Gespräch des Tages

Finanzkrise - Fragwürdiges Handeln

"Der Euro wird das Opfer von Spekulanten". So oder so ähnlich liest man es in fast jeder Schlagzeile und hört es an fast jeder Ecke dieser Republik. Welch ein Unsinn. Zunächst einmal bleibt festzuhalten, dass der Euro keinesfalls ungesund niedrig notiert. Kurse zwischen 1,20 und 1,25 US-Dollar liegen über dem Durchschnitt seit Einführung und weit über den Notierungen der Anfangsjahre. Die europäische Gemeinschaft hat mit dem bereitgestellten Rettungsschirm einmal mehr bewiesen, dass sie willens und in der Lage ist, mittelfristig für Stabilität sorgen zu können. Zweitens: Schuld an der Misere sind keinesfalls nur windige Spekulanten wie Hedgefonds, sondern vor allem unfähige Politiker, die mit ihren Haushalten jahrelang über die Verhältnisse gelebt haben, von strukturellen Problemen in diesen Ländern ganz zu schweigen. Davor wurde zwar leise gewarnt, ernsthaft gegengesteuert wurde aber nicht.

Und doch macht die Politik populistisch geschickt Banker und Spekulanten für all das verantwortlich. Das Volk hört es gerne und schreit bei jedem vermeintlichen (Regulierungs-)Treffer wie ehedem im Circus Maximus begeistert auf. Doch wird hier wirklich getroffen oder ist es nur ein Schaukampf? Das jüngst ausgesprochene Verbot von ungedeckten Leerverkäufen wird den Eurokurs genauso wenig stabilisieren wie es vermeintlich schädliche Finanztransaktionen verhindern wird. Gleiches gilt für die von der deutschen Regierung vorangetriebene Finanztransaktionssteuer. Gefährlich ist nur, dass dies im Alleingang und nicht mehr in Abstimmung mit den internationalen Partnern erfolgt.

Doch was würde wirklich helfen: Spekulanten, wenn man sie denn bekämpfen möchte, weil man sie nicht als Teil eines funktionierenden Marktes betrachtet, stören vor allem zwei Dinge: Verluste und Zwang zur Offenlegung. Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder Versuche, gegen Währungen zu spekulieren. Einer der bekanntesten ist sicherlich der Angriff George Soros auf das britische Pfund, der zum Austritt Großbritanniens aus dem Europäischen Währungssystem führte. In Deutschland verhinderte die Bundesbank Ähnliches, indem sie bei Bedarf DM kaufte und so den auf fallende Kurse wettenden Investoren das Spiel verdarb. Auch wenn die in sich stabile DM kaum mit dem für einen zersplitterten Raum geltenden Euro vergleichbar ist, indem sich weit mehr Angriffspunkte finden lassen, wären solche Stützungskäufe durch die Notenbanken vielleicht sinnvoller als der Ankauf von Staatsanleihen maroder Euro-Länder durch die EZB, durch den die Zinsen für die Papiere sinken und diejenigen anderer Länder steigen. Auch der Zwang zur völligen Offenlegung aller Geschäfte würde zwar zu einem unglaublichen Aufschrei der Banken führen, würde aber gewisse Geschäfte, die von Intransparenz leben, sicherlich erschweren. Man muss es nur wollen. So aber wird lieber auf die Banken öffentlich geschimpft, gleichzeitig aber die Branche mit schier unerschöpflichen Mitteln immer wieder vor der Verantwortung für ihr Tun gerettet.

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