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Direktbanken - Comdirect bemüht sich um Offlinekunden

Für die Comdirect Bank AG, Quickborn, war das erste Quartal dieses Jahres ein "Ertragsquartal". Die Erträge erhöhten sich im Vergleich zum Vergleichszeitraum des Vorjahres um 5,1 Millionen Euro, während der Aufwand nur um 0,8 Millionen Euro stieg. Das Ergebnis vor Steuern lag mit 29,2 Millionen Euro um 18 Prozent über dem Wert des ersten Quartals 2011.

Dabei hat sich die Ertragsstruktur im Vergleich zu den ersten drei Monaten 2011 verschoben. Weil sich die damaligen Verwerfungen an den Märkten, die bekanntlich die Transaktionszahlen im Wertpapiergeschäft regelmäßig ansteigen lassen, 2012 nicht wiederholten, sank die Zahl der Trades um rund 100 000. Vor allem dadurch bedingt sank der Provisionsüberschuss im Vergleich zum Vorjahresquartal von 50,1 auf 44,2 Millionen Euro.

Beim Zinsüberschuss konnte die Bank dafür von den etwas höheren Zinsen zum Jahresende 2011 profitieren. Durch diesen "Nachlaufeffekt" stieg der Zinsüberschuss nach Risikovorsorge im Vergleich zum ersten Quartal 2011 um 8,8 Millionen Euro auf 41,9 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorquartal ist das immerhin noch ein leichter Anstieg um 1,6 Millionen Euro. Ausgehend vom aktuellen Zinsniveau wird sich dies aber wohl nicht fortschreiben lassen. Eine Hochrechnung des Quartalsergebnisses auf das Gesamtjahr verbietet sich deshalb.

Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die Bank den Fokus zu Beginn dieses Jahres stärker auf Ertrag denn auf Wachstum gelegt, wenngleich man sich bewusst ist, dass die Comdirect in der Werbung "noch lauter werden" müsse, um ihre nach wie vor beachtlichen Wachstumspotenziale ausschöpfen zu können, wie es Finanzvorstand Dr. Christian Diekmann formuliert. Für die Werbung gibt es deshalb kein festes Jahresbudget. Vielmehr werden Kampagnen in Abhängigkeit von der Geschäftsentwicklung gesteuert.

Trotz des Fokus auf den Ertrag ist die Direktbank in den ersten Monaten 2012 beachtlich gewachsen. Namentlich im B2B-Geschäft wurden zwei Marken genommen.

Die Zahl der Kunden überstieg erstmals die Grenze von einer Million (1,065 Millionen).

Und das dahinterstehende Kundenvermögen überschritt die Grenze von 20 Milliarden Euro (20,2 Milliarden).

Auf dem B2B-Geschäft liegt denn auch ein besonderes Augenmerk. Herkommend von einer reinen Fondsplattform will man zur echten B2B-Bank werden, nicht zuletzt durch die Realisierung von White-Label-Lösungen etwa für Versicherer, Medienunternehmen oder Versorger, die durch das Angebot von Bankprodukten ihre Kunden enger an sich binden wollen. Beispiele für solche White-Label-Lösungen sind Fondssparpläne der WWK, der Gothaer oder zuletzt der Generali, die beachtliche 2,6 Milliarden an Kundenvermögen beisteuerte.

Auch das klassische Direktbankgeschäft ist indessen kräftig weitergewachsen. Wachstumstreiber war mit 31000 neuen Konten im Vergleich zum Jahresende das Girokonto, das Diekmann als vergleichsweise margenstarkes Produkt sehr willkommen ist. Doch auch beim Tagesgeld wurden 22000 neue Konten eröffnet trotz einer Zinssenkung um 25 Basispunkte. Das zeigt nach Einschätzung Diekmanns, dass die Kunden die 2010 eingeführte "Fair-Zins-Strategie" honorieren, die auf Lockangebote verzichtet, dafür aber Neu- und Bestandskunden gleiche, faire Konditionen zusichert.

Nachholbedarf hat die Bank Diekmann zufolge noch in der Welt der bisherigen Offlinekunden. Um sie zu gewinnen, gilt es zum einen, bei der Website-Gestaltung den Spagat zwischen den detaillierten Anforderungen der aktiven Trader und der einfachen Benutzbarkeit zu leisten. Ein Komplett-Relaunch, so habe man es unlängst gelernt, sei deshalb der falsche Weg. Graduelle Veränderungen seien grundsätzlich vorzuziehen.

Wichtig für diese Zielgruppe, die man den Filialbanken abwerben will, ist nicht zuletzt die Beratung. Hier ist sich Diekmann sicher, dass die Technologie das Beratungsangebot auch der Comdirect beflügeln wird. Seit dem Frühjahr 2011 hat die Bank die sogenannte Online-Live-Beratung im Angebot, bei der der Kunde dem Berater während des Telefonats gleichsam auf den Bildschirm schauen kann. Das Angebot wird inzwischen von rund jedem vierten Kunden genutzt, Tendenz steigend. Angesichts der positiven Resonanz wird seit Jahresbeginn 2011 ein noch weitergehender Service gestestet: Die Videoberatung läuft im Pilotversuch. Red.

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