Gespräch des Tages

Deutsche Bank Kein Bedarf an Spitzfindigkeiten

Welche Stärke die Deutsche Bank mittlerweile wieder erreicht hat, konnte man bei der Präsentation der Jahreszahlen 2006 nicht zuletzt am unaufgeregten Umgang mit einer sonst so vielbeachteten Kennziffer sehen: Sicher finden sich die 30 Prozent als Eigenkapitalrentabilität vor Steuern in den Schlagworten der einschlägigen Meldungen des Investor Relations und der Presseabteilung ganz weit vorne. Doch Josef Ackermann räumte dieser Kennziffer trotz ihrer nun auch im internationalen Vergleich sehr passablen Größenordnung - keinen Platz unter seinen drei zentralen Aussagen ein, sondern brachte sie erst im Verlauf seiner Präsentation bei der Erläuterung des Zielerreichungsgrades - und zwar mit der geschäftsmäßig klingenden Anmerkung: "Wir haben unser Renditeziel von 25 Prozent im mehrjährigen Durchschnitt übertroffen." Auch im weiteren Verlauf seiner Ergebnisbewertung war der Vorstandsvorsitzende weit davon entfernt, aus dem nun erreichten Niveau neue, ehrgeizigere Ziele abzuleiten.

Gerade dieser betont nüchterne Umgang mit der in den vergangenen Jahren von Analysten und Medien als Schlüsselgröße aufgebauten Eigenkapitalrendite bringt der Bank Glaubwürdigkeit, stützt sie doch die früheren Aussagen, die selbst gesetzte Zielvorgabe lediglich als Richtmarke und nicht als alleinigen Maßstab auf dem Weg zu einer dauerhaft ertragskräftigen Bank zu sehen. Heute eröffnet dieser gelassene Umgang mit der inzwischen erreichten Verzinsung den nötigen Freiraum, auf unverhoffte oder auch selbst mit angestoßene Marktentwicklungen beziehungsweise Akquisitionsmöglichkeiten vergleichsweise flexibel reagieren zu können.

Nur zur Erinnerung: Vor drei Jahren sah das ganz anders aus. Damals bemühte die Deutsche Bank gleich vier verschiedene Definitionen der Eigenkapitalrendite, um mit diesen Spielarten einen ermutigenden Stand ihres Transformationsprozesses einer Fokussierung auf die Kernbereiche dokumentieren zu können (Kreditwesen 4-2004). Heute ist von solchen Interpretationsübungen nicht mehr die Rede. Es wird lediglich darauf verwiesen, dass die Eigenkapitalrendite vor Steuern (basierend auf dem durchschnittlichen Active Equity) sogar 31 Prozent beträgt, wenn Restrukturierungsaufwendungen und signifikante Gewinne aus dem Verkauf von Industriebeteiligungen jeweils unberücksichtigt bleiben.

Übrigens: Auf die Cost Income Ratio als zweite der oft beachteten Kennziffern wurde bei der Deutschen Bank überhaupt nicht offensiv hingewiesen. Das mag erstens an den großen Unterschieden liegen, die in den einzelnen Segmenten zu Tage treten. Vielleicht spielt zweitens auch eine Rolle, dass die mittlerweile erreichten 70,2 Prozent der Deutschen Bank sich hierzulande überhaupt nicht vergleichen lassen und international allenfalls mit dem kleinen Kreis der anderen Wettbewerber mit ähnlich hohem Anteil an Investmentbanking. Und drittens schneiden bei der Cost Income Ratio die vielen (internationalen) Wettbewerber mit einem kleineren Gewicht des Investmentbanking tendenziell besser ab. Vorzeigbar ist bei der Deutschen Bank freilich auch diese Kennzahl: Seit 2003 wurde eine Verbesserung um stattliche 10,6 Prozentpunkte erreicht.

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