Gesellschaftliches Engagement

Sparkassen: Gut für Stadt und Land?

Sparkassen: Gut für Menschen und Regionen? Ja, ist die prägnanteste und kürzeste Antwort auf diese Frage. Es geht hierbei jedoch nicht nur um "Ja" oder "Nein", sondern auch um das "Wie" und das "Warum". Warum sind die Sparkassen gut für Menschen und Regionen? Und wie äußert sich dies konkret in der Praxis?

An welchen Interessen sollten Unternehmen ihr Handeln vornehmlich ausrichten? Eine der Stärken unserer wirtschaftspolitischen Grundordnung ist es, dass sie den Unternehmen bei der Beantwortung dieser Frage kein enges Korsett anlegt, sondern ihnen einen hohen Freiheitsgrad überlässt. Dementsprechend verfolgen die Unternehmen unterschiedliche Grundausrichtungen, die allesamt ihre Daseinsberechtigung haben und ein Zeichen der unternehmerischen Freiheit in unserem Land sind. So orientieren sich beispielsweise börsennotierte Unternehmen vornehmlich an den Interessen ihrer Aktionäre und stellen - dem Share-holder-Value folgend - die Gewinnerzielung in das Zentrum ihres Handelns.

Andere orientieren sich stärker an den dauerhaften Anliegen verschiedener Interessengruppen und haben sich dementsprechend den Stakeholder-Value auf die Fahne geschrieben. Rendite wird in diesem Zusammenhang nicht als Selbstzweck, sondern als Folge erfolgreichen unternehmerischen Handelns verstanden. Nach dieser Grundphilosophie handeln auch die deutschen Sparkassen, die damit ihr traditionelles, weit überdurchschnittliches gesellschaftliches Engagement in eine moderne Unternehmensausrichtung integriert haben.

Gesellschaftliches Engagement von Unternehmen wird heute mehr und mehr von der breiten Öffentlichkeit gefordert. Die Gründe hierfür sind unter anderem Fehlentwicklungen, die in der Vergangenheit bei Unternehmen mit übertriebener Share-holder-Orientierung zu beobachten waren. Beispiele hierfür sind Ankündigungen von Massenentlassungen trotz Rekordgewinnen oder das oftmals wenig soziale Verhalten von Private-Equity-Fonds.

Verschiedene Grundausrichtungen fördern den Wettbewerb

Von solchen Fehlentwicklungen abgesehen, profitiert die Volkswirtschaft insgesamt betrachtet von unterschiedlichen unternehmerischen Grundausrichtungen, da diese den Wettbewerb fördern und ein dauerhaft gleichgerichtetes Verhalten der Marktteilnehmer verhindern. Unabhängig von ihrer geschäftspolitischen Grundausrichtung sind alle Unternehmen heute zunehmend gefordert, Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für andere zu übernehmen. Die unter "Corporate Responsibility" verstandene "verantwortliche unternehmerische Tätigkeit" setzt sich im Wesentlichen aus drei Bausteinen zusammen:

die "Corporate Governance", die sich auf die Grundsätze der Unternehmensführung und -überwachung beziehen, die entweder rechtlich normiert oder freiwillig - mittels Kodex - geregelt sind, die "Corporate Social Responsibility", die sich auf die Aktivitäten eines Unternehmens an seinen Schnittstellen zur Außenwelt beziehen, wo unternehmerisches Handeln soziale, ökologische oder über die Unternehmensgrenzen hinausgehende ökonomische Folgen hat und

die "Corporate Citizenship", die sich auf die gesellschaftlichen Leistungen eines Unternehmens beziehen, die über den eigentlichen Kernbereich seiner Tätigkeit hinaus gehen.

Corporate Responsibility beschreibt demnach ein breites Spektrum von rechtlich relevanten Pflichten eines Unternehmens bis hin zu seinen freiwilligen, nicht einforderbaren Aktivitäten. Stellt man in diesem Zusammenhang die Frage nach dem gesellschaftlichen Engagement von Unternehmen, geht es vor allem um die Teilbereiche Corporate Social Responsibility und Corporate Citizenship, deren Berücksichtigung in der Unternehmenspolitik heute zunehmend gefordert wird.

