Gespräch des Tages

Wertpapierabwicklung - Fernab von früheren Erwartungen

Wer in den vergangenen Monaten die gehandelten Volumina der deutschen Börsen im Berichtsjahr 2012 im Blick hatte, der durfte gewiss erwarten, dass auch die Berichterstattung der Wertpapierdienstleister nicht euphorisch ausfallen würde. Auch die fast schon resignierende Bestandsaufnahme aus der Politik und der Kreditwirtschaft über den schleppenden Aktienabsatz an Privatpersonen und die weiterhin eher bescheidene Zahl an privaten Aktionären deutete in diese Richtung.

Und einen Tag bevor die Deutsche Wertpapier Service Bank im Rahmen ihrer Bilanzberichterstattung den Einbruch des Ergebnisses der normalen Geschäftstätigkeit um satte 91 Prozent von 24,341 Millionen Euro auf lediglich 2,177 Millionen Euro im Berichtsjahr bekannt geben musste, gab es eine weitere Meldung aus der Branche, die ebenfalls bezeichnend für die derzeit schwierigen Marktverhältnisse ist. Die Deutsche Bank hatte kurz und knapp mitgeteilt, wieder alleiniger Eigentümer der Xchanging Transaction Bank GmbH zu werden und die unternehmerische Führung zu übernehmen. Als Grund beziehungsweise Ziel dieser Wiedereingliederung werden die Steigerung der operativen Leistungsfähigkeit im Konzern sowie eine Verringerung von Redundanzen, Komplexität und Kosten genannt. Man kann das aber ebenso als vorläufiges Scheitern eines von vielen ambitionierten Projekten einer europäischen Wertpapierabwicklung interpretieren. Unter den heute noch herrschenden Marktbedingungen, dem regulatorischen Umfeld und dem immer noch weitgehend national geprägten Rechts- und Steuerrahmen haben sich die Erwartungen und vor allem auch die Zeitvorstellungen der Anbieter hinsichtlich eines harmonisierten europäischen Marktes einfach nicht erfüllt.

All diese Dinge prägen auch den Geschäftsabschluss der jeweils hälftig der Genossenschafts- und der Sparkassengruppe gehörenden DWP Bank. Trotz der weitgehenden Abdeckung der Wertpapierabwicklung der beiden Verbundorganisationen sowie der Dienstleistungsfunktion für 34 private Banken unterschiedlicher Art und Größe ist es auch ihr in den vergangenen Jahren nicht gelungen, die erhofften Transaktionszahlen in Deutschland zu generieren. Und auch bei ihr fehlen die wirklich belastbaren Anzeichen für eine spürbare Ausweitung der Mengengerüste auf einem zusammenwachsenden europäischen Markt in einem absehbaren Zeitraum. Im Gegenteil, seit dem Ausbruch der Finanzkrise registriert das Unternehmen einen Rückgang der Depots in Deutschland von 29,7 Millionen im Jahre 2007 auf 24,8 Millionen im Jahre 2012. Im eigenen Haus ist der Rückgang von 7,3 Millionen auf 5,5 Millionen Euro maßgeblich durch den Rückzug der ehemaligen Volumina der früheren Dresdner Bank und der Postbank bedingt, die ihre Wertpapiergeschäfte heute wieder hausintern bei der Commerzbank beziehungsweise der Deutschen Bank abwickeln. Hinzu kommt bei der DWP Bank ein Rückgang der Anzahl der Transaktionen allein im Berichtsjahr von 25,38 Millionen 2011 auf 19,37 Millionen in 2012. Ob man nun die Diskussionen um die Finanztransaktionssteuer, die regulatorischen Bedingungen rund um Basel III und CRD IV oder die Bestimmungen des Verbraucherschutzes mit dem Beratungsprotokoll und der Beraterregistrierung oder eine Mischung aus alledem als Grund für die Verunsicherung heranzieht, ist letztlich unerheblich. Die Branche muss sich im Lichte der heutigen Rahmenbedingungen insgesamt neu justieren.

Bei der DWP Bank will man das in den kommenden Jahren mit einer Mischung aus weiterer Effizienzsteigerung und gezieltem Wachstum erreichen und hat zu diesen Zwecken in Summe schon 17 Millionen Euro in der laufenden Gewinn- und Verlustrechnung verarbeitet. So wurden allein 10,7 Millionen Euro als außerordentlicher Sonderaufwand für die Verlagerung von Tätigkeiten aus Hannover auf andere Standorte des Unternehmens angesetzt. Für das kontrollierte Wachstum beziehungsweise eine Expansion in den Retailmarkt der Niederlande, in gemeinsame Wholesale-Produkte und den außerbörslichen Direkthandel sowie auf längere Sicht zur "Förderung gemeinsamer Vertriebsaktivitäten für eine paneuropäische Abwicklungsplattform" wurden im Geschäftsjahr bereits weitere mehr als sechs Millionen Euro investiert. Und eine sanfte Expansion im Inlandsgeschäft hat nach wie vor die Fondsbranche im Blick, während die Großbanken wieder mehr oder weniger auf die Eigenabwicklung zurückgegangen sind.

Stabilisierung durch intensives Kostenmanagment unter den schwierigen Marktbedingungen und dennoch angemessene Vorbereitung auf einen irgendwann sicherlich kommenden europäischen Markt, so lautet die bescheidener gewordene Marschrichtung der DWP Bank. Ob dieser Spagat zum Überleben reicht und gleichzeitig eine gute Startposition für den auf längere Sicht doch zu erwartenden Konsolidierungsprozess auf europäischer Ebene ermöglicht, hängt nicht zuletzt von den Erwartungen der Eigentümer an die Kosteneffizienz beziehungsweise eine Ausschüttung ab. Aber dieses Dilemma kennt beileibe nicht nur die DWP Bank.

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