Gespräch des Tages

Private Banken - Zeit für das Geschäft

Ob im Zuge der Krisenbewältigung wirklich die richtigen Lehren gezogen worden sind, wird man erst im Rückblick sagen können. Und inwieweit die schon umgesetzten und die vielen noch anstehenden Regularien in Verbindung mit der Geldpolitik der wichtigen Notenbanken und den ebenso maßgeblichen Rahmenbedingungen der politischen Instanzen weltweit schon wieder den Grundstein für erneute unheilvolle Verwerfungen legen, wird man auf absehbare Zeit trefflich weiterdiskutieren dürfen. Doch mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung ganzer Volkswirtschaften, Branchen und Unternehmen lässt sich mittlerweile durchaus schon ein belastbarer Eindruck gewinnen, wer die vergangenen fünf Jahre mehr oder weniger passabel überstanden hat. Die schon einigermaßen fortgeschrittene Bilanzsaison erlaubt auch eine erste Zwischenbilanz für die deutsche Kreditwirtschaft.

Ganze Bankengruppen pauschal als gut oder schlecht klassifizieren zu wollen, wäre ein zu grobes Raster. Ebenso wie die verbliebenen acht Landesbanken nicht alle gleichermaßen schlecht abgeschnitten haben, gibt es bei den insgesamt vergleichsweise gut durch die Krise gekommenen Primärbanken im Sparkassen- und Genossenschaftssektor nach wie vor einige Ausreißer nach unten. Unter den Großbanken hat die ziemlich krisenresistente Deutsche Bank die guten Bedingungen des Berichtsjahres 2010 wieder in eine sehr ansehnliche Ertragsentwicklung ummünzen können, während die Postbank, die Unicredit und insbesondere die Commerzbank weiter hart an der Trendwende arbeiten müssen. Licht und Schatten gibt es schließlich auch unter den sogenannten Regionalbanken, die teilweise erhebliche Dellen in der Geschäftsentwicklung überstehen mussten und sich viel mehr als lieb mit dem akuten Krisenmanagement beschäftigen mussten.

Deutlich günstiger als in diesem zugehörigen Bankensegment ist die Entwicklung bei HSBC Trinkaus verlaufen. Zwar hatte man auch dort mit all den unangenehmen Folgen der rapide hereinbrechenden Finanzkrise zu kämpfen. Aber im Jahr des 225. Jubiläums kann die deutsche Tochter der global operierenden HSBC selbstbewusst den umfangreichen Mehrjahresvergleich von (Kenn-)Zahlen zur Bilanz- und GuV-Rechnung präsentieren - als Beleg für Kontinuität und Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells vor, während und nach der Krise. 128,7 Millionen Euro als Zinsüberschuss (nach 88,6 Millionen Euro im Jahre 2006), dazu 404,0 (281,8) Millionen Euro im Provisionsgeschäft, 220,3 (182,5) Millionen Euro als Betriebsergebnis, 210,0 (189,5) Millionen Euro als Jahresüberschuss vor und 139,4 (114,6) Millionen Euro nach Steuern, all das zeichnet den aktuellen Stand und die Entwicklung der Ertragsrechnung seit fünf Jahren nach. Dass der Jahresüberschuss im Fünfjahresvergleich nicht größer ausgefallen ist, liegt an dem nicht zuletzt wachstumsbedingten Anstieg der Verwaltungsaufwendungen auf 439,3 (298,6) Millionen Euro sowie an der Aufstockung des Eigenkapitals auf 1,29 Milliarden Euro (nach 884 Millionen Euro 2006). Die Bank mit ihrer auf 18,584 Milliarden Euro leicht geschrumpften Bilanzsumme, so zeigen es die Ertragszahlen, war und ist in ihren vier Kerngeschäftsfeldern Vermögende Privatkunden, Firmenkunden, Institutionelle Kunden und Handel auf einem beherrschbaren organischen Wachstumskurs. Sie konnte sich anders als viele andere Häuser auch über die harten Krisenjahre 2008 und 2009 hinweg dem Finetuning ihres Geschäftsmodells widmen.

Während andere Institute mühsam daran arbeiten, Risikopositionen auf ein erträgliches Maß abzubauen, weist HSBC Trinkaus für das Berichtsjahr einen Ausbau um 3,4 Prozent auf 8,133 Milliarden Euro aus, hat aber gleichzeitig das Kernkapital um 33,8 Prozent auf 1,093 Milliarden Euro und das aufsichtsrechtliche Kapital um 20,4 Prozent auf 1,397 Milliarden Euro aufgestockt. Zugehörige Botschaft: Die Bank hat Vorsorge getroffen, auch bei einer Verschärfung der regulatorischen Maßnahmen weiter wachsen zu können. Mit einer Kernkapitalquote von 13,0 (10,4) Prozent und einer Eigenkapitalquote von 17,2 (14,8) Prozent ist die Bank in der Tat schon dort, wo andere noch hinwollen. Im Zweifel dürfte ein solches Kapitalpolster weiterhin so manchen Kunden überzeugen.

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