Gespräch des Tages

Institutionelle Anleger - Auf dem Weg in die Unternehmensfinanzierung

Unternehmensanleihen haben hierzulande durchaus Potenzial. Ende Februar dieses Jahres waren deutsche Unternehmensanleihen mit einem Wert von 278 Milliarden Euro im Umlauf. Davon entfielen 230 Milliarden Euro auf Investment-Grade-Anleihen, 48 Milliarden Euro auf High Yield (jeweils inklusive Financials, nach Indizes der Bank of America Merrill Lynch). Alleine die derzeit herrschenden Rahmenbedingungen können alternativen Finanzierungsformen, zu denen die Unternehmensanleihen gehören, nun durchaus Auftrieb verleihen. Einerseits erhöhen regulatorische Maßnahmen den Druck auf die Eigenkapitalsituation von Kreditinstituten. Diese dürften sich daher zukünftig mit der (langfristigen) Kreditvergabe eher zurückhalten oder diese zumindest fürs eigene Haus margenträchtiger und damit für den Kunden teurer gestalten. Auf der anderen Seite sind insbesondere institutionelle Investoren im Niedrigzinsumfeld auf der Suche nach rentierlichen Anlagen. Gerade Versicherer und Versorgungswerke wenden sich derzeit verstärkt der Finanzierung von Unternehmen, aber auch von Infrastrukturmaßnahmen und Projekten im Bereich erneuerbare Energien zu.

Aus ihrer Sicht muss im Hinblick auch auf den Markt der Unternehmensanleihen freilich stets die Gretchenfrage nach der optimalen Rendite bei möglichst geringem Risiko beantwortet werden.

Denn hier gilt vielleicht noch deutlicher als für andere Instrumente des Kapitalmarktes: Firmen mit guter Bonität refinanzieren sich günstiger als solche mit schlechten Bewertungen. Am Beispiel deutscher Unternehmensanleihen lässt sich leicht erkennen wie stark die Konditionen für verschiedene Emittenten und Papiere differieren. Auf der einen Seite des Spektrums stechen gut geratete Instrumente heraus: Die Helaba beispielsweise hat eine Anleihe mit Laufzeit bis April 2019 ausstehen, die sie mit mageren 0,97 Prozent per annum verzinst. Bei der ING-Diba läuft ein ebenso langfristiges Instrument bis März 2019, dessen Zinssatz bei 0,95 Prozent liegt. Im kurzfristigeren Bereich fallen die Sätze sogar noch niedriger aus. So kommt eine Anleihe der Bayern-LB mit Restlaufzeit bis Juni 2015 auf einen Zinssatz von 0,24 Prozent, ebenso wie ein Vehikel der LBBW, das bis Februar des kommenden Jahres läuft. Bei schlechterem Rating hingegen sehen die Risikoaufschläge ganz anders aus: Unitymedia Kabel BW zum Beispiel hat eine Anleihe mit Fälligkeit zum Dezember 2019 im Umlauf, die mit 7,52 Prozent jährlich verzinst wird.

Wer in gute Bonitäten (bei vergleichsweise geringer Verzinsung) investieren will, der kann das durchaus direkt tun. Spezialisten sind jedoch dann gefragt, wenn es um die konkrete Bewertung schlechter gerateter Anleihen geht und deren Einsatz in einer Gesamtstrategie. Die Meriten Investment Management beispielsweise, eine Tochter von BNY Mellon, deren Kunden zu rund einem Drittel Sparkassen (32,7 Prozent), aber auch Pensionsfonds (19,9 Prozent), Unternehmen (15,6 Prozent) und Versicherer (10,9 Prozent) sind, verfolgt die sogenannte Crossover-Strategie (siehe auch ZfgK, Heft 16-17/2013, Beitrag Lenz/Schepers). Vor allem im Grenzbereich zwischen Investment Grade und High Yield werden die Risikoprämien von Anleihen nicht nur deutscher Unternehmen, sondern global, als attraktiv bewertet. Konkret sind das Instrumente mit dem Rating BBB und BB. Dabei korrelieren die über die vergangenen zehn Jahre gerechneten 2,18 Prozent mehr an Ertrag im BB-Segment gegenüber BBB mit einem erhöhten Ausfallrisiko über die vergangenen fünf Jahre in Höhe von zehn Prozent nach fünf Jahren gegenüber zwei Prozent nach fünf Jahren. Seit rund drei Jahren verfolgt Meriten die beschriebene Strategie, zunächst im Vehikel des Spezialfonds, seit Dezember 2013 auch als Publikumsfonds, und hat damit 370 Millionen Euro eingesammelt.

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