Gespräch des Tages

Kreditgenossenschaften - Zähe Aufräumarbeiten

Jeder Vorstandsvorsitzende freut sich dieser Tage, wenn er auch einmal etwas Positives zu verkünden hat. Das war vor gut zwölf Monaten noch nicht die Regel. Doch in der Zwischenzeit wurde in den Banken emsig gearbeitet: es wurde abgegeben und ausgelagert, zusammengestrichen und heruntergefahren, an anderer Stelle ausgebaut und intensiviert, und das alles mitunter mit Erfolg. Die DZ Bank beispielsweise konnte ein Ergebnis vor Steuern von immerhin wieder 836 Millionen Euro präsentieren. Dass davon rund die Hälfte aus Steuerrückzahlungen und ein weiterer Großteil aus Wertaufholungen bei Wertpapieren resultiert, mag den ein oder anderen zwar stören, war aber so bereits vor einem Jahr angekündigt. Damals wurden die immensen Abschreibungen vom Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Kirsch schon als "stille Reserven" bezeichnet, das gesamte Wertaufholungspotenzial bezifferte er auf rund 1,4 Milliarden Euro. Da sich die echten Ausfälle weiterhin rar machen, macht das Hoffnung auf 2010. Auch vor dem Hintergrund, dass viel Stoff von der Bilanz genommen wird. Allein die ABS-Portfolios sollen drastisch reduziert werden, von 26 Milliarden Euro Ende 2007 über aktuell rund 18,5 Milliarden Euro bis auf unter 16 Milliarden Euro Ende 2010. Die risikogewichteten Aktiva sanken in der AG um stolze 32 Prozent, die Bilanzsumme im Konzern nach IFRS um fast 40 Milliarden auf 389 Milliarden Euro.

Doch für eine völlige Gesundung muss noch viel Weg frei gemacht werden. Das weiß auch Wolfgang Kirsch, der ehrlich und aufrichtig und so herrlich unaufgeregt die DZ Bank durch diese Zeiten steuert. Im Inland beispielsweise bereiten die DG Hyp und die VR Leasing Sorgen. Bei Ersterer ist das Neugeschäft hui und der Bestand pfui. Die Altlasten drücken so sehr auf die Ergebnisse, dass sich die Sanierung weiter hinauszögert. Frühestens 2011 wird ein kleiner Gewinn erzielt werden, 2010 wird "nochmals Geld kosten". Für 2009 übernimmt die DZ Bank rund 100 Millionen Euro Verlust. Der VR Leasing brechen derzeit wie so vielen Leasinggesellschaften die Vermarktungsmärkte für zurückgegebene Leasinggüter weg, vor allem in Osteuropa. Die Folge sind erschreckend hohe Wertberichtigungen.

Zum großen Bremsklotz entwickeln sich mehr und mehr die diversen Auslandsengagements der genossenschaftlichen Zentralbank. Waren es zunächst die Franzosen mit ihrer Natexis, für die man in die Tasche greifen musste, sind es nun die Österreicher, die Kummer bereiten. So hat das tiefe Minus bei der Österreichischen Volksbanken AG seine Spuren in der Zinsrechnung der DZ Bank hinterlassen. Ein Großteil des Rückgangs des Zinsüberschusses um 17 Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Euro wird der ÖVAG zugeschrieben. Wie es weiter geht ist unklar: Es wird ein strategischer Investor gesucht, der allerdings nicht leicht zu finden sein wird. Das Spitzeninstitut der deutschen Genossenschaftsbanken will seinen Anteil sicherlich nicht weiter erhöhen. "Wenn unsere Eigentümer uns Geld geben, dann erwarten die nicht, dass wir dies im Ausland ausgeben oder investieren." Wie wahr, wie wahr! Die DZ Bank tut gut daran, sich wieder auf ihr ursprüngliches Geschäft mit den Ortsbanken zu fokussieren. Das klappt gut im Kreditgeschäft, das kann bei richtiger Ausgestaltung auch im Private Banking funktionieren, auch wenn hier die DZ-Bank-Ambitionen von der Basis noch nicht wirklich als unterstützend wahrgenommen werden.

Und dann beschäftigen da noch die emsigen Regulatoren. Allein die künftige Behandlung von Marktpreisrisiken wird die DZ Bank als Kapitalsammelstelle empfindlich treffen. Noch schlimmer wäre es freilich, wenn sich die Pläne zur Eindämmung des Eigenhandels durchsetzen würde. Naturgemäß hält die DZ Bank in großem Stil Wertpapiere für die Primärbanken auf Abruf bereit, die ihre überschüssige Liquidität bei der Zentralbank parken. Ist dies nun aus Sicht der DZ Bank Eigenhandel oder kundengetriebenes Geschäft? Das mit den Aufsehern zu besprechen, erfordert viel Intensität und Geschick, hängt davon doch sehr viel ab.

Doch zu guter Letzt gibt es auch für den genossenschaftlichen Finanzverbund noch ein Bonbon. Die DZ Bank fühlt sich stark genug, die Garantien auch in diesem Jahr weiter zurückzuzahlen und das Eigenkapital aus eigener Kraft zu stärken. Wenn das nichts ist!

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