Gespräch des Tages

Transaktionsbanken - "Powered by DWP Bank"

Es geht doch! Nach erfolgreichem Abschluss der über zwei Jahre währenden Systemmigration des genossenschaftlichen Alt-IT-Systems WVS samt aller knapp 1200 Genossenschaftsbanken und der beiden Zentralbanken auf die zentrale Plattform WP2 möchte die verantwortliche DWP Bank dies durchaus als gutes Beispiel und vielleicht sogar Initialzündung für weitere Vereinheitlichung innerhalb der genossenschaftlichen Bankengruppe verstanden wissen. Schließlich haben an dieser Mammut-Aufgabe Mitarbeiter der DWP Bank, der beiden Zentralbanken DZ und WGZ sowie der beiden Rechenzentren GAD und Fiducia schiedlich, friedlich und höchst erfolgreich zusammen gearbeitet. "Dieses Projekt gibt Hoffnung", sagt DWP-Bank-Chef Ralf Gissel. In der Tat leuchtet es kaum noch ein, warum es immer noch zwei Rechenzentren mit zwei Systemen geben muss, und auch die Sinnhaftigkeit einer Zentralbankenfusion ist längst diskutiert und für ausreichend befunden worden. Doch scheiterte es bislang immer wieder an Kleinigkeiten - es menschelt halt überall.

Die DWP Bank realisiert durch die Zusammenführung aller Kunden auf dem WP2-System Einsparungen von rund 35 Prozent oder mehr als 30 Millionen Euro. Diese werden, so betonen die Verantwortlichen, natürlich in Form von Preissenkungen an die Kunden weitergegeben, die sich über Abschläge zwischen zehn und 25 Prozent freuen können. Doch selbst mit diesen Rabatten bleibt das alles auch für die Ergebnisrechnung nicht ohne Konsequenzen. Nach einem kräftigen Gewinneinbruch von 6,75 auf 4,51 Millionen Euro im vergangenen Jahr rechnet Gissel trotz anhaltender Zurückhaltung gerade der privaten Anleger bei Wertpapierorders in der laufenden Berichtsperiode mit einer Verdoppelung des Ergebnisses.

Mit der erfolgreichen Migration von WVS auf WP2 sind nun alle Kunden der DWP Bank auf einem Systeme vereint. Insgesamt sind dies rund 1600 der etwa 2000 in Deutschland tätigen Institute. Die DWP-Plattform WP2 ist technisch so ausgelegt, dass sie den gesamten Xetra-Handel eines Tages, rund 725000 Orders, vollständig bewältigen könnte. Aktuell laufen allerdings erst rund 120000 Transaktionen täglich über das System, was vor allem mit dem Fehlen der beiden Großbanken Commerzbank und Deutsche Bank sowie einiger kleinerer Privatbanken zu begründen ist. Zudem wird in den kommenden Monaten auch das Volumen der Dresdner Bank, die 2007 auf WP2 migriert wurde, der DWP Bank wieder verloren gehen und auf die Commerzbank-Plattform zurückgeführt werden, allerdings ohne einen Mitarbeiterübergang. Gissel ist jedoch zuversichtlich, dass das Thema Commerzbank mit Perspektive von fünf Jahren wieder auf sein Haus zukommt. Anders und schwieriger gestaltet sich da die Lage bei Deutschlands Bankenprimus. Dieser hat gerade ein großes SAP-Projekt aufgesetzt und verfügt trotz der zentralen Províders Xchanging immer noch über viele kleinere Wertpapier-Abwicklungssysteme. Zwar wird sich die Deutsche Bank irgendwann entscheiden müssen, welchen Weg sie einschlagen will, doch sollte sich die DWP Bank zunächst keine allzu großen Hoffnungen machen.

Doch auch ohne die Deutsche Bank und ohne weitere Neukundengewinnung könne die DWP Bank mit den bestehenden Volumina sowohl hinsichtlich der eigenen GuV als auch mit Blick auf die Attraktivität für bestehenden Kunden durch weitere Preissenkungen gut leben. Bei diesem Statement ist allerdings die vollständige Migration der sogenannten WIS-Banken, also der Landesbanken Bayern und Hessen und der Primärinstitute der beiden Bundesländer - immerhin weit über 100 Institute mit mehr als 1,2 Millionen Depots und fast vier Millionen Orders - eingerechnet. Und auch die in Kürze zu erwartende Verkündung des Anschlusses der Landesbank Baden-Württemberg samt der Sparkassen im Ländle ist bereits berücksichtigt.

Damit ist das Wachstumspotenzial im Inland nahezu ausgeschöpft. Gissel setzt ohnehin stark auf die Karte Europa. Er geht fest davon aus, dass das System Target-2-Securities wie geplant kommen und die Welt im Nachhandelsbereich nachhaltig verändern wird. Dadurch sieht er große Chancen für eine Transaktionsbank mit einem marktführenden Abwicklungssystem und einer internen Clearing-Settlement-Stelle, was die bisherigen Zentralverwahrer überflüssig machen, den Zugang über Target-2-Securities zu Europa ermöglichen und den Banken nur noch einen Partner/Ansprechpartner bieten würde. Und da sag noch einer, Abwicklung sei ein trockenes Geschäft ohne Visionen.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X