Gespräch des Tages

Nord-LB - Gebotene Zurückhaltung

Die Nord-LB ist untergegangen. Anders als in den mittlerweile fast gewohnten Schlagzeilen über Landesbanken oder internationale Groß- und Kleininstitute bezieht sich das aber nicht auf die Geschäftslage. Denn die ist, so stellt es sich zumindest in den Zahlen zum zurückliegenden Berichtsjahr dar, vergleichsweise gut. Vielmehr hat sich die Bank in den letzten Monaten und Jahren nahezu unterhalb des öffentlichen Diskussionshorizonts bewegt. Es blieb in der Krise wohltuend still um Hannover, anders als im Süden, wo unterschiedlichste Befindlichkeiten vehement diskutiert wurden und werden, im Osten, wo die Lage durch den DSGV geklärt werden musste, oder im Westen und ganz hohen Norden, wo das Landesbankendasein fast ein Ende gefunden hat. Von den jüngsten Schlagzeilen durch abgewertete Standard & Poor's Ratings ganz zu schweigen. Auch hier hat Hannover deutlich besser abgeschnitten, als etwa HSH Nordbank, Bayern- oder WestLB. Allenfalls die Helaba hat mit Blick auf die Solidität der strategischen Ausrichtung und die Beherrschbarkeit der Risiken eine ähnliche Stellung genießen können, auch wenn der Name immer wieder im Zusammenhang mit einem möglichen Deka-WestLB-Helaba-Konstrukt gefallen ist.

Freilich ist das immerhin noch positive Ergebnis und die relative strategische Sicherheit der Hannoveraner Landesbank kein Verdienst des zurückliegenden Jahres. Vielmehr hat sich die Nord-LB in der Vergangenheit etwas nicht geleistet, das ihr nun geholfen hat, etwas besser da zu stehen als manche ihrer Schwestern: Sie hat nicht versucht, allzu weit über ihre Grenzen hinaus zu wachsen, und auch bei der Kooperation mit der nordischen DnB hat man immer überschaubare Schritte getan. Stattdessen hat sie sich in ihren Geschäftsfeldern eher durch geduldiges Arbeiten profiliert, auch wenn das in guten Zeiten genau so wenig (positiv) schlagzeilenträchtig war. Weil trotzdem der Aufwand für Risikovorsorge und Bewertung mit 516 (26) Mill. Euro im Vergleich zum Vorjahr deutlich angestiegen ist, sieht man die "Credit Investments", die sich zu 83 Prozent auf Financials und Sovereigns beziehen, als eine der Hauptaufgaben an. Die reine Risikovorsorge im Kreditgeschäft hat sich derweil von 38 auf 266 Millionen Euro erhöht. Unterm Strich konnte die Landesbank ohne weitere Stützung von außen einen kleinen Vorsteuergewinn von 22 (503) Millionen Euro ausweisen. Und auch wenn es im Zusammenhang mit dem DnB-Nord-Joint-Venture und bei den Schiffkrediten sicherlich noch den ein oder anderen Ausfall geben wird, so gibt man sich ob der anderweitig soliden Lage optimistisch, ohne staatliche Hilfen auskommen zu können. Das gilt übrigens auch für die Tochter Bremer Landesbank. All dies sagt man mit der gebotenen Vorsicht. Auch eine Kapitalerhöhung sei, zumindest vorerst, nicht nötig. Sieben Prozent Dividende zahlt man im Gegenteil an die Eigner, und auch die stillen Einlagen wurden vollumfänglich bedient.

Muss dann die Nord-LB das große Vorbild der Landesbankenszene darstellen? In puncto öffentliche Wahrnehmung gilt das sicherlich. So manchen Sparkassenvorständen und einigen S-Verbänden wäre es wohl nur recht, wenn es um die regionale Landesbank auch wieder etwas ruhiger würde. Mit Blick auf die strategische Ausrichtung indes ist die Antwort nicht so eindeutig. Denn auch in den Hannoveraner Büchern schlummern sicherlich noch einige Risiken. Vielleicht ist es die zurückhaltende und damit übersichtliche Mischung aus originärem Landesbankengeschäft, einem weiteren soliden, diversifizierenden Standbein im Heimatmarkt - im Fall der Nord-LB also den Schiffsfinanzierungen - und internationalem Engagement, welche die nun bessere Lage ausmacht. In jedem Fall zeigt das Beispiel Nord-LB, dass weniger eigene Interessen einem Dienstleistungsinstitut der Sparkassenorganisation durchaus gut zu Gesicht stehen können.

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