Gespräch des Tages

Sparkasse Köln-Bonn - Kleine Zeichen

Auch wenn Dietmar Binkowska auf dem in den Vorjahren gemeinsam mit Gustav Adolf Schröder eingeschlagenen Weg fortschreiten will und sich insofern nicht als typischer Nachfolger versteht, "der alles anders macht als sein Vorgänger", war die erste Bilanzpressekonferenz des neuen Vorstandsvorsitzenden schon ein wenig anders als gewohnt. Das fing mit dem Hinweis an, als Vorstandsvorsitzender mit dem Private Banking und zwei Bonner Privatkundenbereichen weiterhin Verantwortlichkeiten in operativen Bereichen wahrnehmen und damit das "Ohr am Kunden" haben zu wollen. Es setzte sich damit fort, dass der Finanz- und Controlling-Vorstand die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2006 präsentieren durfte. Und es endete mit der Ankündigung, die nächste Bilanzpressekonferenz der Sparkasse nicht in Köln, sondern in Bonn abhalten zu wollen.

Zwei Tage nach der offiziellen Verabschiedung von Schröder und einen Tag nach dem Abschiedsempfang für dessen Stellvertreter Michael Kranz hat der neue Vorstandsvorsitzende bei der Präsentation der Unternehmenszahlen 2006 den Vergleich mit seinem Vorgänger sicher nicht von sich aus gesucht, sah sich in der Aussprache aber mehrmals damit konfrontiert. Bei der Wahl zum Aufsichtsrat der West LB in dessen Rolle zu schlüpfen, ist ihm dieser Tage nicht geglückt. Und in anderen Feldern will er das vielleicht gar nicht. Allem Eindruck nach versucht er gleich zum Start nicht den leisesten Verdacht aufkommen zu lassen, als könnten die Interessen der Träger vor betriebswirtschaftliche Belange gehen.

"Auf dem Weg zu einer Vertriebssparkasse" lautet die klare Ansage zur strategischen Ausrichtung - das ist übrigens wieder ein klares Zeichen von Kontinuität. Ansatzpunkt für bessere Ergebnisse seines Hauses im operativen Geschäft sind für Binkowska dabei weniger die Kosten als die Umkehrung des "negativen Ertragstrends". Fokus Kunde, aktive Beratung und offensive Begleitung dieses Kulturwandels sind an dieser Stelle seine Stichworte, die in der gesamten S-Organisation häufig zu hören sind. Die heutige Quote von 74 Prozent der Mitarbeiter im Vertrieb soll weiter erhöht werden, wobei an dieser Stelle die Frage bleibt, ob das nicht zwangsläufig die Kosten treibt. Mit der bisherigen Cost Income Ratio von 71,7 Prozent und einer Eigenkapitalrendite von 4,6 Prozent bleibt ohnehin im immer wieder reizvollen Vergleich mit der Kreissparkasse Köln noch viel Potenzial.

Trotz der angestrebten Stärkung der kundennahen Bereiche und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Personalstruktur seines Hauses hat sich Binkowska ausdrücklich zu der sozialpolitischen Verantwortung für die 5 570 Beschäftigten und zum Engagement für die Region bekannt. Bei aller wohlwollenden Betrachtung und dem natürlichen Interesse als großer Anteilseigner an einer hohen Verbundquote der West LB, so hat er unmissverständlich zum Ausdruck gebracht, will die Sparkasse Köln-Bonn "als verantwortungsvoller Arbeitgeber" auch auf die Sicherung der Arbeitsplätze im eigenen Haus achten. Die Argumentationslinie: Wenn eine Sparkasse dieser Größenordnung (Bilanzsumme zum 31. Dezember vergangenen Jahres 29,848 Milliarden Euro) jahrelang auf eine Autarkie von der West LB ausgerichtet war, lässt sich der Hebel nicht ohne weiteres umlegen.

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