Kreditgenossenschaften

Erstaunlich einig

Quelle: pixabay

Schwierige Zeiten schweißen zusammen. Das gilt ohnehin für die genossenschaftlichen Kreditinstitute, die Subsidiarität, Dezentralität, Selbstorganisation und Selbstverantwortung schon vor langer Zeit zur Handlungsmaxime erklärt haben. Doch die Einigkeit der Banker beziehungsweise ihrer Verbandsvertreter und der Politik und Notenbank anlässlich der 77. Betriebswirtschaftlichen Tagung des BVR in Berlin war schon erstaunlich. Denn es ist noch gar nicht allzu lange her, dass die Banken und Sparkassen in Deutschland den Buhmann für nahezu alles abgeben mussten und wenig bis keine Fürsprecher fanden. Das ist heute anders. Egal ob Regulierung, Geldpolitik oder die Transformation der Wirtschaft, es scheint derzeit kaum ein Blatt zwischen die Verantwortlichen zu passen. Das bekamen jüngst in Brüssel auch die anderen Europäer und vor allem Eurogruppenchef Paschal Donohoe zu spüren, der mit seinen Vorschlägen zur gemeinschaftlichen Einlagensicherung und damit der vermeintlichen Vollendung der Bankenunion vor allem am Widerstand Christian Lindners gescheitert ist.

Die Präsidentin des BVR ist zufrieden: "Man hat in der Eurogruppe EDIS richtigerweise zurückgestellt. Das haben wir vor allem dem BMF zu verdanken", so Marija Kolak, die das Heimspiel in Berlin nutzte, um klarzustellen: "Es gibt keine unvollendete Bankenunion." Keine Zustimmung der Präsidentin findet der neue Vorstoß Brüssels, die Abwicklungsbefugnisse des Single Resolution Boards auf Banken aller Größenordnungen standardmäßig auszudehnen und über die nationalen Einlagensicherungsysteme mitzufinanzieren: "Eine solche Zentralisierung des gesamten Krisenmanagements für Banken ist nichts anderes als ein EDIS durch die Hintertür."

Kolak warnte in Berlin auch einmal mehr vor einer überbordenden Regulierung, die den Banken aus Angst vor Schieflagen lieber gleich die Luft zum Atmen nähme und die Institute schlicht wegreguliere. In der Tat ist es traurig, wenn Zusammenschlüsse von Genossenschaftsbanken oder Sparkassen nicht mehr von betriebswirtschaftlichen Überlegungen getrieben werden, sondern vielmehr verzweifelte Antwort auf die ausufernden regulatorischen Anforderungen und die Bürokratie sind. In Sachen Kreditvergabe warnte die Präsidentin vor weiteren Einschränkungen und forderte mit Blick auf die von der Bankenaufsicht aktivierten Puffer: "Die Kreditvergabemöglichkeiten der Banken müssen erhöht werden." Und auch hier gab es sofort Unterstützung: "Die Genossenschaftliche Finanzgruppe mit ihrer starken regionalen Verankerung, der Kundenorientierung und der starken Marktpräsenz gegenüber dem Mittelstand ist für die Finanzierung der Transformation entscheidend", sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner. Und Bundesbank-Vorständin Sabine Mauderer brachte es kurz und knapp auf den Punkt: "Die Finanzierung vor Ort braucht Banken vor Ort." Und ergänzte: "Die Genossenschaftsbanken machen es seit über 170 Jahren vor: Großes lässt sich nur gemeinsam bewirken. Deutschland hat Großes vor." So viel Einigkeit darf Hoffnung machen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X