Blickpunkte

VW Bank direct - 20 Jahre geborgen im Konzern

Welch ein Zufall: Pünktlich zum 20. Geburtstag kann die Volkswagen Bank direct 20 Milliarden Euro Einlagenvolumen und eine Million Kunden vermelden. Tatsächlich darf sie sich damit als größte Automo-bil-Direktbank Europas und nach der ING-Diba als zweitgrößte Direktbank in Deutschland präsentieren. Als erste ihrer Art war sie im Jahr 1990 in das filiallose Geschäft eingestiegen und hatte den fast ausschließlich über die Autofinanzierung gewonnenen Kunden mit dem Kartendoppel Mastercard und Visa den Zugriff auf die frisch bei der Bank eröffneten Konten ermöglicht.

Schaut man sich die Zahlen genauer an, so fällt derweil ins Auge, dass sich das Volumen der Einlagen in den letzten zweieinhalb Jahren verdoppelt hat.

Damit ist die Volkswagen-Tochter einer der großen Nutznießer des krisengetriebenen Sicherheitsbedürfnisses der Bankkunden geworden. Auf einen Konditionenwettbewerb habe man sich niemals eingelassen, wird schnell betont, sondern die Zinsen - anders als einige Wettbewerber - auf einem steten Niveau gelassen. Die besondere Position im VW-Konzern freilich erlaubt es der Bank, Kredit- und Einlagengeschäft nicht gezielt gegeneinander aufwiegen zu müssen: Der Passivüberhang dient der unmittelbaren Mutter Volkswagen Financial Services, die den Kunden des Autobauers Kredite und den Händlern Finanzierungen ausreicht, zur Refinanzierung. Etwa ein Drittel steuert die Direktbank heute dazu bei, Tendenz steigend.

Allerdings ist es fraglich, ob dieser Einla-gen-Boom in den kommenden Jahren weiter geschrieben werden kann. In Braunschweig präsentiert man zumindest ein Konzept für einen weiteren Anstieg: Mit Finanzprodukten, die sich "emotional mit dem Auto verknüpfen lassen" sollen die Kundenbindung erhöht und neue Kunden an die Marken des Konzerns herangeführt werden. Den Anfang hat etwa die Visa Picture Card gemacht, die das eigene Auto oder auch den Traumwagen abbildet. In Scharen, wie seit 2008, werden sich neue Kunden auf diese Weise dennoch kaum anlocken lassen, nimmt doch die Wertschätzung des eigenen Gefährts in Zeiten zahlloser Firmenwagen immer weiter ab.

Eine näher liegende Chance bietet aus diesem Grund vielleicht die (weltweite) Belegschaft und das Händlernetzwerk des Automobilbauers, weil hier der Kontakt ohnehin besteht. Bislang haben "noch lange nicht alle" davon ein Konto bei der Direktbank. Bei insgesamt rund 370000 Konzernangestellten gilt es also, das Potenzial engagierter zu erschließen, insbesondere in puncto Altersvorsorge.

Für die Volkswagen-Mitarbeiter hat man sogar besondere Bonbons in der Tasche: Zum einen betreibt die Bank an jedem größeren Standort eine Filiale, auch inter national. Abseits von Telefon, Fax, Mail und Internet-Browser dürfte sich hier für die Bank, die über Partner zwar Fonds, Wertpapiere und Baufinanzierungen anbietet, aber keine Universalbank sein will, die Ansprache möglicher und die Bindung bestehender Kunden vielleicht einfacher gestalten, als das ohne Anlaufstelle möglich wäre. Zum anderen können hier alle Durchführungswege der Altersvorsorge beraten werden, inklusive des betrieblichen. Diesen Wettbewerbsvorteil sollte man sich schnell zu Nutze machen. Gleich aber, ob die Kunden über die neuen Produkte oder aus der Belegschaft gewonnen werden, am Ende bleibt man zu Recht dem Ethos einer Automobilbank treu - und damit dem bisherigen Erfolgsrezept. ho

Noch keine Bewertungen vorhanden


X