Schwerpunkt: 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland

Vorreiter für Integration der Märkte und technologischen Fortschritt

"Eine dienende Rolle, aber keine Nebenrolle" - so hat der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, einmal die Aufgabe der Banken beschrieben. Auch heute gilt: Banken sind Dienstleister, die eine gesamtwirtschaftliche Schlüsselfunktion erfüllen. Sie sind der Blutkreislauf der Wirtschaft. Und dies können sie nur leisten, wenn sie auch unternehmerisch erfolgreich sind - ein Spannungsverhältnis, das in der Praxis nicht gänzlich ohne Konflikte bleibt.

Gegenwärtig sind insbesondere die privaten Banken massiver Kritik ausgesetzt. Tatsache ist: Die gesamte Kreditwirtschaft - also auch genossenschaftliche und öffentlich-rechtliche Kreditinstitute (Sparkassen und Landesbanken) sind von der Finanzmarktkrise betroffen und haben Fehler zu verantworten. Daneben müssen sich auch andere Akteure Versäumnisse zuschreiben lassen. Im Ergebnis ist die soziale Marktwirtschaft insgesamt in eine ernsthafte Vertrauenskrise geraten.

Richtig ist dennoch: Die Kreditwirtschaft - und hier nicht zuletzt die privaten Banken - haben großen Anteil am wirtschaftlichen Erfolg der Bundesrepublik in den vergangenen sechs Jahrzehnten. Und sie werden das Ihre tun, um hieran sobald und so nachhaltig wie möglich anzuknüpfen.

Motor für Wachstum und Wohlstand

In den vergangenen 60 Jahren war das Kreditgewerbe ein Wachstumsmotor für Deutschland. Mit einem Anteil von 3,5 Prozent an der Bruttowertschöpfung der deutschen Wirtschaft ist das Kreditgewerbe insgesamt eine der größten Branchen in der Bundesrepublik - nur die Bauwirtschaft und der Automobilbau haben eine noch höhere Wertschöpfung. Gemessen an der Bilanzsumme, haben die privaten Banken innerhalb der Kreditwirtschaft einen Marktanteil von gut 40 Prozent. Dazu gehören große international agierende sowie kleinere, regional ausgerichtete Institute.

Wie in kaum einer anderen Branche ist die Geschichte der privaten Banken von den politischen und gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland geprägt. Sich verändernde Rahmenbedingungen zwangen die Banken immer wieder zu Anpassungen in ihren Geschäftsmodellen, um im Wettbewerb zu bestehen und ihre volkswirtschaftlichen Aufgaben zu erfüllen.

Die erste große Bewährungsprobe war der Wiederaufbau des zerstörten Landes nach dem Zweiten Weltkrieg. Gerade in den Jahren nach der Währungsreform von 1948 waren es die privaten Institute, die die damals chronisch unterkapitalisierten Unternehmen finanziell - meist ganz unkonventionell - begleitet und so das "Wirtschaftswunder" mit auf den Weg gebracht haben.

Im Unterschied zu anderen Industrienationen, wie etwa Großbritannien, standen der deutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg keine großen Privatvermögen zur Verfügung, die den Prozess der Reindustrialisierung hätten beschleunigen können. Und so sprangen die privaten Banken in die Bresche.

Waren sie zu Beginn der Bundesrepublik primär die Finanziers von Industrie und Handel, so rückten mit steigendem Wohlstand bald auch die Bedürfnisse der Privatkunden ins Blickfeld. Beflügelt von der bargeldlosen Lohnzahlung, führten die Großbanken im Jahre 1959 den persönlichen Kleinkredit ein, der den Grundstein für das moderne, standardisierte Privatkundengeschäft legte. Je mehr das Segment an Bedeutung und Breite gewann, desto dichter wurde auch das Filialnetz bis heute ist es engmaschiger als in den meisten anderen Ländern der Welt.

Helfer beim Wiederaufbau und beim Sprung über die Grenzen

Mit dem Wiederaufbau des Landes und der Versorgung des deutschen Marktes in den fünfziger und sechziger Jahren waren aber weder die Kraft noch der Ehrgeiz der privaten Banken erschöpft. Schon bald widmeten sie sich dem Aufbau des Auslandsgeschäfts. Die europäischen Finanzmärkte wuchsen heran, die deutsche Währung gewann an Ansehen und Bedeutung, und deutsche Unternehmen suchten zunehmend den Erfolg auf Auslandsmärkten. Was "made in Germany" war, was weltweit zum Markenzeichen der Exportnation Deutschland wurde, wurde eben zumeist durch deutsche Banken finanziert.

So bauten die privaten Banken eigene Repräsentanzen und Beteiligungen sowie Tochterbanken und Filialen in Europa, den Vereinigten Staaten und Asien auf. Die Zahlen sprechen für sich: 2007 unterhielten die privaten Banken 168 Zweigstellen im Ausland und hatten 318 Auslandstöchter. Rund zwei Drittel der von den deutschen Kreditinstituten betriebenen ausländischen Zweigstellen und rund drei Viertel der ausländischen Töchter entfallen damit auf die private Kreditwirtschaft. Wenn es um das Geschäft im Ausland geht, dann fand und findet die deutsche Wirtschaft ihren verlässlichen Partner in den privaten Banken - und sie sind mit Blick auf die Auslandsmärkte bis heute auch der mit Abstand wichtigste Begleiter der Unternehmen.

