Positionen

Umfrage: Staatsanleihen sollen Währung retten

Aareal Bank AG

"Die Entscheidung der EZB, unter bestimmten und strengen Voraussetzungen Staatsanleihen in unbegrenztem Maß aufkaufen zu wollen, ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Beruhigung der Finanzmärkte. Erste Anzeichen dafür haben wir bereits gesehen. Es muss sich nun zeigen, ob die EZB mit ihrem Programm für eine dauerhafte Stabilisierung sorgen kann. Dies würde sich positiv auf alle Marktteilnehmer und auch auf uns als Bank auswirken.

Ein funktionierender Kapitalmarkt ist Voraussetzung für die künftige politische und wirtschaftliche Stabilität der Eurozone und eine gemeinsame europäische Wirtschaftspolitik. Die EZB wird dafür aber nicht allein sorgen können. Deshalb kommt es jetzt mehr denn je darauf an, wie von der EZB angedacht, die geldpolitischen Maßnahmen mit glaubwürdigen, konsequenten und nachhaltigen Strukturreformen in den Krisenländern zu flankieren."

Nancy Mönch, Pressesprecherin, Berliner Volksbank eG

"Die Berliner Volksbank begrüßt grundsätzlich alle Maßnahmen, die das Vertrauen in die Finanzmärkte zurückbringen und damit die Funktion der Kreditinstitute als wesentliche Mittler stärken und darüber hinaus die Konjunktur im Euroraum beleben. Daher bewerten wir die Ankündigung der EZB als positiv, sofern es die angestrebte Fiskalunion fördert und nicht als unbegrenzt anzusehen ist. Für das direkte Marktgebiet der Berliner Volksbank gehen wir von mittelfristigen Effekten aus."

Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher, Dr. Klein & Co. AG

"Mit unbegrenzten Ankäufen von Staatsanleihen will die Europäische Zentralbank (EZB) erreichen, dass die bisher zu hohen Risikoaufschläge der Krisenländer wie Spanien und Italien sinken, um diesen Ländern die Sanierung der Staatshaushalte und die bereits eingeleiteten Reformen zu erleichtern.

Führen die Maßnahmen der EZB tatsächlich über einen längeren Zeitraum zu einer Entspannung an den Kapitalmärkten, so ist ein deutlicher Anstieg der Rendite für langlaufende deutsche Staatsanleihen und damit auch der Zinssätze für Baufinanzierungen zu erwarten: Erstarkt das Vertrauen der Investoren in den Sanierungswillen der Eurokrisenländer, so werden diese wieder vermehrt in deren Staatsanleihen investiert. Dies hätte zur Folge, dass Kapital aus deutschen Staatsanleihen abgezogen würde und deren Renditen anstiegen.

Sollte Deutschland jedoch für die Schulden anderer Länder aufkommen müssen, dann ist zu befürchten, dass seine Kreditwürdigkeit schlechter eingeschätzt wird und deshalb für die Aufnahme von neuen Schulden höhere Kosten entstehen. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen empfehlen wir Kunden, die eine Immobilie erwerben beziehungsweise bauen wollen oder auch eine bestehende Finanzierung ablösen möchten, sich umgehend die noch historisch günstigen Konditionen zu sichern. Um das Zinsänderungsrisiko zum Ablauf der ersten Zinsbindung zu reduzieren, sollten lange Laufzeiten mit einer anfänglichen Tilgung von zwei Prozent kombiniert werden. Neben der Höhe der Zinsen sollten die Kunden darauf achten, dass kostenlose Optionen zum Tilgungssatzwechsel und zur Zahlung von Sondertilgungen enthalten sind, damit die Kunden eine größtmögliche Flexibilität haben."

DZ Bank AG

"Obwohl die geplanten Maßnahmen erwartet worden waren, fielen die Marktreaktionen sehr positiv aus. (...) Im Zuge des neuen Programms wird die EZB auf ihren bevorrechtigten Gläubigerstatus verzichten, was die Position privater Investoren bei den entsprechenden Anleihen verbessert. Trotz der strengen Konditionierung bleiben die Anleihekäufe umstritten, da sie sich als nicht erlaubte Staatsfinanzierung interpretieren lassen. (...) Das neue Programm der EZB ist letztlich das Ergebnis einer institutionellen Entwicklung, die eine teilweise Vergemeinschaftung der Schulden akzeptiert, um die Zentrifugalkräfte in der Eurozone zu bremsen und die Währungsunion zu retten. Dafür sind allerdings auch weitere Reformbemühungen in den Krisenländern erforderlich.

