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New Workout Management

Spätestens seit der Einführung der MaK müssen sich die deutschen Kreditinstitute eingehender als früher mit der Intensivbetreuung und Sanierung gefährdeter Firmenkunden befassen. Leider verkannte das deutsche Kreditgewerbe, dass Kredite kriselnder Firmenkunden nicht einen "Abfall", sondern einen "Wertstoff" darstellen können. Wie in den Geschäftsfeldern Kreditkarte und Ratenkredit wurden interessante Entwicklungen regelrecht verschlafen. Gerne kauften ausländische Verwerter deutschen Instituten Non-performing Loans zu Discountpreisen ab, verwerteten die Sicherheiten oder platzierten die Kredite mittels Verbriefung weiter. Diese Institute müssen das Potenzial aufgrund der Passivität des deutschen Kreditgewerbes als wahres El Dorado betrachtet haben.

Rüdiger Volk befasste sich seit der Metall-gesellschaft-Schieflage mit der Sanierung von Firmenkunden, er baute in den neunziger Jahren den Bereich Workout Management der Deutschen Bank Leipzig auf und betreute auch in Berlin federführend manche Sanierung, beispielsweise der Herlitz AG. In seiner Dissertation beschrieb er nicht nur den State of the Art im bankinitiierten Sanierungsgeschäft. Er arbeitete auch die kritischen Erfolgsfaktoren heraus, um den Workout-Prozess zu optimieren. Die Lösung sieht er in der von ihm als New Workout Management bezeichneten Vorgehensweise institutionalisiert in Form der Sanierungsspezialbank.

In den meisten Publikationen dominiert die Sicht des gefährdeten Unternehmens, bei Volk erfolgt die Fokussierung auf die Gläubigerbank: Wie sollte der Workout Prozess ablaufen, um den maximalen Nutzen für engagierte Kreditinstitute zu generieren. Die Arbeit ist tief gegliedert in fünf Hauptabschnitte, beispielsweise Ableitung von Handlungsimplikationen für das Bankmanagement zur Optimierung des Workout-Prozesses (3. Abschnitt). Die Arbeit hebt sich ab von den in Praxis und Theorie diskutierten und angewandten Distressed-Debt-Lösungen, da diese häufig lediglich Risiken transferieren.

Das Volk´sche Konzept dagegen bietet Problemlösungen, indem sie erstens den Focus auf mittelständische Firmenkunden legt und zweitens die vorgeschlagene Sanierungsspezialbank in den Rahmen Industrialisierung im Bankenbereich einbettet. Sie gibt Anstöße und Vorschläge, um Intensivbetreuung und Sanierung besser als bislang zu gestalten. Der umfangreiche Anhang enthält zahlreiche verschlüsselte Problemfälle, die als Ausgangsbasis der wissenschaftlichen Analyse dienen.

Inzwischen entwickeln ausländische Investmentbanken in Deutschland das Sanierungsgeschäft, beispielsweise Morgan Stanley bei dem mittelständischen Textilunternehmen Ploucquet. Sie realisieren das von Volk vorgestellte Konzept des New Workout Managements. Offenbar sehen sie darin ein hoch rentables Geschäftsfeld, dem deutschen Kreditgewerbe bleibt ein weiteres Mal nur übrig, "staunend daneben zu stehen" und "zuzuschauen". Den Geschäftsleitungen kann deshalb dringend empfohlen werden, sich eingehend mit der Publikation von Rüdiger Volk zu befassen.

Prof. Dr. Jürgen Singer, Universität Leipzig

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