Gespräch des Tages

Sparkasse Köln-Bonn - Langwierige Rückkehr zu normalem Geschäft

Mit einem Jahresfehlbetrag von 113,1 Millionen Euro von einer Trendwende zu sprechen klingt kühn, selbst wenn das Minus im Vorjahr knapp 200 Millionen Euro betragen hat. Denn im Sparkassenlager ist es eher die große Ausnahme, überhaupt Verluste zu schreiben. Fälle von drohenden Verlusten und/oder einer möglichen Inanspruchnahme der gruppeneigenen Sicherungssysteme wie bei der Sparkasse Südholstein im Berichtsjahr 2008 und der Nord-Ostsee Sparkasse für den laufenden Abschluss 2009 finden meist bundesweite Beachtung. Und in der Größenordnung wie sie die Sparkasse Köln-Bonn gleich für die beiden vergangenen Jahre zu berichten hatte, sprengen sie ohnehin jede Dimension, wobei die ganz überwiegende Zahl der hiesigen Institute zugegebenermaßen auch von der Bilanzsumme her wesentlich kleiner ist als die auf 29,599 (30,82) Milliarden Euro geschrumpfte zweitgrößte deutsche Sparkasse.

Mehr als eine hoffnungsvolle Tendenzaussage, den Abwärtstrend gestoppt und wenigstens in Richtung zum Besseren gelenkt zu haben, wollte der seit knapp eineinhalb Jahren amtierende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Köln-Bonn aber wohl auch nicht geben. Denn im gewohnten Stil von unbelasteten Neueinsteigern betonte Artur Grzesiek gleich mehrfach, im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009 das angestrebte Ziel eines ausgeglichenen Ergebnisses nicht erreicht zu haben und dringlich für eine Verbesserung der betriebswirtschaftlichen Zahlen sorgen zu wollen. Beim Ertrag, so sein Resümee, habe sein Haus längst noch nicht hinreichend zulegen können, um die Wertberichtigungen vor allem auf Beteiligungen, Kredite und Wertpapiere im Eigenbestand zu decken und die Stille Einlage sowie die Genussscheine zu verzinsen. Anders als bei vielen gesunden Instituten aus beiden Verbünden, so unterstreicht der höchst bescheidene Zuwachs beim Zinsüberschuss (447,9 nach 446,9 Millionen Euro), hat es die angespannte Risikoposition der Sparkasse Köln-Bonn offenbar nicht erlaubt, spürbar von der so lohnenden Fristentransformation zu profitieren. Und auch die Provisionsergebnisse (149,2 nach 150,7 Millionen Euro) der Köln-Bonner halten aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden einem Vergleich mit anderen Sparkassen nicht stand.

Dass das Wort von der Trendwende dennoch eine gewisse Berechtigung hat, lässt sich zwar nicht an der Ertragsentwicklung festmachen, wohl aber an der deutlichen Abrechnung mit dem strategischen Kurs der Vergangenheit. Viele Strukturen, Pilotprojekte und Modelle, in die die Sparkasse Köln-Bonn in früheren Jahren etwa beim Outsourcing, in der Kapitalmarktorientierung und im Beteiligungsgeschäft investiert hat, haben sich aus Sicht des heutigen Vorstandschefs schlicht und einfach als kostenintensiv und nicht zukunftsfähig erwiesen.

Entsprechend klar bekennt er sich zu einem vermögenssichernden Rückbau der Beteiligungen um mehr als die Hälfte, einen Abbau eigener komplex strukturierter und entsprechend risikoreicher Wertpapiere und einen Verzicht auf allzu große Tickets im Kreditgeschäft. Statt Sonderlösungen, Modellprojekte und Visionen zu forcieren, soll künftig mehr auf ausgereifte und kostenschonende Lösungen der Sparkassenfamilie zurückgegriffen werden.

Welche Maßnahmen konkret ergriffen werden, muss Grzesiek einstweilen auch insofern offenhalten, als mit einer klaren Entscheidungsgrundlage aufgrund des von der EU-Kommission eröffneten Hauptprüfverfahren zu den Beihilfen erst gegen Jahresmitte gerechnet wird. Fest angepeilt ist indessen eine schrittweise Rückführung der Mitarbeiterzahl um rund 1 000 Stellen (von 3 943 im Jahre 2007 auf dann 2 980 im Jahre 2014).

Eher in solch mittelfristigen Zeiträumen wird die Sparkasse auch hinsichtlich der Erholung ihrer Ertragslage und der Reserveausstattung denken müssen. Denn trotz des aussichtsreichen Wirtschaftsraums Köln-Bonn lässt sich mit normalem, überschaubar risikobehafteten Sparkassengeschäft eben weniger Ertrag generieren. Und (eine oder mehrere) Nachbarsparkassen, die gewillt sein könnten, dabei zu helfen, sind derzeit nicht in Sicht. Dafür ist die Sparkasse Köln-Bonn einfach zu groß.

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