Aufsätze

Wandelanleihen im Portefeuille institutioneller Anleger - ein Instrument zur Verringerung des Gesamtrisikos

Zahlreiche verschiedene Strategien sind mit Wandelanleihen möglich.
Ein Wandelanleihenportefeuille kann prinzipiell sehr konservativ
geführt werden und damit den Charakter einer Anleihenanlage aufweisen.
Aber auch äußerst aggressive Ansätze stehen zur Verfügung. In diesem
Fall ist die Wandelanleihen-Strategie mit Aktienanlagen oder sogar
noch Risiko reicheren Hedge-Fonds-Investments vergleichbar. Daher
gilt: Wandelanleihenportefeuille ist nicht gleich
Wandelanleihenportefeuille.
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Verschiedene Steuergrößen denkbar
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In der Regel ist das Risiko (Volatilität) des Portefeuilles die
Vorgabe (Steuergröße). Im Rahmen dieser Vorgabe wird dann der Ertrag
optimiert. Wandelanleihen - auch Wandler oder Convertibles genannt -
haben die Eigenschaft, dass sie bei gegebenem Risiko eine bessere
Rendite bieten als andere Finanzinstrumente. Denkbar sind aber auch
ganz andere Ansätze, die ein bestimmtes Marktumfeld (zum Beispiel ein
Seitwärtstrend der Börse) möglichst günstig ausnutzen wollen. Die
Steuergröße ist hier deshalb nicht das Risiko, sondern das erwartete
Marktumfeld.
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Die "Hybride-Wandelanleihen-Strategie" ist gewissermaßen die
klassische Art und Weise, um in Wandelanleihen zu investieren. Hier
kauft man Papiere, die in der Nähe (plus/minus 15 Prozent) des
Rückzahlungspreises notieren. Daraus resultiert ein stark beschränktes
Risiko. Eine Wandelanleihe in diesem Kursbereich hat daher noch
Anleihencharakter, das heißt das Kapital ist zu 90 Prozent geschützt.
Trotz des Kapitalschutzes reagieren hybride Anleihen auf steigende
Aktienkurse. Aufgrund mathematischer Bewertungsmodelle partizipiert
eine solche Wandelanleihe zu rund 50 Prozent bis 60 Prozent am Anstieg
der Aktie. Man spricht deshalb auch von einem indirekten
Aktienexposure eines Wandlers von 50 Prozent bis 60 Prozent. Somit
kann eine hybride Wandelanleihe als Mischung (zu je rund 50 Prozent)
aus einer Obligationen- und Aktienanlage interpretiert werden.
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Diese Strategie verlangt ein genaues Management der Schuldnerbonität
der Papiere. Der erwähnte Kapitalschutzmechanismus greift nur dann,
wenn der Schuldner des Wandlers trotz fallenden Aktienkursen jederzeit
zahlungsfähig bleibt und die Anleihe zurückbezahlen kann. Eine hybride
Wandelanleihen-Strategie im klassischen Sinn verfügt daher über eine
hohe durchschnittliche Schuldnerqualität und weist ein
durchschnittliches Rating von mindestens Investment Grade auf. In
einem schwierigen Marktumfeld wird dieses durchschnittliche Rating
tendenziell möglichst hoch gehalten. Dabei basiert das
durchschnittliche Rating auf dem so genannten Implied Rating. Mit
dieser Methode wird täglich der Credit Spread eines jeden einzelnen
Schuldners gegenüber dem Treasury gemessen und gemäß Rating-Tabelle
eingestuft. Damit spiegelt das Rating dieses Portefeuilles die
aktuellste Einstufung des Marktes und bietet einen effizienten
Rentenschutz.
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Portefeuille im hybriden Kursbereich halten
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Entscheidend ist zudem, das hybride Wandelanleihenportefeuille stets
im hybriden Kursbereich zu halten. Denn bei einem starken Kursanstieg
der Börsen steigen auch die Kurse der Convertibles. Damit verlieren
diese aber ihren hybriden Charakter und weisen zunehmend das Risiko
direkter Aktienanlagen auf. Denn Wandler, die bei Kursen um 150
Prozent oder höher notieren (Rückzahlung bei 100 Prozent), haben
immerhin ein Rückschlagsrisiko von mindestens 33 Prozent. Daraus
folgt, dass die Papiere nach einem starken Kursanstieg verkauft und in
defensivere Titel getauscht werden müssen. Das sichert gleichzeitig
bisher erzielte Gewinne. Je nach Marktlage ergibt sich hier mehr oder
weniger Handlungsbedarf.
