Gespräch des Tages

Wiesbadener Volksbank - Der Frühindikator

Wenn die Wiesbadener Volksbank alljährlich gleich in der ersten Woche des Jahres zu ihrer Bilanzpressekonferenz lädt, ist das nicht nur geschickt, denn angesichts mangelnder Konkurrenztermine ist große Aufmerksamkeit gesichert, sondern es ist auch ein Stück weit wegweisend. Denn ein Blick in die Zahlen einer der großen und in den vergangenen Jahren erfolgreichen Volksbank dient als guter Frühindikator, was vom abgelaufenen Geschäftsjahr des Verbundes sonst so zu erwarten ist. Und die erste Kunde ist keineswegs froh. Der Zinsüberschuss als dominierender Ertragsfaktor hat unter dem harten Konditionen-Wettbewerb und der flachen Zinsstrukturkurve weiter gelitten und ist bei der Wiesbadener Volksbank um 3,2 Prozent auf 63 Millionen Euro gesunken. Das konnte der auf 22,5 Millionen Euro gestiegene Provisionsüberschuss nicht kompensieren. Das, so der Vorstandsvorsitzende der Wiesbadener Volksbank, Rolf Hildner, werde man bei vielen Volks- und Raiffeisenbanken beobachten können. Und mehr noch: Da 2007 ein Jahr ohne Sondereffekte gewesen sei - in den Vorjahren machten sich vor allem Körperschaftssteuerguthaben und Buchgewinne aus einer Höherbewertung der DZ-Anteile in den Erfolgsrechnungen bemerkbar -, werde sich nun zeigen, wer seine Kostenstrukturen im Griff habe. Da der Wettbewerbsdruck nicht nachlasse, werde es zu weiteren zahlreichen Fusionen unter den bislang noch rund 1 250 Ortsbanken kommen, erwartet Hildner.

In Zeiten schwindender Erträge, werden natürlich auch alle sogenannten Overheadkosten besonders kritisch beäugt. An erster Stelle sind hier die Prüfungs- und Verbandsgebühren zu nennen. Von daher ist es nicht weiter verwunderlich, wenn Hildner die sich anbahnende Fusion der Genossenschaftsverbände in Baden und Württemberg ebenso begrüßt wie die Gespräche zwischen dem Frankfurter Verband und seinem Pendant aus Hannover. Drei Regionalverbände, so der Wiesbadener Vorstandsvorsitzende - Nord, Mitte, Süd - seien auf mittlere Sicht völlig ausreichend, unterstützt vom Dachverband DGRV und dem BVR. Mit Blick auf die Sparkassenorganisation, die gerade die Rechenzentren fusioniert, wird innerhalb des genossenschaftlichen Sektors auch Handlungsbedarf bei den beiden verbliebenen Rechenzentren Fiducia und GAD ausgemacht. Und auch mit Blick auf die beiden Zentralbanken hoffen viele auf einen neuerlichen Anlauf. Das alles kann aber nur Beiwerk sein. Die wesentlichen Aufgaben müssen im Markt in den einzelnen Häusern und unterstützend durch den Bundesverband erfolgen. Der Finanzverbund muss aufpassen, dass er im Wettbewerb nicht noch weiter zurückfällt. Denn von dem ehedem als Ziel angepeilten Marktanteil von 30 Prozent entfernen sich die Volks- und Raiffeisenbanken Jahr für Jahr weiter. Die Gewinner sind andere. Die Wiesbadener Volksbank will sich beispielsweise vermehrt um gutsituierte Privatkunden bemühen. Im Geschäftsgebiet gebe es 11 600 Haushalte mit einem Nettoeinkommen von mehr als 4 600 Euro, heißt es. Davon seien erst 1 700 Kunden der Volksbank, der Rest ist vor allem bei den Frankfurter Großbanken unter Vertrag. Ein Versuch ist es allemal wert.

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