fonds, zwölf Prozent Aktien). Zu diesem Ergebnis kam eine repräsentative Umfrage der Commerzbank im September dieses Jahres. Interessant dabei: Jeder fünfte Anleger, der aktuell in Aktien und Fonds investieren würde, hätte sich vor Beginn der Krise nicht für diese Anlageform entschieden. Auch die Comdirect registriert eine starke Kaufbereitschft privater Anleger über dem langjährigen Durchschnitt.

Ein regelrechter Paradigmenwechsel im Anlageverhalten der Deutschen ist das noch lange nicht. Denn der Grundgedanke bei der Anlagestrategie des durchschnittlichen privaten Anlegers hierzulande ist unverändert: Sicherheit hat oberste Priorität. Werterhalt hat - vielleicht mehr denn je - Vorrang vor maximaler Rendite. Hierbei aber bewegt sich der Anleger derzeit gewissermaßen zwischen Scylla und Charybdis. Bei Aktien und Fonds drohen Kursverluste - immerhin aber mit der Hoffnung, diese aussitzen zu können. Bei Anlagen wie den so beliebten Tagesgeldern dagegen droht die Inflation die mageren Zinsen aufzufressen. Vor allem aber geht die Angst um, was bei einem Scheitern des Euro aus Geldanlagen, hinter denen keine Sachwerte stehen, werden könnte. Für einen wachsenden Anteil der Kunden scheinen somit Wertpapiere zum kleineren der beiden Übel zu werden. So wird das Wertpapiergeschäft (wenn auch sehr in Maßen) durch die Euro-Krise beflügelt. Ob sich daraus aber eine echte Wertpapierkultur entwickelt, wie sie in anderen Märkten längst etabliert ist, lässt sich jetzt noch kaum prophezeien. Red.

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