Banken

Geschäftsmodell gesucht

Als die Banken, die sich einst als Großbanken fühlten, mehr oder weniger mit ihren entsprechenden Geschäften die eigene Existenzkrise ausprobierten, haben die Sparkassen und die Genossenschaften durchaus die Fingerchen gehoben: "Seht, seht diese Gierschlünde mit ihren grenzenlosen Spekulationen fern der Heimat und fern der angestammten Klientel. So etwas passiert bei uns nicht. Wir sind die Anständigen, die Besseren überhaupt." Wer und was sollte dem Geschäftsmodell Platzbank denn überhaupt etwas anhaben können?!

Die spitzen Zeigefinger sind nun eingerollt. Denn der schlichte Zinsüberschuss, der doch fast landauf, landab die Grundlage des Verbundbankglücks war, der liefert nicht mehr so richtig. Gewiss, gewiss, die schöne Differenz zwischen Soll und Haben, die gibt es zwar noch. Aber die Margen sind übel gesunken. Denn der Kredit an Klein bis Mittel als (letzter) Tragpfeiler des gesamten Betriebsgebäudes steht im erbitterten Wettbewerb des schrumpfenden Bankwesens, ohne dass die Nachfrage dem Angebot folgt. Und die Strafen für nach Amtsmeinung zu hohe Risiken sind einfach schrecklich.

Ein paar lächerliche Jahrzehnte hindurch hat die Branche sich wohl selbst vor zu großer Zinsabhängigkeit gewarnt und auf einen unbedingt nötigen höheren Provisionsüberschuss verwiesen. Und mancherorts ist dies auch gelungen. Die Wertpapierleute produzierten wachsende Umsätze, vor allem aber die Vermittlung von Versicherungen und Bausparverträgen brachte Geld ins Haus. Just diese beiden Provisionsbringer hat die Vernichtung des Kapitalmarktzinses durch die Südstaaten- Geldpolitik der Europäischen Zentralbank aber gemeinhin ziemlich unattraktiv werden lassen, das Wertpapiergeschäft leidet fortgesetzt unter der Börsenunsicherheit und die Fondsprogramme strotzen auch nicht gerade vor Prosperität. Die Platzbank in Gestalt von Sparkasse und Genossenschaft kann also das eigene (Erfolgs-)Modell auch nicht "schnell mal wechseln" - genauso wenig wie Deutsche Bank und Commerzbank ihre etablierten Grundstrukturen.

Was sie alle jetzt dagegen tun, zeugt von Ratlosigkeit: Sie streichen sozusagen den freundlichen Service und schreiben das Bedienungsgeld gleich mit auf die Kundenrechnung. "Gebühren" für alles nur Mögliche werden alsbald genauso Branchenstandard sein wie vor noch gar nicht langer Zeit die Kontoführung als unsinniges Werbegeschenk. Ordentliche Preise für alle nur fassbaren Bankdienstleistungen werden den Provisionsüberschuss nicht explodieren lassen. Aber die Verfügbarkeit von Geld, von Zahlungsmitteln überall und jederzeit für den Bankkunden zu einer Preisfrage zu machen, wenn das Geld allein dank EZB schon fast gar nichts mehr kostet, hat schon längst eine neue Konkurrenzebene eröffnet. Denn wenn Geld nur noch ein "Transportproblem" darstellt, ein eigenwertloses Mittel zum Zahlungszweck, dann braucht es auch dafür keine Kreditinstitute mehr.

Aber vielleicht können die Banken tatsächlich in der so rasend fortschreitenden Digitalisierung noch darstellen, dass sie im puren Umgang mit Geld und Vermögen und Finanzierung auch ohne Zins über die besten Verkehrswege verfügen. Transaction Banking pur - wenigstens als Versuch?

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