Gespräch des Tages

Wertpapierabwicklung - Zum Wachstum verdammt

2011 war für die DWP Bank ein gutes Jahr. Das lässt sich zunächst an den nackten Zahlen festmachen. Der Gewinn stieg um rund 29 Prozent auf 16,2 Millionen Euro, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit verbesserte sich gar um knapp ein Drittel auf 24,3 Millionen Euro. Und das alles in einem Jahr, das angesichts der Zurückhaltung der Anleger sicherlich nicht zu den besten aller Wertpapierjahre gehörte, was sich auch in weiterhin rückläufigen Provisionsüberschüssen von 245 Millionen Euro nach 250 Millionen Euro im Vorjahr ausdrückt. 2008 standen hier noch über 300 Millionen Euro zu Buche, wobei die Rückgänge nicht allein mit weniger Aufträgen, sondern auch mit gesunken Preisen für die Kunden der DWP Bank, in erster Linie die Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken, zurückzuführen sind.

Dementsprechend resultiert das Gewinnplus vor allem aus niedrigeren Aufwendungen (248,5 nach 281,3 Millionen Euro) und einer deutlich geringeren Risikovorsorge (748000 Euro nach noch drei Millionen im Vorjahr). Doch auch das ist eine gute Nachricht, zeigt es doch, dass der Abwicklungsspezialist sowohl der Sparkassen- als auch der genossenschaftlichen Finanzgruppe seine Prozesse weiter optimiert hat. Man darf allerdings sanft fragen, ob es richtig sein kann, dass bei einem system- und prozessorientierten Dienstleister die Personalkosten (146,2 Millionen Euro) die Sachkosten (102,3 Millionen Euro) deutlich übersteigen? Das Ergebnis ist zudem ein Ergebnis im Normalzustand, da es ohne Sondereffekte zustande gekommen ist. Im Vorjahr konnte noch ein Sondererlös in Höhe von knapp 24 Millionen Euro durch eine Abschlagszahlung der Commerzbank für die Vertragsauflösung in Sachen Dresdner Bank verbucht werden. Hausaufgaben gemacht, könnte man festhalten.

Von dieser guten Basis aus gilt es nun, weiteres Wachstum zu generieren. Das ist freilich nicht ganz so einfach. Bereits heute zählen die 1121 genossenschaftlichen Institute sowie die beiden Zentralbanken DZ Bank und WGZ Bank ebenso zu den Kunden wie 337 Sparkassen und acht Landesbanken. Ab 2013 kommen weitere 78 Sparkassen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz hinzu. Des Weiteren hat der Abwickler noch rund 30 Privatbanken unter Vertrag, darunter Adressen wie die Postbank, die BHF-Bank oder die SEB. Ob die Postbank, die inzwischen zum Deutsche-Bank-Konzern gehört, über die Vertragslaufzeit bei der DWP Bank verbleiben wird, ist jedoch zumindest ungewiss. Es fehlt also schlicht an Wachstumsmöglichkeiten, betrachtet man sich nüchtern den Rest der Bankenlandschaft in der Bundesrepublik mit Bedarf an einem Wertpapierabwickler. Sicher, da sind noch die KAGs. Doch diese zu knacken ist bislang nicht gelungen und wird sicherlich auch in Zukunft eine harte Nuss sein.

Daneben könnten auch die Direktbanken und Onlinebroker wie die DAB Bank, ehemaliger Arbeitgeber des amtieren DWP-Chefs Dr. Markus Walch, potenzielle Neukunden sein. Aber größere Sprünge müssen zwangsläufig über das Auslandsgeschäft erfolgen. Hier befindet sich der Frankfurter Abwickler derzeit in einer Due Diligence mit der niederländischen KAS Bank. Einigt man sich, so soll die KAS Vertriebspartner für den niederländischen Markt werden, und die DWP will eine Niederlassung in Amsterdam eröffnen. Weitere Auslandsmärkte sollen bei Erfolg Schritt für Schritt erschlossen werden. Allerdings birgt das auch Risiken: Zum einen ist man mit den Märkten jenseits der Grenzen nicht ganz so vertraut wie mit dem Heimatmarkt. Zum anderen schmälern Partner immer auch die ohnehin schon engen Margen.

Bleibt also eine bessere Ausschöpfung der Bestände. Hier will die DWP Bank mit verbesserten Services punkten. So versprechen sich die Verantwortlichen einiges von Dienstleistungen rund um die steigenden Anforderungen der Regulatorik. Dies ist laut Verträgen allerdings schon in den aktuellen Preismodellen enthalten, sofern den Kunden die Standarddienstleistung reicht. Inwieweit sich Services wie das Erfassen und Eintreiben der Quellensteuer von einem "Nice-to-have" zu einem "Musthave" und damit zu einer echten Ertragsquelle entwickeln lassen, wird sich erst noch zeigen müssen. Demzufolge sind es (nur) realistische Ziele, die sich der neue Chef Walch setzt: Er will in fünf Jahren an einer hohen Kundenzufriedenheit, nachhaltig stabilen Ergebnissen und mehr Kunden als heute gemessen werden. Mehr geht aber vielleicht auch gar nicht für einen Dienstleister der zum Großteil seinen Kunden gehört, denn es droht immer ein Dilemma: Ist der Gewinn zu hoch, drängen die Kunden auf eine Preissenkung, die in der Folge wiederum den Gewinn schmälert. Ist er zu niedrig, drohen Abschreibungen auf die Buchwerte bei den Eigentümern. Wie man es macht ...

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