Gespräch des Tagess

WestLB - Aufklärungsarbeit im Raten-ABC

Wenn Landesbanken auf welche Art auch immer im Retailgeschäft tätig
werden, ertönen in der Sparkassenorganisation regelmäßig die
Alarmglocken. Insbesondere die Institute vor Ort wittern dann die
Gefahr, ihrer elementaren Geschäftsgrundlagen beraubt zu werden und
sensibilisieren vorsorglich die Öffentlichkeit wie auch die Gremien
für möglicherweise brisante Vorgänge. Dergleichen Misstrauen kam
folglich auch Ende März auf, als die WestLB ankündigte, die
Kundenkarten des Bonusprogramms Payback mit einer kostenfreien
Zahlungsfunktion ausrüsten und als zentrale Plattform für diese
Kooperation die ABC Privatkunden-Bank in Berlin übernehmen zu wollen.
Seither herrscht Unsicherheit in der Sparkassenorganisation über die
Ambitionen der WestLB im Retailgeschäft mit Karte und Ratenkredit. Die
Grundprinzipien der Sparkassenorganisation könnten verletzt werden.
Das Ratenkreditgeschäft werde von den Sparkassen doch schon dezentral
angeboten, und die Sparkassenorganisation verfüge bereits über
leistungsfähige Systeme im bargeldlosen Zahlungsverkehr lauteten
seinerzeit die Einwürfe aus der S-Gruppe (siehe dazu Kreditwesen
9-2006).
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In einem Interview mit der Schwesterzeitschrift bank und markt (Heft
7-2006) leistet Andreas Kramer, Geschäftsführer der ABC
Privatkunden-Bank, nun Aufklärungsarbeit. Er schildert wie es zum
Erwerb gekommen ist und welche Absichten die WestLB mit ihrer Tochter
verfolgt. Die Loyalty Partner GmbH als Payback-Betreiber, so seine
Argumentationslinie, wollte demnach "einen Finanzdienstleister mit ins
Boot nehmen, ... der alles, was nah am Konsumenten ist, deutlandweit
einheitlich liefert." Deren Karte wird nun mit einer Zahlungsfunktion
ausgerüstet, und die WestLB bringt über die Tochter ABC
anforderungsgemäß ein Point-of-Sale-fähiges Konsumentenkreditprodukt
an den Markt, wie es die S-Finanzgruppe mangels Zugang zum Point of
Sale derzeit gar nicht anbieten könne. Nicht als Konkurrenz zur
Sparkasse vor Ort will Kramer folglich die Aktivitäten seines Hauses
verstanden wissen, sondern als kreative Maßnahme, die eine operative
Lücke in der S-Finanzgruppe schließt. Er spricht in diesem
Zusammenhang ausdrücklich von einer "offenen Architektur" und lädt
alle interessierten Mitglieder der S-Gruppe ein, sich mit insgesamt
bis zu 49 Prozent an der ABC Bank zu beteiligen. Den Eigentümern sowie
vielen nordrhein-westfälischen Sparkassen hat er das Konzept schon
erläutert. Für interessierte Sparkassen und Verbände in anderen
Regionen laufen entsprechende Roadshows. Und ganz nebenbei kann er
interessierte Sparkassen mit der Möglichkeit locken, ihre
Produktpalette über das Payback-Programm zu bepunkten.

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