Bankenchronik Ausgabe 12/2016

21. Mai 2016 bis 7. Juni 2016

Die Europäische Kommission hat in der zweiten Mai-Hälfte eine delegierte Verordnung angenommen, in der die Kriterien festgelegt werden, denen die für die Abwicklung von Banken zuständigen Behörden Rechnung tragen müssen, wenn sie die Mindestanforderung an Eigenmittel und berücksichtigungsfähige Verbindlichkeiten (MREL) - kurz "bail-in-fähige" Instrumente - zum Verlustausgleich und zur Rekapitalisierung von Banken festlegen. Mit der delegierten Verordnung wird eine zentrale Bestimmung der Richtlinie über die Sanierung und Abwicklung von Kreditinstituten (BRRD) klarer gefasst.

Die Verordnung stützt sich auf den Entwurf des technischen Regulierungsstandards der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA). Der Entwurf wird dem Rat und dem Europäischen Parlament zur Prüfung vorgelegt; diese Organe können innerhalb einer Frist von drei Monaten Einwände erheben.

Die Nord LB Norddeutsche Landesbank und die Finanz Informatik Technologie Service (FI-TS) haben einen neuen IT-Dienstleistungsvertrag geschlossen. Zusätzlich zum Betrieb der Mainframes und der SAP-In frastruktur übernimmt FI-TS zukünftig alle wesentlichen Enterprise-Systeme mit 160 Applikationen, den Datenbank- und Middleware-Betrieb sowie den technischen Applikationsbetrieb für die Landesbank. Das Umsatzvolumen liegt im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Der Vertrag läuft bis Ende 2022. Bis Ende Oktober 2017 soll im Rahmen der Migration die IT-Infrastruktur der Nord LB komplett ausgetauscht werden.

Die Bayern-LB hat Anfang Juni offiziell ein zweites Mittelstandszentrum in China eröffnet. Sie will damit bayerische und deutsche Unternehmen beim Eintritt in den chinesischen Markt unterstützen. Das neue German Centre (GC) bietet ein Raumund Serviceangebot für mittelständische Unternehmen in der Stadt Taicang in der Provinz Jiangsu, rund 50 Kilometer nordwestlich von Shanghai. In Taicang sind derzeit rund 200 deutsche, überwiegend mittelständische Industriebetriebe angesiedelt. Seit Jahresbeginn wählten zwölf Firmen das neue German Centre Taicang als ihren Standort.

Die Commerzbank eröffnet eine Tochtergesellschaft in der brasilianischen Metropole São Paulo. Ziel der Bank ist es, deutsche und europäische Unternehmen in Brasilien zu unterstützen sowie zugleich großen und kapitalmarktnahen lateinamerikanischen Firmen ihren Weg nach Europa zu ebnen. Die Eröffnung der Tochter in Brasilien wird als wichtiger Schritt in der Internationalisierungsstrategie des Institutes gesehen. Die Bank ist seit 60 Jahren durch eine Repräsentanz in Brasilien vertreten. Sie hatte im September vergangenen Jahres von der brasilianischen Zentralbank (BACEN) die offizielle Genehmigung für die Gründung einer Tochtergesellschaft in São Paulo erhalten. In Brasilien sind derzeit etwa 1 300 deutsche Unternehmen vertreten, von denen rund 900 im Großraum São Paulo angesiedelt sind.

Die französische Fondsgesellschaft Amundi kauft 87,5 Prozent der Anteile an dem Asset Manager Kleinwort Benson Investors (KBI) von der französischen Oddo & Cie. Die verbleibenden 12,5 Prozent der Anteile wird die Geschäftsleitung von KBI erwerben. Als Tochtergesellschaft der BHF Kleinwort Benson Group wurde KBI kürzlich von der Oddo-Gruppe übernommen. Es handelt sich bei dem Unternehmen um einen Asset Manager mit Spezialisierung auf Aktienverwaltung. Der Sitz der KBI ist in Dublin (Irland), sie unterhält Niederlassungen in Boston und New York und beschäftigt 62 Mitarbeiter. Per Ende März 2016 verwaltete sie ein Vermögen in Höhe von 7,6 Milliarden Euro. Amundi verwaltete zum gleichen Stichtag ein Vermögen von 987 Milliarden Euro. Der Kundenstamm von KBI erstreckt sich über insti tutionelle Anleger, Verwaltungsmandate und Drittanbieter. 53 Prozent ihres verwalteten Vermögens stammen aus Nordamerika, Irland und Großbritannien steuern zusammen 27 Prozent bei, Kontinentaleuropa 15 Prozent und Asien 5 Prozent. Die Transaktion unterliegt den üblichen Genehmigungen, sie soll im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein.

Die eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hat in einem Verfahren gegen die Banca della Svizzera Italiana (BSI AG) festgestellt, dass das Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen und Transaktionen im Umfeld der Korruptionsaffäre des malaysischen Staatsfonds 1 MDB schwer gegen Geldwäschebestimmungen und das Gewährserfordernis verstoßen hat. Demnach hat die Bank im Fall von 1MDB über mehrere Jahre zahlreiche große Transaktionen mit undurchsichtigen Zwecken ausgeführt und trotz offensichtlichen Verdachtsmomenten die Hintergründe nicht abgeklärt. Die Behörde hat entschieden, dass sie eine vollständige Übernahme der BSI durch EFG International genehmigt, unter der Auflage, dass die BSI völlig integriert und in der Folge aufgelöst wird. Daneben zieht die Finma einen Gewinn der BSI von 95 Millionen Schweizer Franken ein. Gegen zwei verantwortliche ehemalige Funktionsträger der Bank eröffnet die Behörde Enforcementverfahren.

Orange, der französische Telekomkonzern, übernimmt 65 Prozent des Kapitals an der Groupama-Bank. Letztere ist Tochtergesellschaft des französischen Versicherers Groupama, bei dem 35 Prozent der Anteile verbleiben. Das Unternehmen soll in Orange Bank umbenannt werden und wird ab dem kommenden Jahr in Frankreich auf mobile Bankdienstleistungen ausgerichtet. Das Produktspektrum soll von dem Mobilfunkkonzern unter dem Namen Orange und von dem Versicherer unter dem Namen Groupama jeweils über die eigenen Vertriebskanäle an die Verbraucher gebracht werden. Damit wollen die beiden Unternehmen insgesamt rund 2 Millionen Kundenverbindungen eingehen. Orange und Groupama planen, nach einer ersten Phase in Frankreich das Angebot auf Spanien und Belgien auszudehnen.

Die französische Investmentbank Rothschild & Co. hat angekündigt, die ebenfalls in Frankreich ansässige Bank Compagnie Financiere Martin Maurel zu übernehmen. Letztere ist eine regional agierende Privatbank. Das durch die Fusion neu entstehende Institut würde ein Vermögen in Höhe von etwa 34 Milliarden Euro verwalten. Im Zuge der Transaktion, die bis zum Jahresende abgeschlossen werden soll, wird Martin Maurel mit 240 Millionen Euro bewertet. Die beiden Kreditinstitute sind bereits durch Überkreuzbeteiligungen miteinander verbunden. Nach der Übernahme will die Gruppe in Frankreich unter dem Namen Rothschild Martin Maurel auftreten. Derzeit verwaltet Rothschild weltweit ein Vermögen von 50 Milliarden Euro.

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