Gespräch des Tages

Währungen - Bahrains Dinar - weg vom Öl, ganz klar

Was tut ein Ölförderland, wenn das Öl langsam ausgeht? Wenn es ums profitable Überleben geht, dann fördert es neue Ideen. Das ist zwar logisch, aber keinesfalls selbstverständlich. Deshalb verdient das Königreich Bahrain besondere Aufmerksamkeit. Gut, es werden derzeit noch täglich knappe 190 000 Barrel Öl ans Tageslicht gebracht, doch mindert sich der Anteil der Förderung von Öl und Gas von Jahr zu Jahr: Hatte der Beitrag zum BIP im Jahre 2000 noch 17,8 Prozent betragen, so war er bereits bis 2004 auf 13,1 Prozent abgerutscht. Bahrain hat sich gegen diesen Trend mit dem Aufbau einer enormen Finanzdienstleister-Sparte und mit einer konsequent begonnenen Industrialisierung gestemmt.

Erstere konnte ihren Anteil am BIP von 19,0 Prozent im Jahre 2000 auf 24,2 Prozent vier Jahre später ausweiten - Tendenz weiter steigend. Es war dem Land daher möglich, bereits vor längerer Zeit die eigene Währung Bahrain-Dinar an den Dollar zu binden. Die Relation von 2,6596 US-Dollar/Dinar (ein Dinar gleich 1 000 Fils) ist seit mehr als einem halben Jahrzehnt gleich geblieben. Zu den äußeren Zeichen der Prosperität zählen die Währungsreserven, die sich seit 2000 (ohne die konstanten 150 Millionen US-Dollar Gold) von 1,56 Milliarden US-Dollar auf 1,94 Milliarden US-Dollar im Durchschnitt des Jahres 2004 vergrößert haben. Bahrain hat sich zu seinem Glück für den freien Markt entschieden: Es gibt keine Restriktionen im Kapitalverkehr, bei Fremdwährungen oder bei ausländischen Investitionen. Es ist kein Wunder, wenn sich vor diesem Hintergrund die Auslandsguthaben von durchschnittlich 592 Millionen US-Dollar im Jahre 2000 auf 1,058 Milliarden US-Dollar im Februar 2007 vermehrt haben.

Das Wort Auslandsverbindlichkeiten kennt man in der Hauptstadt Manama seit vielen Jahren nicht. Dabei kann sich das Königreich Bahrain heilsame Strenge leisten: Geldwäsche ist natürlichen und juristischen Personen gleichermaßen streng verboten: Letzteren droht eine Geldstrafe von bis zu einer Million in Landeswährung, umgerechnet 2,65 Millionen US-Dollar. Die Versuchung ist groß; denn es sind im Lande annähernd 400 Banken und Finanzinstitutionen zugelassen, davon etwa ein Zehntel solche, die auch den islamischen Vorschriften gerecht werden. Das sind mehr als an irgendeinem anderen Standort, was auch die Guthaben des Staates gegenüber Ausländern erklärt. Die Zahl der Kreditinstitute, die der Scharia genügen, wächst von Jahr zu Jahr in einem beachtlichen Tempo. Anreiz ist neben der Freizügigkeit auch das Vorhandensein von mehreren Unternehmen, die sich um die Infrastruktur des Bankwesens den Kopf zerbrechen oder an neuen, weitergehenden Ideen arbeiten. Die Zentralbank überlegt sich zum Beispiel neue Formen des Islamic Banking, wie etwa Derivate oder Rentenfonds.

Weiteres Standbein, das sich die vorausschauende Regierung geschaffen hat und noch weiterhin schafft, ist die industrielle Tätigkeit, nicht zuletzt auf dem Gebiet des Stahls, um am anhaltenden Bauboom in der Golfregion zu partizipieren. Wichtiger ist freilich die Aluminiumschmelze, die sich mit zweistelligen Zuwachsraten zum Kernpunkt der Industrie von Bahrain mausert. Damit steht man allerdings nicht allein; denn auch in anderen Golfstaaten wird am Aufbau einer Aluminiumerzeugung gearbeitet. Experten schätzen, dass in nur einem Jahrzehnt die Region fast die Hälfte der weltweiten Alu-Produktion bestreiten wird. Daher kennt die Bevölkerung Bahrains (700 000) das Wort Arbeitslosigkeit nicht, und es verwundert auch nicht die hohe Zahl der ausländischen Arbeitskräfte, bei denen die Inder eine dominierende Rolle spielen. Bereits 2004 steuerten die industriellen Dienstleistungen 30 Prozent des BIP bei, gefolgt von der verarbeitenden Industrie mit 13 Prozent. Insgesamt bietet das Land das Bild einer gelungenen Umstellung von der Monokultur der Ölförderung auf eine florierende, diversifizierte Wirtschaft. Auf Nachahmungen im Bereich der OPEC kann man gespannt sein. OS.

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