Blickpunkte

Privatkundengeschäft - PSD Banken im Konditionenstreik

In diesem Jahr, dem internationalen Jahr der Genossenschaften, feiern die PSD Banken ihr 140-jähriges Bestehen mit einem schmunzelnden Blick auf die Konkurrenz: Von der ebenfalls 1872 gegründeten Dresdner Bank unterscheide man sich durch den Lebenszustand - die PSD Banken seien quicklebendig, so Rudolf Conrads der Vorstandsvorsitzende des Verbands der PSD Banken.

Und doch ist im Jubeljahr nicht alles eitel Sonnenschein. Namentlich bei den Kundeneinlagen ist bei den grünen Genossen wenig Freude angesagt. Ganz bewusst verweigern sich die 15 Institute der Gruppe dem Konditionenwettbewerb mit IKB und Commerzbank und ihren immer wieder thematisierten marktfernen Zinsangeboten. Und auch dem Wettbewerb ausländischer Anbieter, die sich die hierzulande überdurchschnittlichen Konditionen durch Arbitragegeschäfte im Heimatmarkt leisten können, will man bewusst keine Angebote entgegensetzen, mit denen sich keine Margen erwirtschaften lassen.

An dieser Stelle geht es den ehemaligen Post-Spar- und Darlehenskassen nicht besser als vielen Sparkassen oder Volksbanken. Doch sind die Konsequenzen in deren Einlagenentwicklung nicht gar so deutlich zu sehen, weil sie Abflüsse bei den privaten Kunden häufig durch wachsende Einlagen ihrer mittelständischen Firmenkunden verrechnen können. Diese Option haben die allein auf das Privatkundengeschäft konzentrierten PSD Banken nicht. Und so sind ihre Kundeneinlagen im Jahr 2011 nur um 176 Millionen Euro oder 1,0 Prozent auf 17,42 Milliarden Euro gestiegen - die Zinskapitalisierung inbegriffen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres waren die Einlagen gegenüber dem Jahresende 2011 sogar um 200 Millionen Euro oder 1,2 Prozent auf 17,22 Milliarden Euro rückläufig.

Der Verband sieht hier jedoch kein akutes Liquiditätsproblem. Die 15 Banken der Gruppe seien "nicht auf einen aktuellen Einlagenzufluss angewiesen", so Conrads. Denn aktuell decken die Einlagen das Kreditvolumen noch zu 132 Prozent ab. BVR-weit liegt diese Quote bei 123 Prozent. So gesehen stehen die PSD Banken also vergleichsweise gut da. Deshalb geht der Verband davon aus, dass sie den Wettbewerb aussitzen können, bis die Beschwerden über marktferne Konditionen der Commerzbank und der IKB Früchte tragen und die Zinsentwicklung in Europa die Arbitragegeschäfte der ausländischen Anbieter erübrigt, sodass sich hierzulande die Wettbewerbssituation entspannt.

Auch die Sparda-Banken, den PSD Banken vom Geschäftsmodell her noch am ehesten vergleichbar, haben zwar ebenfalls den Verzicht auf die Akquisition von Einlagen zulasten der Margen erklärt. Dennoch konnten sie im vergangenen Jahr immerhin noch einen Einlagenzuwachs von 1,3 Milliarden Euro oder 2,6 Prozent verzeichnen.

Für diese unterschiedliche Entwicklung sind mehrere Erklärungen denkbar: Die Spardas sind - schon der bundesweiten Werbekampagne wegen, auf die sich die PSD Banken nicht einigen konnten - mehr präsent. Und der regelmäßige Spitzenplatz im Kundenbarometer Deutschland, den sie 2012 schon zum 20. Mal belegen, gewährt ihnen zusätzliche Aufmerksamkeit. Vielleicht ist es auch immer noch die Saugnapfwirkung der zum Jahresende 448 Filialen, die das Einlagengeschäft der ehemaligen Eisenbahnerbanken beflügelt. Möglicherweise haben sie auch eine weniger preissensible Klientel als die (weitgehend) filiallosen PSD Banken - oder die Strategie des Verzichts auf den Einstieg in den Preiswettbewerb wird schlicht nicht ganz so strikt verfolgt, wie es der Blick auf den Zinsüberschuss nahe legt. Ihn konnten die Spardas 2011 zwar auf den bisher höchsten Wert in der Geschichte der Gruppe steigern (1,032 Milliarden Euro). Die Steigerungsrate betrug jedoch nur 0,9 Prozent - gegenüber 2,3 Prozent bei den PSD Banken. Die Cost Income Ratio betrug 62,8 Prozent (Spardas) beziehungsweise 62,6 Prozent (PSD).

Unter dem Strich standen die Spardas im vergangenen Jahr insgesamt besser da als die PSD Banken: Ihr Jahresüberschuss nach Steuern lag bei 0,22 Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme, die genossenschaftlichen Direktbanken kamen auf 0,17 Prozent. Red.

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