Kreditwesen-Weintipp

Kastanienbusch

Dieses dunkelrote Schiefergestein, im Lauf der Jahrmillionen aus Urgestein und Sedimenten durch hohen Druck und hohe Temperatur entstanden, ist eisenreich und wärmespeichernd, ein optimaler Untergrund für Rieslingreben. Neben dem Rotliegenden finden sich im Kastanienbusch noch zwei weitere Formationen: Buntsandsteinverwitterungsböden und sandiger Lehm. Ebenso wie das Rotliegende ist der Sandstein ein Metamorphit, der durch Druck und hohe Temperatur aus älteren Steinen, Magmatiten und Sedimenten entstanden ist. Der Wert dieses Sandsteins als Muttergestein ist vor allem bestimmt durch seinen Silikatgehalt.

Neben Riesling und Silvaner gedeihen auf ihm Spätburgunder. Doch nicht nur der Untergrund macht den Kastanienbusch zu einer Spitzenlage, sondern auch seine Wetterbedingungen: Zwischen Rhein, Rheinebene und dem Pfälzer Wald ist das Klima fast mediterran. Die Parzellen sind nach Süden bis Südosten ausgerichtet. Nach Westen, in Richtung Pfälzer Wald, sind sie durch einen Höhenzug gegen kalte Winde geschützt. Der Name dieser Lage weist auf die Edelkastanien, die in diesem milden Klima bestens wachsen. Eines der Weingüter, das hier auf einer Gesamtfläche von mehr als sechs Hektar seine Parzellen bewirtschaftet, ist das Weingut Dr. Wehrheim.

Im Jahr 2007 hat Karl-Heinz Wehrheim seinen konventionell wirtschaftenden Betrieb auf ökologischen Anbau umgestellt. Dieser Schritt ist Zeichen seiner Entschlossenheit, die aufwendige Pflege und Qualität seiner Weine weiter zu optimieren. Sein klares Bekenntnis zum Terroir zeigt der Agrarwissenschaftler auch im Weinkeller. Hier übernahm er nach Abschluss seines Studiums schon im Jahr 1984 die Verantwortung von seinem Vater. Seine Weißweine baut er im Stahltank oder im Holzfass aus. So sichert er das feine Sortenaroma, die fruchtige Weinsäure und die lange Haltbarkeit seiner Erzeugnisse.

Bei seinen Spätburgundern setzt Wehrheim auf die Ergänzung der natürlichen Traubenaromen durch die Aromen der Eichenholzfässer. Im Jahr 2004 hat der Winzer die Trauben für seinen Spätburgunder Kastanienbusch Großes Gewächs verhältnismäßig spät, nämlich erst Anfang November, gelesen. Dann ließ er sie drei Wochen lang auf der Maische vergären, bevor er den Wein in kleinen französischen Holzfässern lagerte. Dabei entstand ein tiefer und komplexer Spätburgunder, dessen mächtiger Fruchtkörper an die Pinot Noirs aus den besten Lagen der Bourgogne erinnert.

Schon nach kurzer Zeit im Glas entwickelt dieses großartige Gewächs einen holz- und röstwürzigen Duft, der an reife Waldfrüchte und Kirsche erinnert. Im Mund trifft das dichte Aroma saftiger, würziger Brombeeren auf ein deutliches, aber fein strukturiertes und gut integriertes Tannin. Ein charaktervoller Wein, der spannende Geschichten über die Entstehung der Gesteinsformationen vor langer, langer Zeit erzählt.

Weintipp aus dem Buch: 100 Meisterwerke des Weines - Deutschland

Hrsg. Ralf Frenzel Tre Torri Verlag

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