Gespräch des Tages

Finanzmarktkrise - Teure Lehren für die Dresdner

Die Bilanzpressekonferenz der Dresdner Bank war in den vergangenen Jahren eher ein bescheidenes Ereignis. Anders als bei den anderen Großbanken war nicht einmal der komplette Vorstand anwesend, sondern meist nur der Vorsitzende und der Chief Financial Officer. Im Berichtsjahr 2007 hat sich das wieder geändert. Jeder Vorstand referierte über seinen Bereich selbst. Und die Fragerunde mutierte angesichts von Wertkorrekturen in Höhe von 1,275 Milliarden Euro, die die Bank im ABS-Handelsbuch ihres Investmentbanking vornehmen musste, in weiten Teilen zu einem Nachhilfekurs über Anlagevehikel und Risikomanagement im Investmentbanking.

Dabei geht es vor allem um Exkulpation. Im Handelsgeschäft sei die "First Line of Defense" das Front Office selbst, während das Risikomanagement nur "Beifahrer" sei. Mit anderen Worten: Im Rahmen gewisser Vorgaben, wie zum Beispiel Ratings, haben die Händler Handlungsfreiheit. Damit kann das Risikomanagement bis zu einem gewissen Grad die Hände in Unschuld waschen und den Schwarzen Peter weiterreichen. Doch auch die Händler ihrerseits können sich auf die deutlich gewordenen Grenzen ihrer Vorgaben berufen. Während bei direkten Wertpapieren wie RMBs (Residential Mortgage Backed Securities) die Performance von der Performance der zugrunde liegenden Forderung abhängt, so die Argumentation, ändert sich bei Collateralized Debt Obligations (CDOs) der relevante Asset Pool laufend. Detailinformationen stehen somit immer nur mit einer gewissen Zeitverzögerung zur Verfügung, wodurch das Nachvollziehen der Risiken erschwert werde. Wenn Ratings plötzlich von AAA auf CCC geändert würden, hätten die CDO-Manager, um ihre Strukturvorgaben zu erfüllen, dann keine andere Wahl, als zwangszuliquidieren.

Erschwerend kommt nach Angaben von Investmentbanking- Vorstand Stefan Jentzsch hinzu, dass sich die Datenbasis zu den zugrunde liegenden Krediten teilweise als unzuverlässig erwiesen habe und es sich bei der US-Immobilienkrise zudem um ein Jahrhundertereignis handele, das stochastisch nicht zu modellieren sei. Das alles mag einleuchtend sein: Es bleibt aber die Frage, ob man die als Erklärung für die Wertkorrekturen angeführte geringe Belastbarkeit der Parameter nicht hätte berücksichtigen und die entsprechenden Instrumente behutsamer hätte einsetzen müssen. Immerhin zeigt man sich reuig: Eine Reihe von Produkten werde es künftig so nicht mehr geben. Im Bereich der primären Verbriefung soll es dagegen auch weiterhin Aktivitäten geben.

Angesichts der Wertkorrekturen stellt sich gleichwohl die altbekannte Frage nach der Positionierung des Investmentbanking im Allianz Konzern. Legt man die Maßstäbe an die anderen von der Finanzkrise tangierten Banken an, so sind all jene besonders betroffen, denen ein auskömmliches Geschäftsmodell fehlt. Auf den Allianz-Konzern übertragen heißt das: Ein vollumfängliches Investmentbanking mit all seinen Chancen und Risiken ist in München nicht erwünscht. Zu einer drastischen Beschneidung der Aktivitäten beziehungsweise einer tragfähigen Integration in die sonstigen Geschäftsfelder hat man sich aber offensichtlich immer noch nicht erfolgreich genug durchringen können.

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