Gespräch des Tages

Exchange Traded Products - Verschlossener Boom-Markt

Wie sehr die fünf großen Anbieter den Markt bei börsengehandelten Fonds dominieren, lässt sich leicht anhand einer kleinen "Rechnung" zeigen: Nicht nur beanspruchten die Blackrock-Tochter I-Shares, State Street, Vanguard, die Société-Générale-Tochter Lyxor und die Deutsche Bank über ihr Segment X-Trackers per Ende 2009 zusammen einen Marktanteil von rund 80 Prozent an der weltweit 711 Milliarden Euro schweren Branche. Auch hat sich der Anteil trotz massiven Marktwachstums von rund 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2008 so gut wie nicht verändert. Demgegenüber hat die gesamte Marktmacht und Vertriebskraft der Wettbewerber Bank of America, Goldman Sachs, Morgan Stanley und der japanischen Nomura unter dem Markennamen Source im Boomjahr 2009 dem Vernehmen nach lediglich knapp eineinhalb Prozent des derzeit 223,5 Milliarden Euro großen europäischen Markts für sich gewinnen können. Weltweit betrachtet finden sich in Sachen Anbieterstruktur ähnliche Verhältnisse.

Interessant sind die börsengehandelten Produkte insbesondere deshalb, weil dem Markt hohes Potenzial zugesprochen wird. Liegen in den USA rund 2,5 Prozent des gesamten Fondsvolumens in ETF, sind es in Europa etwas weniger als die Hälfte. So rechnet man etwa bei X-Markets insbesondere durch Umschichtungen von Pensionsfonds mit einem europäischen Wachstum von 20 bis 25 Prozent allein im laufenden Jahr. Aber auch beim Privatanleger, der derzeit nur 15 Prozent des Marktes ausmacht, erhofft man sich zusätzliche Absatzmöglichkeiten - ohne jedoch konkrete Zielwerte zu nennen.

Der Grund für den fehlenden Erfolg der Newcomer in dem heiß umkämpften Markt sind die Eintrittsbarrieren: Hohe Fixkosten machen kleinere Fonds unrentabel. Um nun trotz der Marktmacht der großen Häuser wenigstens einen Teil des Wachstumssegments für sich gewinnen zu können, bleiben Neueinsteigern nur neue Produkte und vor allem neue Produktkategorien - ein Preiswettbewerb in den etablierten Kategorien dürfte bei geringen Margen und erheblichen Skalenvorteilen der etablierten Anbieter jedenfalls kaum möglich sein. Erfolg erhofft man sich darum etwa bei Indexprodukten auf Rohstoffe (Exchange Traded Commodities, ETC), wie sie zum Beispiel ETF Securities anbietet. Von dort aus soll dann oft auch die Brücke zu Aktien-basierten Produkten geschlagen werden.

Dass in jenem breiter gefassten Segment der Exchange Traded Products auch jenseits der bekannten Fondsprodukte weiteres Potenzial steckt, bleibt derweil X-Trackers und Co. selbstredend nicht verborgen. Und so überrascht es wenig, dass etwa die Deutsche Bank nun neben 50 neuen ETFs mit einem eigenen Commodities-Angebot aufwartet. Sollten sich diese neuen Segmente in etwa an der Entwicklung bei den börsengehandelten Fonds orientieren - und danach sieht es zunächst aus - dann dürften die beabsichtigten Marktanteilsgewinne vom dritt- zum zweitgrößten Anbieter in Europa für X-Trackers als Früheinsteiger eine durchaus realistische Zielsetzung bleiben.

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