Neue Herausforderungen: Deutsche Einheit und globaler Wettbewerb

Die privaten Banken erwiesen sich aber nicht nur als innovativer, weltoffener und expansionsfreudiger, sondern auch als standfester Partner in schwierigen Zeiten. Mit der Konjunkturkrise der Jahre 1966 und 1967 war die Zeit des Aufbruchs, niedriger Inflationsraten, geringer Zinsschwankungen und fester Wechselkurse vorüber: Das Gespenst der Stagflation ging um. Die Zinsliberalisierung in der Bundesrepublik sowie das Ende des Bretton-Woods- Systems und damit die Freigabe der Wechselkurse brachten viele Veränderungen - auch für die Banken. Vor allem die erste Ölkrise war eine große Herausforderung. Aber nicht zuletzt war es der Mitwirkung der Banken bei der Finanzierung von Exportaufträgen der deutschen Wirtschaft zu verdanken, dass die Auswirkungen der Ölkrise für die Bundesrepublik begrenzt blieben.

Zu Beginn der neunziger Jahre waren Deutschland und seine Banken aber nicht nur mehr und mehr auf den europäischen und internationalen Märkten gefordert. Sie waren es auch im Inneren der Republik im Zuge der deutschen Wiedervereinigung - beim wirtschaftlichen Aufbau der neuen Länder nach dem Fall der Mauer. Mit der innerdeutschen Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion und dann bald darauf der Wiedervereinigung wurde die ostdeutsche Wirtschaft aus einem System zentraler Planung gelöst, musste aber zugleich in die marktwirtschaftliche Ordnung eingebettet werden - ein Kraftakt von historischer Dimension. Die privaten Banken halfen ihn zu bewältigen. Sie bauten den Zahlungsverkehr in den neuen Ländern mit auf und hatten maßgeblichen Anteil daran, den Finanzierungsbedarf der ostdeutschen Wirtschaft zu decken.

Integration Europas

Diese Leistung der privaten Banken für den Erfolg der Bundesrepublik fiel in eine Zeit, in der eine andere, grundlegende Entwicklung eingesetzt hatte und an Dynamik gewann: die deutliche Verschärfung des Wettbewerbs auf den Finanzmärkten. Sie war, neben der Integration Europas und der weltweit zunehmenden Verflechtung der Finanzmärkte, maßgeblich getrieben vom rasanten Fortschritt in der Informations- und Kommunikationstechnologie.

Es waren und sind die privaten Banken, die beide großen Strömungen - die Integration der Märkte und den technologischen Fortschritt - immer konsequent vorangetrieben und in Vorteile für die Kunden, und somit in gesellschaftlichen Wohlstandszuwachs, umgemünzt haben. Als Beispiel sei hier nur das Onlinebanking genannt. Seit seiner Einführung Ende der siebziger Jahre sind die privaten Banken Vorreiter auf diesem Gebiet und setzen mit neuen Produkten technologischen Fortschritt in handfeste Vorteile für die Kunden um. Heute ist es selbstverständlich, dass der Zugang zu Bankdienstleistungen ganz flexibel möglich ist - wann immer und von wo aus der Kunde es will.

Garant für Vielfalt und Innovation

Schon heute bietet die Integration der Kapitalmärkte in Europa den Unternehmen ein deutlich größeres Angebot an Produkten und Finanzierungsformen. Vor allem den exportorientierten Unternehmen stehen die privaten Banken dabei mit einer im Vergleich der kreditwirtschaftlichen Gruppen ungewöhnlich breiten Palette an Beratungen und Dienstleistungen zur Seite. Diese reicht von maßgeschneiderten Finanzierungslösungen über die Abwicklung des Dokumenten- und Garantiegeschäfts sowie des Zahlungsverkehrs bis hin zur Sicherung und Streuung von Risikopositionen - alles exakt auf die individuellen Bedürfnisse der Unternehmen ausgerichtet.

Auch die Privatkunden profitieren dank der privaten Banken von einem vielfältigen Produktangebot. Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird dies immer wichtiger. In dem Maße, wie die staatliche Versorgung, insbesondere die gesetzliche Rentenversicherung, die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht - zum Teil hat sie sie schon jetzt überschritten -, sind die Banken wie andere Finanzdienstleister auch gefordert, die Bürger bei ihrer Altersvorsorge zu unterstützen.

Verändert, aber gestärkt aus der Krise - im Interesse Deutschlands

Gewiss: Weder der Beitrag zur Sicherung der Altersvorsorge noch die anderen Aufgaben, deren Bewältigung von der Kreditwirtschaft in Deutschland erwartet wird, sind mit der weltumspannenden Finanzmarktkrise leichter geworden, im Gegenteil. Die privaten Banken arbeiten aber hart, um Vertrauen zurückzugewinnen und ihrer Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft nachzukommen. Auch in der gegenwärtig schwierigen Lage ziehen sie sich nicht zurück. Sie stellen sich der Diskussion und werden ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten.

Das Vertrauen der Bürger in die soziale Marktwirtschaft, das Fundament unserer Gesellschaft, muss erneuert werden. Zugleich steht fest: Die marktwirtschaftliche Ordnung bleibt der richtige, ja, der einzig tragfähige Rahmen für Wachstum und den Wohlstand breiter Schichten. Dass zur Bekämpfung der systemischen Krise zu Mitteln gegriffen werden muss, die unter normalen Bedingungen nicht mit den Prinzipien der Marktwirtschaft in Einklang zu bringen sind, ändert daran nichts.

Die privaten Banken müssen daher von ihren ordnungspolitischen Grundsätzen nichts zurücknehmen. Gerade um die Kraft des Wettbewerbs zu erhalten und die Leistungsfähigkeit der Finanzmärkte und der sozialen Marktwirtschaft zu festigen, sind jedoch Korrekturen nötig: am Verhalten der Banken und am Regulierungsrahmen. Die privaten Banken sind dabei, selbstkritisch und ebenso entschlossen wie besonnen die Lehren aus der Finanzkrise zu ziehen, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

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