Für die Zinsprognose der DZ Bank führte das OMT-Programm der EZB zu einer Anpassung: Bislang wurde davon ausgegangen, dass Bundesanleihen wegen der sich konkretisierenden Perspektiven für Eurobonds mittelfristig einen Teil ihrer Attraktivität als sicherer Hafen verlieren könnten. Dieser Effekt könnte nun bereits früher eintreten, da die jüngste Entscheidung der Währungshüter nichts anderes ist als eine zumindest temporäre Vergemeinschaftung staatlicher Risiken. (...)"

Erik F. Nielsen, Global Chief Economist, UniCredit Bank AG

"I have three comments on the issue of conditionality: First, the EFSF/Esm is the right place for macro conditionality in this regard because the eurozone governments are responsible here, but given its limited staff and experience, I was pleased to see the explicit reference to the IMF, and I was equally pleased to see that the ECB will not itself be involved in setting policy conditionality (no job for a central bank). Second, some have speculated about what the ECB would do in a scenario in which a country under the OMT falls out of compliance with its conditionality.The answer is clear: They'll stop the OMT but programms can be adjusted, so I fail to see the excitement about this. Third, there were also a number of additional conditions beyond the program for the ECB to activate the OMT (...). Even the objective of the OMT was left vague (to eliminate the tailend risk of a eurozone breakup and to restore the transmission mechanism). My bottom line: Once a country has a program with the EFSF/ESM, the ECB has virtually complete flexibility wheater it wants to intervene, or not (...).

So, what will be the result of the OMT? First, as our strategiests observed in the title of Friday's "Curves and Crosses": "We stay bullish after the ECB's home run." And indeed, if the market continues to rally, as it should, the probability of ever seeing an activated OMT decline sugnificantly. Certainly, nothing would please the ECB more. Second, the somewhat more likely scenario would be a breather period (or renewed market doubt), leading to some selloff, follwed by a Spanish request for a programm - sometime over the next 4-8 weeks, which will then be agreed upon within a matter of a couple of weeks with relatively light conditions. But please do not call it "conditionality light" - anything "light"abut it would simply reflect the significant policy changes already made in Spain.

Wheater the activation of the program would trigger the OMT would all depend on where markets trade, but for the ECB to stay on hold, I'm pretty sure that Spanish yields wohld have to be much lower that their present level. (...)"

Rudolf Conrads, Vorstandsvorsitzender, Verband der PSD Banken e.V.

"Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass der Erwerb von Staatsanleihen durch die EZB - egal ob am Primär- oder am Sekundärmarkt - das Eingehen von Forderungspositionen der EZB gegenüber dem jeweiligen Staat darstellt. Dies entspricht einer Finanzierung von Staatshaushalten, die nicht mit der Aufgabe der EZB in Übereinstimmung zu bringen ist.

Insofern sind diese Maßnahmen der EZB generell abzulehnen. In Ausnahmesituationen, wie dies zum Beispiel aktuell der Fall ist, erscheint ein Ankauf von Staatsanleihen über den Sekundärmarkt als Ultima Ratio. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Interventionen zeitlich befristet und an Auflagen für den jeweiligen Schuldnerstaat gebunden sind.

Die Auflagen gegenüber den Schuldnerstaaten müssen dazu geeignet sein, die Konsolidierung der öffentlichen Finanzen des betreffenden Staates zu fördern. Ziel der Intervention sollte es sein, spekulative Zinsausschläge nach oben und damit einhergehende spekulative Kursverluste von Staatsanleihen zu begrenzen. Hiervon profitieren sowohl die betreffenden Schuldnerstaaten, die europäische Währung als auch die Halter der jeweiligen Staatsanleihen. Wichtig sind die Begrenzungen der Maßnahmen und die Durchsetzung der Sanktionen gegenüber den jeweiligen Emittentenstaaten, denn es besteht die sehr konkrete Gefahr, dass Staatsanleihenkäufe am Sekundärmarkt durch die EZB dauerhaft der indirekten Staatsfinanzierung dienen, die übrigen EU-Staaten ungewollt in Gläubigerpositionen gedrängt werden und ein Inflationspotenzial in den Euro-Mitgliedsländern aufgebaut wird.

Mit dem Ende der Staatsschulden- und Eurokrise müssen auch die Staatsanleihenkäufe am Sekundärmarkt der EZB beendet werden."

Jürgen Pütz, Vorstandsvorsitzender, Volksbank Bonn Rhein-Sieg eG

"Die Bereitschaft der EZB zum unlimitierten Ankauf bis zu dreijähriger Staatsanleihen am Sekundärmarkt verstärkt und beschleunigt insbesondere den Prozess der Rückbildung der Risikoprämien für die europäischen Peripheriestaaten. Es ist ein klares Bekenntnis zum Euro, das zur Beruhigung der Kapitalmärkte beiträgt und wird deshalb von uns begrüßt."

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