Gespräch des Tages

HSBC Trinkaus - Ohnmacht gegen Benachteiligung

Es dürfte wohl maßgeblich seinem Berliner Amt als Präsident des privaten Bankenverbandes geschuldet sein, dass Andreas Schmitz in seinem Urteil zu den beiden langlaufenden Tendern der Europäischen Zentralbank vergleichsweise moderat blieb. Auch wenn der Vorstandssprecher der HSBC Trinkaus & Burkhardt AG anlässlich der Bilanzberichterstattung seines Hauses klar und deutlich von einer Euro-Flut sprach, die mittlerweile in Europa eine Liquiditätsschwemme verursacht, die er in ihren Dimensionen im Verhältnis zum jeweiligen BIP als größer einstuft als in den USA, in Japan und in Großbritannien, äußert er aus volkswirtschaftlicher Sicht sogar ein gewisses Restverständnis für die expansiven geldpolitischen Maßnahmen der EZB. Angesichts der Marktflutung mit Euro sieht Schmitz zwar durchaus die mittelfristige Gefahr neuer Blasen und erheblicher Inflationstendenzen, weiß aber ebenso um den Mangel an geeigneten Handlungsalternativen für die Notenbank.

Als Verantwortlicher für HSBC Trinkaus und damit aus betriebswirtschaftlicher Sicht fällt sein Urteil natürlich weniger verständnisvoll aus. Hier sieht er die Passivseite seines Hauser quasi über Nacht von einem Kollateralschaden betroffen. Banken mit einem tragfähigen Geschäftsmodell und einem über Jahre hinweg gepflegten soliden Einlagengeschäft, so seine Klage, sind nun gegenüber jenen Instituten benachteiligt, die die Unzulänglichkeiten ihrer strategischen Ausrichtung und/oder ihres Risikoprofils nun mit billigem EZB-Geld überspielen und sogar konservieren können. Die geldpolitischen Maßnahmen helfen jenen Instituten über eine kritische Lage, die unter normalen Wettbewerbsbedingungen aus dem Markt ausscheiden müssten. Auch an dieser Stelle weicht die natürliche Interessenlage als HSBC-Banker durchaus von der des BdB-Präsidenten ab, der natürlich möglichst viele Mitgliedsinstitute als Beitragszahler halten will.

Ohnehin klingt diese Ohnmachtsbekundung irgendwie vertraut. Sie gehört dieser Tage massenweise zur Bilanzberichterstattung 2011 der Genossenschaftsbanken und Sparkassen sowie deren Verbänden und klingt auch bei vielen kleinen Privatbanken an. All diese Institute verdanken ihrem Einlagenüberhang im Aktivgeschäft eine große Unabhängigkeit von den Kapitalmarktbedingungen. Bei der Marktbearbeitung im Passivgeschäft müssen sie aber derzeit miterleben, wie Banken, die sich mit den EZB-Milliarden gestärkt haben, den Konditionenwettbewerb um Einlagen anheizen. In diesem Sinne schmiedet die Finanzkrise zum wiederholten Male über die deutschen Bankengruppen hinweg Koalitionen der Betroffenen.

Anders als eine ganze Reihe von Primärbanken aus dem Genossenschaftssektor und dem Sparkassenlager, die den Angaben der EZB nach an dem Tender teilgenommen haben und damit offensichtlich die Segnungen des billigen EZB-Geldes zu einem kontrollierten Ergebnisbeitrag nutzen wollen, hat sich HSBC Trinkaus kein EZB-Geld gesichert. Aber vielleicht profitiert das Institut ja ein wenig von der Muttergesellschaft, die nach Verlautbarungen aus London, mit überschaubaren Beträgen an beiden Tendern teilgenommen hat, um die Refinanzierung des Kreditgeschäftes in einzelnen Ländern zu unterstützen.

Ohnehin darf sich die HSBC-Gruppe einmal mehr auf einen ansehnlichen Ergebnisbeitrag ihrer deutschen Tochter freuen. Einem um 15,7 Prozent auf 148,9 Millionen Euro gestiegenen Zinsüberschuss steht zwar ein Rückgang von 4,6 Prozent auf 385,5 Millionen Euro und ein Anstieg des Verwaltungsaufwands um 8,0 Prozent auf 474 Millionen Euro gegenüber. Aber nach leicht gestiegener Steuerposition von 71,0 (70,6) Millionen Euro liegt der Jahresüberschuss nach Steuern mit 132,1 (139,4) Millionen Euro mit minus 5,2 Prozent nicht allzu weit unter Vorjahresniveau. Und bei einer Aufstockung des Kernkapitals um 4,0 Prozent auf gut 1,1 Milliarden Euro klingen auch die Cost Income Ratio von 71,4 (66,9) Prozent, die Eigenkapitalrendite von 16,5 (19,6) Prozent und die Kernkapitalquote von 11,5 (13,0) Prozent immer noch recht gut.

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