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Deutsche Börse - Privatanleger umgarnt

Die Deutsche Börse hat zum 1. November Veränderungen beim Präsenzhandel an ihrer Tochter Börse Frankfurt umgesetzt. Privatanlegern wird bei Orders bis zu einem Volumen von 7 500 Euro garantiert, dass sie zu Preisen wie am jeweiligen Referenzmarkt handeln können. Das ist die Börse, an der in einem Wertpapier der meiste Handel stattfindet. Das Versprechen gilt bei der Ausführung von deutschen, europäischen und US-Bluechips sowie von ETFs. Über Internetportale der Börse sollen Anleger überprüfen können, ob die Garantie eingehalten wurde. Im Zweifelsfall können dann Ansprüche über eine Telefon-Hotline der Handelsüberwachsungsstelle geltend gemacht werden. Die an der Börse Frankfurt tätigen Spezialisten verpflichten sich, bei Abweichungen die Differenz zu erstatten.

Mit dieser Maßnahme, einem neuen Auftritt unter der Marke Börse Frankfurt sowie der Integration des bislang als Scoach firmierenden Zertifikatehandels unter dem neuen Markendach will der Börsenbetreiber seinen zurückgehenden Präsenzhandel wiederbeleben: In den ersten neun Monaten 2013 wurden 40,3 Milliarden Euro über die Börse Frankfurt umgesetzt, das entspricht einem Minus von 4,3 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Ihr Marktanteil am privaten Handel liegt bei rund 26 Prozent, Anfang 2010 waren es noch rund 50 Prozent. Marktanteile hat sie dabei vor allem an die auf Privatkunden spezialisierte Börse Stuttgart und die Berliner Privatanlegerbörse Tradegate Exchange verloren. Letztere ist freilich selbst seit 2010 zu 75 Prozent im Besitz der Deutschen Börse.

Als Reaktion auf die Neupositionierung der Frankfurter gab die Börse Stuttgart prompt eine Meldung heraus, in der sie sich als "der natürliche Handelsplatz für die Wertpapierorders von Privatanlegern in Deutschland" bezeichnet. In den ersten drei Quartalen 2013 habe man rund 40 Prozent mehr Handelsvolumen als der Parketthandel in Frankfurt. Auch ohne Berücksichtigung der strukturierten Produkte, auf die sich die Stuttgarter ebenfalls fokussieren, würden hier rund 27 Prozent mehr umgesetzt. Eine Best-Price-Garantie gibt es bei den Baden-Württembergern ebenfalls - und zwar schon seit 1995. Warum sich Privatanleger also gerade jetzt von Stuttgart nach Frankfurt umorientieren sollten, diese Frage sollten die Hessen noch deutlicher beantworten können. Flankiert wurde die Verlautbarung der Börse Stuttgart außerdem von einem Printmotiv, das ihre Sichtweise noch frecher auf den Punkt bringt: "Andere sahen das mit den Spreads bisher nicht so eng. Wir schon immer." hm

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