CSR als "freiwillige Übernahme einer Verpflichtung"

Praktische Ausprägungen können Sponsoringaktivitäten, Spenden und die Gründung oder finanzielle Unterstützung von Stiftungen sein. Ein solches Engagement ist zwar grundsätzlich als "freiwillig" definiert; vor dem Hintergrund der öffentlichen Anforderung nach bewusster Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen trifft jedoch die Umschreibung "freiwillige Übernahme einer Verpflichtung" eher den Kern dessen, was heute im Sinne von Corporate Social Responsibility und Corporate Citizenship von Unternehmen erwartet wird. Für die Sparkassen ist es darüber hinaus nicht nur die Erfüllung einer externen Anforderung, sondern ein prägender Bestandteil ihres inneren Selbstverständnisses.

Neben den bereits dargelegten Gründen ergibt sich die Anforderung nach individuellem gesellschaftlichem Engagement von Bürgern und Unternehmen auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Leistungsfähigkeit des Bundes, der Länder und der Kommunen zunehmend an Grenzen stößt. Wir leben in einer Zeit, in der es einer neuen "Kultur der Verantwortung" bedarf.

Für die deutschen Sparkassen ist dieses gesellschaftliche Anliegen jedoch kein Neuland, sondern ein historischer Bestandteil ihrer Unternehmensidentität, der über Konzepte wie Corporate Social Responsibility, Corporate Citizenship oder Stakeholder-Value in ein neues Gewand gekleidet ist. Schließlich bildete freiwilliges Bürgerengagement vor gut 200 Jahren das Fundament zur Gründung der ersten Sparkassen in Deutschland. Damals wie heute übernehmen die Sparkassen als gemeinwohlorientierte Unternehmen gesellschaftliche und soziale Verantwortung.

Ging es vor 200 Jahren im Kern darum, von Verarmung bedrohten Bevölkerungsgruppen die Bildung kleiner Ersparnisse zu ermöglichen und sie vor Wucherzinsen im Kreditgeschäft zu schützen, geht es heute vor allem darum, allen Bevölkerungsgruppen in allen Regionen Deutschlands ein umfassendes kreditwirtschaftliches Angebot zu bieten und damit jedermann den Zugang zu modernen Finanzdienstleistungen und -produkten zu ermöglichen - und zwar auch in den ländlichen Regionen außerhalb der Ballungszentren, wo Privatbanken nur höchst selten anzutreffen sind.

Finanzdienstleistungen für alle!

Fundament für die flächendeckende Versorgung der Menschen und Unternehmen mit Finanzdienstleistungen ist die öffentliche Rechtsform und der damit verbundene öffentliche Auftrag der Sparkassen. Diese Strukturmerkmale bilden auch die Grundlage für ihr umfangreiches gesellschaftliches Engagement. Ein Paradebeispiel hierfür sind die Stiftungsaktivitäten der Sparkassen-Finanzgruppe. Bis heute hat sie 642 Stiftungen mit einem Dotationskapital von 1,4 Milliarden Euro gegründet. Die Förderleistungen der Stiftungen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen und betrugen 2006 rund 58 Millionen Euro. Das gesamte gemeinnützige Fördervolumen der Sparkassen-Finanzgruppe betrug im vergangenen Jahr 415 Millionen Euro. Die Sparkassen-Finanzgruppe stellt damit jeden Tag über eine Million Euro für das Gemeinwohl zur Verfügung und engagiert sich damit wie kaum eine andere Unternehmensgruppe in Deutschland für das öffentliche Leben.

Sparkassen mildern die Auswirkungen knapper öffentlicher Kassen ab

Die Bandbreite der unterstützten Aktivitäten ist dabei so vielfältig, wie es die gemeinwohlorientierten Projekte und Initiativen in Deutschland insgesamt sind und erstreckt sich unter anderem auf die Bereiche Kultur, Soziales, Sport, Forschung oder Umwelt. Gerade in Zeiten finanzieller Engpässe der öffentlichen Haushalte wären zahlreiche Initiativen im Vereins- und Sozialleben ohne dieses Engagement der Sparkassen nur ungleich schwerer - oder gar nicht - zu verwirklichen gewesen.