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Bei fallenden Märkten andererseits verlieren die ursprünglich
gekauften Wandelanleihen immer mehr den Kontakt zur Aktie. Die
Wandelprämie steigt (die Wandlung wird uninteressant), und die Anleihe
wird quasi zu einer gewöhnlichen Anleihe, die nicht mehr auf
Bewegungen der unterliegenden Aktie reagiert. Auch in diesem Fall
läuft ein hybrides Portefeuille mit der Zeit aus dem vorgegeben
Bereich (der einen 50 Prozent/50 Prozent Aktien/Anleihen-Charakter
haben sollte) und die Positionen müssen ersetzt werden (durch
aggressivere Titel). Damit kann bei einer Kurserholung der Börse
wieder profitiert werden. Zusammenfassend gilt: Eine fachgerecht
umgesetzte hybride Wandelanleihenstrategie baut Risiko (Aktienexposure
über Wandelanleihen) nach einem Kursanstieg ab und erhöht das
Aktienexposure nach Rückschlägen.
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Aktienähnliche Wandelanleihen mit erhöhtem Kurspotenzial und- risiko
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Wandler, die 50 Prozent und mehr über dem garantierten
Rückzahlungspreis notieren, haben ein Rückschlagsrisiko, das mit jenem
einer Aktie verglichen werden muss. Man spricht hier deshalb von
aktienähnlichen Wandelanleihen. Für das höhere Risiko wird der Anleger
aber mit hohem (ebenfalls aktienähnlichem) Kurspotenzial entschädigt.
Denn in diesem Kursbereich weisen Wandelanleihen tiefe oder überhaupt
keine Wandelprämien mehr auf. Das heißt, die Anleihe kann nahezu im
Verhältnis eins zu eins in die Aktie getauscht werden. Dementsprechend
ist das Aufwärtspotenzial der Anleihe identisch mit jenem der Aktie.
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Interessant ist, dass trotz hoher Aktienähnlichkeit solche
Wandelanleihen bei starken Rückschlägen der Börse besser abschneiden
als direkte Aktienanlagen. Dieser Kapitalschutz greift zwar später und
schwächer als etwa bei einer hybriden Wandelanleihe. Dennoch ergibt
sich im Vergleich zu einem Aktieninvestment bei Rückschlägen ein
deutlich kleinerer Verlust. Im Aufwärtstrend ergibt sich aber, wie
erwähnt, eine Partizipation zwischen 80 Prozent bis 100 Prozent. Die
Aktien ähnliche Wandelanlei-hen-Strategie entspricht einem
Aktieninvestment mit teilweiser Absicherung. In gewissen Fällen
bekommt man den (teilweisen) Kapitalschutz nahezu gratis, falls der
Wandler keine Prämie mehr aufweist und die laufende Verzinsung der
Anleihe der Aktiendividende entspricht. Ein Kauf von Putoptionen (zur
Absicherung eines Aktienportefeuilles) ist in der Regel massiv teurer.
Entscheidend ist auch hier, dass ein aktienähnliches
Wandelanleihenportefeuille stets in diesem Bereich gehalten wird.
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Die aktienähnliche Wandelanleihen-Strategie weist ein höheres Risiko
auf als die hybride Strategie. Ein Investment in diesem Bereich ist
aber deshalb nicht schlechter (oder besser). Entscheidend ist nur,
dass sich der Investor im Voraus über die jeweiligen Chancen und
Risiken bewusst wird und dann gezielt die Strategie wählt und diese
über einen längeren Zeitraum beibehält. Risiko bereinigt sind sowohl
die hybride wie auch die aktienähnliche Wandelanleihenstrategie mit
anderen Wertpapieren (zum Beispiel Aktien und normalen Obligationen
oder Optionen) nicht zu schlagen.
