Vermögensverteilung

Auswirkungen der Geldpolitik?

Immer wieder warnt Bundesbankpräsident Jens Weidmann vor zunehmenden Risiken und Nebenwirkungen der aktuellen Geldpolitik. Dass in diesem Zusammenhang hierzulande weniger von möglichen positiven Effekten auf die Verschuldung der öffentlichen Haushalte, Impulsen für die Konjunktur und den Arbeitsmarkt und mehr über die Herausforderungen der Altersvorsorge, der Lebensversicherungen und der Sparer diskutiert wird, liegt maßgeblich an der gewachsenen Kultur der Vermögensbildung. In Deutschland sind die typischen Anlageklassen breiter Bevölkerungsschichten unter Druck. Zuwächse versprechen nur noch risikobehaftete Engagements in Sachwerte und Wertpapiere.

Die Einflüsse der Geldpolitik auf die Verteilung sind komplex und längst noch nicht hinreichend erforscht. Das unterstreicht eine aktuelle Studie der Deutschen Bundesbank im Monatsbericht September, die neben der Vermögenspreisentwicklung, etwa auf den Aktien- und Immobilienmärkten, auch die mittel- und langfristigen realwirtschaftlichen Effekte auf Konsum, Investitionen und Arbeitsmarkt berücksichtigt sehen will. Aber solange die Geldpolitik und die Regulierung die Dinge immer komplexer machen, wird es eben auch immer schwieriger, die Nebenwirkungen mit ihren Zweit- und Drittrundeneffekten zu durchschauen. Im aktuellen Global Wealth Report der Allianz Gruppe wird nun die Vermutung geäußert, dass die expansive Geldpolitik aller großen Notenbanken mittlerweile ihre Wirkung als Treiber der Wertpapierpreise schon verloren hat. Hat der Chefvolkswirt Michael Heise somit nicht Recht, wenn er nach den vielen Jahren des vergeblichen Wartens auf eine stimulierende Wirkung der (europäischen) Geldpolitik auf die Konjunktur eine Beweislastumkehr für sinnvoll hält? Müssten nicht allmählich die Notenbanken zeigen, dass ihre Maßnahmen wirken, bevor sie mit ihrer Geldpolitik Strukturen zerschlagen, die sich zumindest in der deutschen (Kredit-)Wirtschaft über viele Jahre bewährt haben?

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