Gespräch des Tages

In diesem Heft - Workout-Management eine aufgewertete Disziplin

Es ist noch gar nicht so lange her, da eilte die Zahl der Insolvenzen in Deutschland von Jahr zu Jahr zu neuen Höchstständen. Den deutschen Banken hat das seinerzeit gar nicht behagt, denn die Bewertung der vorhandenen Problemkredite in ihren Bilanzen spiegelte sich in einer deutlich ansteigenden Risikovorsorge wider. Parallel zu der mehrjährigen Dürrephase in der Ertragsrechnung der Kreditinstitute wurden in vielen Studien und Kommentaren mehr oder weniger gründlich die Unterschiede zwischen der kapitalmarktorientierten Unternehmensfinanzierung der angelsächsisch geprägten Welt und den Usancen einer zu Kreditlastigkeit neigenden hiesigen Wirtschaft herausgearbeitet. Teilweise wurde dabei das deutsche Hausbanksystem pauschal und undifferenziert als hoffnungslos unterlegen gebrandmarkt. Viele Kreditinstitute suchten in diesen Zeiten nach geeigneten Wegen im Umgang mit notleidenden Krediten. Einige zeigten sich offen für den Verkauf, sei es als Paket oder in Form von strukturierten und verbrieften Produkten. Andere betonten den Wert der hinter den "schwächelnden" Krediten stehenden Kundenbeziehungen und plädierten für eine effiziente Verwertung beziehungsweise Sanierungsarbeit.

Besonders den Primärinstituten der Sparkassen- und Genossenschaftsorganisation wurde und wird naheliegenderweise eine große Affinität zu diesem Weg der gründlichen (Nach-)Bearbeitung von Problemkrediten nachgesagt. Denn zum Ersten bindet das Regionalprinzip diese Institutsgruppen naturgemäß stark an den lokalen Markt und lenkt ihren besonderen Blick auf den Erhalt der Kundenbeziehungen im vorgegebenen Geschäftsgebiet. Zum Zweiten tun sich beide ihrem Selbstverständnis nach mit einem Verkauf von Problemkrediten aus den Bankbilanzen schwer. Und speziell im öffentlich-rechtlichen Bankensektor gibt es zum Dritten rund um die sogenannte Amtsträgerhaftung juristischen Klärungsbedarf oder zumindest Verunsicherung zur Behandlung von Non-performing Loans (siehe auch Kreditwesen 12-2007).

Mit dem wachsenden Interesse von Investmentbanken und Finanzinvestoren an Problemkrediten und deren breitem Engagement am deutschen Markt hat sich in den letzten Jahren der Stellenwert dieser Disziplin erhöht. Galten die Bereiche Sanierung und Kreditabwicklung in der deutschen Kreditwirtschaft lange Zeit gewiss nicht als ultimative Erfüllung einer Laufbahn, zählt das Workout-Management moderner Prägung zu den anspruchsvollen Varianten kapitalmarktorientierter Bankgeschäfte. Wie es die Beiträge dieser Ausgabe vermitteln, repräsentiert es mittlerweile unbestritten höhere Weihen des Bankerlebens. Und wer ist dort nicht gerne dabei?

So verweisen die Sparkassenorganisation wie auch die Genossen heute stolz auf ihre fortgeschrittenen Übungen im Kreditrisikohandel - auch wenn die diesbezüglichen aufsichtsrechtlichen Anforderungen der Ba Fin dieser Tage für einen Schreck gesorgt haben und zu einem noch nicht in allen Einzelheiten absehbaren Anpassungsbedarf führen dürften. Im Bereich der Kreditgenossen ist in den letzten Jahren die BAG Hamm aus ihrem langjährigen Schattendasein geholt und hoffähig gemacht worden. Es sind in Deutschland sogenannte Bad Banks entstanden und weitere ernsthaft diskutiert worden. Und die Großbanken beziehungsweise privaten Banken zeigen sich in der Einstufung und Ausübung des Workout-Managements als durchaus lernfähig. Angesichts der anspruchsvollen und noch weiter steigenden Anforderungen an die Handhabung moderner Kapitalmarktinstrumente verweisen sie mit kleinem Seitenhieb gegen die Verbünde gelegentlich schon mal auf auf deren tendenziell kürzeren Erfahrungshorizont und damit möglicherweise auf einen gewissen Nachholbedarf in der Entwicklung pfiffiger Produktvarianten rund um das Problemkreditmanagement.

Es sind nicht nur die Steuerung der Kreditrisiken und die Optimierung der Eigenkapitalausstattung, die sich mit einem professionellen Workout-Management verbessern lassen, sondern als aktives Investitionsgeschäft betrieben, stehen damit auch gute Renditen in Aussicht. Die Strukturen und Prozesse, so der Tenor der Autoren, lassen sich freilich noch verbessern und bescheren Raum für eine weitere intensive Restrukturierungsforschung.

Noch keine Bewertungen vorhanden


X