Gespräch des Tages

Schwerpunkt Spezialfonds - Luxemburg fest im Visier

Der Spezialfonds deutscher Provenienz steht am Scheideweg. Mehr denn je hängt seine Zukunft von den maßgeblichen Rahmenbedingungen ab, die sich derzeit mit einer aufsehenerregenden Dynamik verändern. Dabei ist die Liste der vorgesehenen Änderungen durchaus lang: Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz, Unternehmenssteuerreform, Solvabilitätsverordnung, neues Spezialfondsgesetz in Luxemburg sowie die Novelle des deutschen Investmentgesetzes rütteln allesamt an der Attraktivität des Investmentvehikels für institutionelle Anleger. Insgesamt gibt sich der Branchenverband BVI in seinem Jahrbuch allerdings zuversichtlich, dass die sich abzeichnenden Verschlechterungen der Wettbewerbsbedingungen noch weitgehend abgewendet werden können.

Bedroht fühlt sich die Spezialfonds-Branche insbesondere von Luxemburg. Dort trat Anfang Februar dieses Jahres ein neues Investmentgesetz mit einer weitreichenden Liberalisierung für Spezialfonds in Kraft. Aufgrund der großzügigeren Auslegung der geltenden EU-Standards und einer schnelleren Genehmigungspraxis im benachbarten Großherzogtum befürchtet man in Deutschland, dass nach den Publikumsfonds nun auch die Spezialfonds abwandern. Zahlreiche Medien titelten hierzu vor einigen Monaten: "Luxemburg lockt Fondsanleger mit Steuerschlupfloch". Kurzfristig war der Eindruck entstanden, dass durch die Öffnung der Luxemburger Spezialfonds für vermögende Private deutsche Anleger der ab 2009 geltenden Abgeltungssteuer ganz legal entgehen könnten.

Der BVI war jedoch intensiv bemüht, den Eindruck zu zerstreuen, dass es sich dabei um ein Steuerschlupfloch handelt. Möglicherweise waren die Luxemburger Änderungen zu Marketingzwecken nur ein wenig "überinterpretiert" worden, denn die Besteuerung von Investmentfonds im Vermögen deutscher Anleger - so beeilte sich der BVI zu betonen - ist im Ergebnis immer gleich, gleichgültig ob es ein deutscher Fonds, ein Luxemburger Fonds oder ein Luxemburger Spezialfonds für Privatanleger ist. Die anfängliche Euphorie ist mittlerweile ohnehin einer nüchternen Betrachtungsweise gewichen, denn die weitere steuerliche Behandlung dieser Luxemburger Spezialfonds ist derzeit noch nicht bekannt. Es ist durchaus möglich, dass die Spezialfonds nach Luxemburger Recht wieder in der Versenkung verschwinden, noch bevor die Abgeltungssteuer überhaupt in Kraft getreten ist, denn einige Bundestagsabgeordnete sehen in ihnen ein Steuerprivileg für Reiche und wollen nun - wie bei den Zertifikaten - den Bestandsschutz streichen.

Eine deutliche Stärkung des deutschen Spezialfonds erhofft sich die Investmentbranche durch die anstehende Investmentnovelle, die nach Ansicht des BVI auch durchaus gute Ansätze enthält. Der verabschiedete Entwurf, der voraussichtlich mit nur geringfügigen Änderungen im Herbst dieses Jahres Gesetz wird, sieht umfangreiche Deregulierungen vor, beispielsweise eine Abschaffung des sogenannten Kaskadenverbots. Zukünftig wird somit ein Dach-Hedgefonds beispielsweise in einen anderen Dach-Hedgefonds investieren dürfen. Darüber hinaus wird die Liste der für einen Fonds erwerbbaren Assets deutlich erweitert, und zwar um Rohstoffe und Edelmetalle, 1 : 1-Zertifikate, Private-Equity-Fonds oder Immobilieninvestments. Ferner ist die Einführung eines "Sonstigen Sondervermögens" geplant, das als deutsche Plattform für innovative Finanzinstrumente dienen soll. Ziel dieser Novelle ist es, dass der deutsche Spezialfonds dem Luxemburger Modell nahezu ebenbürtig wird.

Um sich jedoch darüber hinaus gegenüber dem Großherzogtum einen Vorsprung im Wettbewerb der Finanzplätze verschaffen zu können, müssen noch zahlreiche Deregulierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Notwendig wäre etwa die weitere Liberalisierung der Anlagemöglichkeiten, der vollständige Verzicht auf quantitative Anlagebeschränkungen sowie die Freiheit bei der Wahl der Vermögensgegenstände. Manövriermasse gibt es noch genug: Zum einen enthält der Entwurf nach wie vor einige Regelungen, die die von der EU gesetzten Mindeststandards überschreiten. Zum anderen wird von durchaus existierenden nationalen Handlungsspielräumen nicht Gebrauch gemacht, um im europäischen Wettbewerb noch besser bestehen zu können.

Während somit derzeit vor allem die gesetzlichen Änderungen im Mittelpunkt stehen, ist es um das in den vergangenen Jahren sehr rege diskutierte Thema Master-KAG ruhig geworden. Marktbeobachter gehen davon aus, dass eine deutliche Konsolidierung stattfinden wird und nur noch einige wenige Anbieter zukünftig als Master-KAG operieren werden. Der Markt hat mittlerweile die nötige Reife erreicht, gleichzeitig ist aber bereits ein beträchtlicher Teil des Kuchens verteilt. Dabei holt die Internationalisierung des Asset Managements in Deutschland, die durch die Master-KAG vorangetrieben wurde, viele Anbieter nun ein. Sie können die damit verbundenen immensen Anforderungen nicht mehr bewältigen. Die eigentliche Master-KAG-Konsolidierung steht allerdings erst noch bevor, wenn nämlich Global Custodians und internationale Fondsadministratoren vollständig in den Wettbewerb eingetreten sind.

Ebenfalls in den Hintergrund gerückt ist das Thema Alternative Assets. Die Nachfrage nach solchen Anlagemöglichkeiten ist bislang sehr zurückhaltend. Deutsche Investoren halten lediglich vier bis fünf Prozent ihrer Investments in alternativen Anlagen. Es wird noch einige Jahre dauern, bis sie zum Standardrepertoire in der Kapitalanlage gehören. Von Interesse bei institutionellen Investoren sind derzeit vielmehr Absolute-Return-Konzepte mit Rentenanlagen, insbesondere mit Asset-Backed-Securities. Desweiteren teilen institutionelle Investoren ihre Portfolios zunehmend nach Alpha- und Beta-Blöcken auf, der eindimensionale Allokationsprozess ist somit passé. Die Folge: In Zukunft wird es vermehrt dynamisch ausgerichtete Strukturen geben. Dabei werden spezialisierte Alpha- und Beta-Manager sowie ein Overlay-Management zum Einsatz kommen. Somit können Risikobudgets eingehalten werden, während gleichzeitig ein zusätzliches Alpha möglich ist.

Insgesamt ist davon auszugehen, dass es dank der Novelle des Investmentsgesetzes zu einem Wiedererstarken des Spezialfonds deutscher Provenienz kommen wird. Die geplanten Änderungen werden dem Produkt endlich die lange erwartete Flexibilität bringen, die es im Wettbewerb mit anderen Finanzplätzen so dringend nötig hat. K. D.

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