Gespräch des Tages

Deutsche Bank II - Nüchternes Kalkül im Asset Management

Die Deutsche Bank richtet den Einsatz ihres Kapitals ziemlich genau an dem momentanen oder absehbaren Erfolg ihrer Geschäftsbereiche aus. Insofern ist es normal, dass in Zeiten drohender Kapitalknappheit wieder einmal all jene Aktivitäten, Produkte und Regionen in den Fokus geraten, die den Renditeansprüchen der Bank nicht oder noch nicht entsprechen. Schon in den vergangenen Jahren gehörte der Geschäftsbereich Asset Management immer wieder zu dieser Kategorie der überprüfungswürdigen Geschäftsfelder. Daran festgehalten wurde letztlich, weil es sich um einen vergleichsweise stabilen Unternehmenszweig handelt, der mit seinen geringen Risikoaktiva ein gewisses Gegengewicht zu dem sehr volatilen Investmentbanking schaffen kann.

Mit entsprechenden Ergebnissen geglänzt hat das Asset Management freilich nicht, auch wenn sich das in der Segmentberichterstattung der Bank lediglich an den Zahlenangaben im Lagebericht nachvollziehen lässt. Dort wird die Vermögensverwaltung institutioneller Kunden sowie das Angebot von Investmentfonds und anderer Anlageprodukte für Privatkunden zusammen mit dem Wealth Management geführt. Für das laufende Jahr beispielsweise wird dem gesamten Bereich per 30. September 2011 zwar ein im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegenes Ergebnis vor Steuern in Höhe von 602 (152) Millionen Euro bescheinigt. Von der Steigerung um 451 Millionen Euro darf sich das Private Wealth Management aber 307 Millionen Euro zurechen und das Asset Management nur 143 Millionen Euro.

Die Grundtendenz indes war in den vergangenen Jahren regelmäßig klar: Wenn das Investmentbanking boomt, schrumpfen die Ergebnisbeiträge der anderen Geschäftsbereiche zu Marginalien. Und wenn Corporate Banking and Securities schwächelt, schafft mittlerweile allenfalls der Bereich Private and Business Clients ein richtiges Gegengewicht. Im Unternehmensbereich Asset and Wealth Management machte auch die Cost Income Ratio des Segments mit knapp unter 100 Prozent und teilweise auch darüber seit Jahren keine wirkliche Hoffnung auf Besserung. Und die Hinweise auf mögliche Synergieeffekte zwischen den einzelnen Geschäftsfeldern, wie sie bei einer breiten Aufstellung der Segmente zweifellos an vielen Stellen auftauchen und in der internen Unternehmensrechnung sicherlich erfasst werden, reichen für eine unangefochtene Existenzberechtigung offensichtlich auch nicht mehr. Folgerichtig prüft Bank erneut, inwieweit sie weltweit als Asset Manager fungieren will.

An dem eigenen Anspruch gemessen, in allen Geschäftsfeldern zu den Marktführern gehören zu wollen, ist diese Grundsatzfrage nur konsequent. Denn mit dem volatilen, bewusst auf die Risikonahme abzielenden Investmentbanking passt das Asset Management nur bedingt zusammen. Asset Manager haben von der Unternehmenskultur her eine ganz andere Interessenlage als Investmentbanken. Sie haben dann den größten Zulauf von Investoren wie Pensionskassen, Lebensversicherungen, Zentralbanken oder auch Staatsfonds, wenn diese Investoren ihre Dienstleister einer nachhaltigen, langfristig orientierten und möglichst risikoarmen Strategie verpflichtet sehen. Diese Anforderungen richten sie auch an die Corporate Governance der Unternehmen, in die sie investieren. Nicht von ungefähr sind die weltweit größten Asset Manager längst nicht mehr die Banken, sondern Blackrock, State Street, Allianz, Fidelity und Vanguard.

Bei der Prüfung der strategischen Optionen ihres Asset Managements wird es deshalb die Kunst für die Deutsche Bank sein, die Synergieeffekte zu ihren anderen Geschäftsfeldern so weit zu erhalten, dass sie sich weltweit unter den führenden Anbietern von Finanzlösungen halten kann. Dass dabei die DWS mit all ihrer Kompetenz speziell am deutschen Markt ein wichtiges Asset bleiben soll, ist nachvollziehbar. Aber das ist nicht mehr Asset Management in großem Stil.

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