Zu den zentralen Herausforderungen unserer Zeit gehören unbestritten die hohe Arbeitslosigkeit und deren Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. In einer Zeit, in der viele Unternehmen trotz Rekordgewinnen mehr und mehr Arbeitsplätze abbauen oder ins Ausland verlagern, fragt die Öffentlichkeit auch hier zunehmend nach der Verantwortung von Unternehmen. Die Sparkassen übernehmen auch auf diesem Feld Verantwortung für ihre Heimatregion, was gleichermaßen für den Ausbildungs- wie für den Arbeitsmarkt gilt. Mit rund 370 000 Beschäftigten zählt die Sparkassen-Finanzgruppe zu den größten Arbeitgebern in Deutschland (zum Vergleich: Daimler-Chrysler 185 000; Deutsche Telekom 170 000.

Drastische Einschnitte beim Personal, wie sie heute bei vielen Unternehmen trotz guter Geschäftsergebnisse in Mode sind, sucht man bei den Sparkassen vergeblich. Darüber hinaus betreiben sie traditionell eine intensive Ausbildungspolitik mit einer weit überdurchschnittlichen Ausbildungsquote von 8,7 Prozent (Gesamtwirtschaft 6,4 Prozent). Insgesamt hat fast jeder zweite Jugendliche, der bei einem Kreditinstitut in Deutschland ausgebildet wird, seinen Ausbildungsplatz bei einem Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe.

Damit bietet sie zahlreichen Jugendlichen die Möglichkeit, in ihrer Heimatregion nicht nur eine zukunftsorientierte Berufsausbildung zu absolvieren, sondern auch einen festen Arbeitsplatz zu erhalten. Daneben engagieren sich die Sparkassen im Rahmen ihrer Aktivitäten zur regionalen Wirtschafts- und Strukturförderung auch für die Entstehung von Arbeitsplätzen außerhalb ihrer eigenen Geschäftsräume. So beteiligen sie sich an regionalen Gründer- und Technologiezentren, in denen neue Unternehmen und Arbeitsplätze entstehen. Daneben sorgen sie mit der intensiven Begleitung von Existenzgründungen für positive Impulse auf den regionalen Arbeitsmärkten (insgesamt begleiten die Sparkassen jede zweite Existenzgründung in Deutschland).

Ausrichtung auf maximale Rendite ruft Bürger auf den Plan

In den vergangenen Jahren der Globalisierung hat bei vielen Unternehmen der Trend zu einer extrem einseitigen Ausrichtung nach dem Shareholder-Value zugenommen. Kurzfristiges Denken "von Quartalsbericht zu Quartalsbericht" und die stetig steigende Ausrichtung nach möglichst maximalen Renditen für die Aktionäre sind damit einhergegangen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen wird von Bürgerinnen und Bürgern zunehmend die Frage nach der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen gestellt.

Als kommunal verwurzelte Institute sehen sich die Sparkassen in einer besonderen Verantwortung für die Menschen und die Wirtschaft Deutschlands. Sie werden auch künftig an ihrer nachhaltigen Stakeholder-Ausrichtung festhalten und Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen. Im Rahmen des Deutschen Sparkassentages im vergangenen Mai haben sie in diesem Zusammenhang die "Leitlinien für eine nachhaltige Geschäftspolitik im Interesse der Kunden und der örtlichen Gemeinschaft" verabschiedet. Darin bekennen sie sich zu ihrer Verantwortung für Gesellschaft und Wirtschaft in allen Regionen Deutschlands und zementieren damit das Fundament dafür, dass sie "Gut für Menschen und Regionen" sind und bleiben.

Alexander Wüerst , Vorsitzender des Vorstands Kreissparkasse Köln und Landesobmann der rheinischen Sparkassen , Kreissparkasse Köln
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