Blickpunkte

Sponsoring - Bedenkenträger

Immer häufiger kommt es vor, dass Sponsoring-Engagements im Sport in die öffentliche Kritik geraten. Das musste beispielsweise der FSV Frankfurt erfahren, dessen Fans sich teilweise vehement gegen einen Vertrag mit der Brauerei Licher aussprachen, weil Bierwerbung im Fußballstadion mit Rücksicht auf die Jugend nichts zu suchen habe. In anderen Fällen richtete sich die Kritik auf Inhalte, Größe oder Platzierung von Werbebannern von Sponsoren.

Kam der Widerstand bisher in aller Regel vonseiten der Fans, so könnte das Thema bald eine neue Qualität erreichen: Papiss Cissé, Stürmer des Fußballklubs Newcastle United, soll sich geweigert haben, Trikots mit dem Logo des neuen Sponsors seines Vereins zu tragen. Das ist nämlich der Online-Kreditanbieter Wonga.com. Und dessen Dienstleistungen seien nun einmal unvereinbar mit den Vorgaben des Islam. Schließlich verbiete es die Sharia Muslimen, vom Geldverleih zu profitieren. Cissé ist nicht er erste Fußballer, der so argumentiert. Im Jahr 2006 hatte Frederic Kanouté vom FC Sevilla es abgelehnt, das Logo des Internet-Wettanbieters 888.com zu tragen, und der südafrikanische Cricketspieler Hashim Mahomed Amla setzte es 2004 durch, dass Sponsorenlogos von Alkoholproduzenten von seinem Trikot entfernt wurden.

Solange solche Vorkommnisse Einzelfälle bleiben, mag das für die Sponsoren noch angehen. Eine Sonderregelung für einzelne Spieler ist dann immer noch besser als eine langwierige, öffentlich ausgetragene und in den sozialen Medien breit geführte Diskussion. Grundsätzlich werden Unternehmen aus den für solcherlei Bedenken infrage kommenden Branchen - und die Finanzdienstleister zählen dazu - die Entwicklung aber im Auge behalten müssen. Denn wenn künftig immer mehr Sportler mit neutralen Trikots auflaufen sollten, dann wird das Trikotsponsoring für die Geldgeber uninteressant. Mehr noch: Es könnte sich als kontraproduktiv erweisen. Denn dann würde vermutlich die Frage beantwortet werden müssen, warum dies so ist. Und die Erklärung, dass ein Teil der Sportler moralische Bedenken gegen den Sponsor angemeldet habe, ist bestimmt nicht image fördernd. Bei neuen Verträgen wird man künftig also vielleicht dazu übergehen müssen, im Vorfeld abzuklären, wie viele Spieler denn tatsächlich mit dem Logo des Trikotsponsors auflaufen werden. Red.

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