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Bei einer anleihenähnlichen Strategie werden Convertibles gekauft, die
eine positive Verfallrendite aufweisen - unabhängig davon, ob die
Aktienmärkte steigen oder fallen. Das heißt, es werden in der Regel
Papiere gekauft, die unterhalb ihres Rückzahlungspreises notieren.
Wandelanleihen in diesem Bereich weisen Wandelprämien von 25 Prozent
und mehr auf. Sie reagieren deshalb nur sehr abgeschwächt auf
Bewegungen des Aktienmarktes.
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Der Rentenersatz: anleihenähnliche Strategie
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Im Vergleich zu einer hybriden Strategie ergibt sich hier eine höhere
laufende Verzinsung des Portefeuilles, dafür aber weniger
Kurspotenzial im Fall von steigenden Aktienmärkten. Zu den
Obligationen ähnlichen Wandler-Strategien zählt man Portefeuilles, die
über ihre Wandelanrechte ein Aktienexposure im Bereich von 20 Prozent
bis 30 Prozent erzielen und zu 70 Prozent bis 80 Prozent
Anleihencharakter zeigen. Wichtig: Die Gesamtvolatilität eines solchen
Portefeuilles ist nur minimal höher als ein reines
Anleihenportefeuille.
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Auch hier führen die vorteilhaften Eigenschaften der Wandler (günstige
Wandelrechte) zu einem besseren Chancen/Risikoverhältnis als eine
entsprechende direkte Aktien-Obligationenanlage. Letztlich erhält man
über die Wandelanleihe eine äußerst günstige Partizipation am
Aktienmarkt. Auch hier muss darauf geachtet werden, dass der
Aktienanteil (indirekt über die Wandelanleihen) die festgelegte
prozentuale Richtlinie nicht übersteigt beziehungsweise nicht unter
ein Mindestmaß abfällt. Andernfalls muss umgeschichtet werden, um eine
konsistente Strategie zu gewährleisten.
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Schuldnerbonität beachten
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Besonders wichtig ist bei dieser Strategie die Schuldnerbonität. Denn
hier ist der reine Anleihenanteil (70 Prozent bis 80 Prozent) des
Investments wesentlich höher als bei einer hybriden oder gar Aktien
ähnlichen Wandelanleihen-Strategie. Je nach Festlegung der
Bonitäts-Strategie wird sich dieses Portefeuille in den
unterschiedlichen ökonomischen Umfeldern und Stadien des Zyklus
entwickeln. Dies ist dann wieder eine entscheidende Frage bei der
Strate-gie-Definition. Zudem ist die Frage der Währungsabsicherung ein
wesentliches Element.
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Die drei "Basisstrategien" hybrid, aktienähnlich, obligationenähnlich
unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihr Schwankungsrisiko und
somit durch den indirekten Aktienanteil der Wandelanleihen. Es sind
aber eine Vielzahl anderer Strategien denkbar, die ganz andere
Zielsetzungen als die Risikokontrolle anstreben. Beispielsweise können
Strategien definiert werden, die in einem bestimmten Marktumfeld (zum
Seitwärtstrend) besonders profitieren, dafür bei Nichteintreten dieses
Umfeldes einen schwachen beziehungsweise negativen Ertrag abwerfen.
Einige der populärsten nichttraditionellen Strategien sind zum
Beispiel Wandelanleihen-Arbitrage, Kapi-talschutz-Strategie,
High-Yield-Strategie oder der Top-Opportunities-Ansatz.
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Mit Wandelanleihen jede beliebige Risikostruktur erzeugen
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Mit Wandelanleihen kann praktisch jede beliebig vorgegebene
Risikostruktur erzeugt oder fast alle Marktumfelder optimal abgedeckt
werden. Aus einer allgemeinen Perspektive sind Wandelanleihen daher
nicht einfach nur eine (höchst interessante) Wertpapierklasse, sondern
ein eigentliches Baukastensystem. Mit dem dazugehörigen Sachwissen und
Softwareunterstützung können kaum zu schlagende maßgeschneiderte
Lösungen produziert werden. Wandler sind ein "High-Tech-Instrument"
zur Steuerung und Reduzierung des Gesamtrisikos von Portefeuilles
institutioneller Anleger und bilden ein Substrat elementarer Bausteine
wie Aktien, Anleihen, Optionen und Futures.

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