Gespräch des Tages

Credit Suisse Deutschland - Neues Format

Die genaue Ausgestaltung der künftigen Eigenkapitalausstattung der Kreditwirtschaft unterliegt zwar noch so manchen Rangeleien in und zwischen diversen internationalen Gremien. Und speziell in der Frage einer adäquaten Berücksichtigung der höchst unterschiedlichen Risiken der Geschäftsausrichtung offenbaren sich handfeste Interessenunterschiede zwischen einzelnen Banken(-gruppen) wie auch (politischen) Entscheidungsträgern. Aber der Tendenz nach rechnet die internationale Bankenszene längst mit einer deutlichen Aufstockung der Eigenkapitalanforderungen. Der Kapitalmarkt hat das zu gewissen Graden ohnehin schon antizipiert.

Dass die beiden Schweizer Großbanken in einem solchen Umfeld gerne ihre komfortable Ausgangsposition präsentieren, ist keineswegs allein das Ergebnis unternehmerischer Einsicht und Stärke. Vielmehr hat in der Schweiz neben dem traditionellen Hang zu einer soliden Eigenkapitalausstattung der Banken gerade die dortige Finanzmarktaufsicht maßgeblichen Anteil an der guten Kapitalbasis. Weil die Bilanzsummen beider Schweizer Großbanken ein Mehrfaches des Bruttoinlandsproduktes der dortigen Volkswirtschaft ausmachen, setzen die zuständigen Aufseher ihre Eigenkapitalanforderungen traditionell über den internationalen Mindeststandards an und behalten sich zur Sicherung der Finanzstabilität ihres Landes vor, auch in Zukunft so zu verfahren (siehe auch Kreditwesen 1-2010).

In den vielbeachteten Rankings der Eigenkapitalausstattung internationaler Banken kann sich die Credit Suisse somit sehr offensiv präsentieren. In ihrer Auswertung der aktuellen Quartalszahlen beziehungsweise der Jahresendzahlen 2009 großer internationaler Banken sieht sie sich in den Tier1 Capital Ratios mit 16,4 Prozent vor der UBS (16,0 Prozent), den drei großen amerikanischen Instituten Morgan Stanley (15,0 Prozent), Goldman Sachs (15,0 Prozent) und JP Morgan Chase (11,5 Prozent) und auch deutlich vor den europäischen Häusern Barclays (13,0 Prozent), der Deutschen Bank (11,2 Prozent) und Santander (10,3 Prozent). Das solide Eigenkapitalpolster schafft Vertrauen bei den Anlegern, so argumentiert die Credit Suisse anhand des verfügbaren Datenmaterials im Private Wealth Management, und hat ihr im Berichtsjahr 2009 sowie im ersten Quartal 2010 vor der Deutschen Bank den weltweit größten Zufluss an neuen Assets in diesem Geschäftsbereich beschert. Und mit ihrer Eigenkapitalrentabilität im ersten Quartal von 22 Prozent stuft sie sich vor der UBS (21 Prozent), Goldman Sachs (20 Prozent), der Deutschen Bank (19 Prozent) und Morgan Stanley (16 Prozent) ebenfalls ganz an der Spitze der internationalen Großbanken ein.

Aus dieser Stärke ihrer Mutter heraus präsentierte sich kürzlich auch die Credit Suisse Deutschland anders - sprich viel offensiver - als man das bisher von ihr gewohnt war. Konnte man die Bank hierzulande bisher meist nur in den Einzelbereichen Private Banking, Investmentbanking und Asset Management wahrnehmen, wurde nun der Antritt als integrierte Bank betont. Mit ihren zirka 800 Mitarbeitern bildet Deutschland die Managementzentrale für die Region Zentraleuropa mit insgesamt 17 Ländern. Erstmals in dieser Art präsentierte sich die gesamte Führungsmannschaft aller drei Geschäftsbereiche auf einem gemeinsamen Presseempfang und stand zu Hintergrundgesprächen bereit. Klare Botschaft: Die Credit Suisse hat in Deutschland weiteres Potenzial ausgemacht und will das auf Basis der starken Marke und des guten Rufs auch nutzen. Anspruch ist dabei keineswegs die Marktführerschaft, aber je nach der heutigen Ausgangsposition in den einzelnen Produkt- und Dienstleistungssegmenten will man sich mindestens unter den ersten fünf positionieren. Und noch eines war festzustellen. Die Kontinuität des Managements vor Ort ist in den drei Geschäftsfeldern viel höher als das die hiesigen Wettbewerber zuweilen glauben machen - nicht zuletzt im Private Banking.

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