Gespräch des Tages

Persönliches - "Turn, Turn, Turn"

Alle, die ihn besser kennen dürfen, konnten durch diesen Auftritt nicht überrascht werden. Für alle anderen war es sicherlich ein wenig ungewöhnlich, wie Karlheinz Bentele bei seinem Abschied als Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes die vergangenen elf Jahre zusammenfasste: Er trat einfach einen Schritt zurück und fing an zu singen - wie bei fast jeder anderen passenden Gelegenheit für Gäste, Freunde oder Kollegen. Pünktlich um elf Uhr erschallte, egal an welchem Wochentag, die Stimme des am Bodensee beheimateten und in Köln sesshaft gewordenen Bentele durch das Telefon mit Happy Birthday, weiß auch Sparkassen-Präsident Haasis zu berichten. Nicht ohne Stolz und Freude - ohne das würde etwas fehlen!

Das Lied, das er sich diesmal in den Rheinterrassen in Düsseldorf aussuchte, fasst dagegen die Situation der Sparkassen nicht nur im Rheinland, sondern im gesamten Bundesgebiet ausdrucksvoll zusammen: "Turn, Turn, Turn". Es muss Bewegung in die S-Finanzgruppe kommen, um preisaggressiven Wettbewerbern, die Marktanteile an sich reißen, widrigen Rahmenbedingungen mit permanent sinkenden Zinsspannen im Privat- wie Firmenkundengeschäft und ständig neuen Regulierungsbemühungen, die vor allem Ver-braucherschutz-getrieben sind, Paroli bieten zu können. Das gelingt mitunter nicht mehr gut genug, auch wenn die ernsten aktuellen Probleme innerhalb der Gruppe nicht von den vielen Primären, sondern von den großen Landesbanken verursacht werden. Die Mitglieder des von Karlheinz Bentele elf Jahre geführten Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes spüren diese Entwicklungen heftig - allein der immer wiederkehrende Kapitalbedarf der Tochter WestLB zehrt an den Reserven. Im Wettbewerb haben sie allerdings den kleinen Größenvorteil, denn wie in keinem anderen Verband ist der Rheinische von zwar wenigen, aber dafür umso größeren Sparkassen beispielsweise in Köln oder Düsseldorf getragen. Das macht Verbandsarbeit natürlich nicht leichter und ist der große Unterscheid zum Schwesterverband in Westfalen-Lippe, den viele kleine Institute auszeichnen. Der überzeugte SPD-Anhänger Bentele hat den Verband mit seiner Diplomatie, seinem Willen, aber vor allem auch seiner Menschlichkeit geführt - gut geführt.

Drei Landesobmänner erlebte er in dieser Zeit, drei Ministerpräsidenten und auch drei Sparkassenpräsidenten - das ehrliche Lob von zumindest acht von ihnen ist Ausdruck echter Wertschätzung. Lediglich der amtierende NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zeigte sich trotz des festlichen Rahmens alles andere als in Feierlaune. Das andere Parteibuch von Bentele mag eine Rolle dabei gespielt haben, viel mehr aber die WestLB. Weder Bentele mit dem RSGV noch Rolf Gerlach mit dem WLSGV unterstützen den Politiker nachhaltig bei seinem Versuch, die Landesbank am liebsten zu einem Teil an einen privaten Investor zu veräußern, aber stets die (Landes-)Kontrolle zu behalten. Erneute Milliardenverluste machen das umso schwerer, und selbst eine Fusion mit einer anderen Landesbank wird unwahrscheinlicher, solange nicht endlich, endlich aufgeräumt ist in Düsseldorf.

Mit Karlheinz Bentele verliert die Sparkassen-Organisation zumindest an vorderster Front wieder einen dieser "Typen" mit Ecken und Kanten, die überhaupt immer seltener werden. Doch eines hat auch er nicht geschafft, die WestLB. Etwas anderes wollte er nicht schaffen - die Fusion mit dem WLSGV. Beides obliegt dem neuen Präsidenten Michael Breuer, wahrlich kein leichter Start.

Glück auf! - so wünscht man es dem einen, Karlheinz Bentele zum Abschied aus dem aktiven Dienst, genauso wie dem anderen, Michael Breuer für all das, was da noch kommen mag.

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