Gespräch des Tages

Bankpolitik - Am deutschen Wesen will keiner genesen

Der mit so vielseitigen Fähigkeiten ausgestattete berühmteste aller deutschen Fußballspieler hat dem Vernehmen nach aus dem gegebenen Anlass "Südafrika" heraus der dort eingesetzten Aktivitas einen guten Rat gegeben: Franz Beckenbauer empfahl seinen Nachahmern, sich überhaupt nicht um (fachmännisch! ) Geschriebenes, Kommentiertes, Kritisiertes zur Sache wie zur Person zu kümmern, sondern einfach nur um den Ball. Wahrscheinlich ohne es näher zu sensibilisieren, hat der namhafte Ratgeber damit ein ganz allgemeines Prinzip für die aktuelle deutsche Wirtschafts- und Finanzpolitik ausgedrückt: Jenes "Einfach-mal-was-machen", das die deutsche Bundesregierung nun schon erschreckend lange als Maxime ihres vermeintlichen Handelns darstellt.

Auch das soeben rasch vorgelegte sogenannte "Sparpaket" der Regierung vermittelt genau den Eindruck, dass dieselbe sich hier wie bei ihrer allgemeinen Gesundheitspolitik, Energiepolitik, Finanzpolitik (und inzwischen auch Personalpolitik) um nichts mehr als um sich selbst sorgt. Schon lange, lange, vielleicht schon seit den späten Tagen der Adenauer-Zeit nicht mehr, hat eine Kanzlerschaft ein solches Maß an Autismus demonstriert. Noch kaum jemals ist die Kritik der einigermaßen fachkundigen Medien, der mitunter direkt gutwilligen Lobbyisten und der staunenden europäischen Nachbarschaft einhellig gewesen, wenn "die Deutschen" derzeit ihren unaufhörlichen neuen regulatorischen Unsinn insbesondere mit "der Rettung des Euros" begründen.

Aber - es gibt noch Hoffnung. Während nämlich in der Bundesrepublik selbst offensichtlich niemand mehr die Durchsetzungskraft hat, den Schwachsinn von Finanztransaktionssteuer, von Bankenabgabe und direkten Handelsverboten so nachhaltig zu vermitteln, dass vor allem das Finanzministerium wieder zur Vernunft zurückkehren darf, lernt Frau Bundeskanzlerin justament draußen, dass man dort ihr nicht gehorcht und nicht folgt.

Die "G"-Welt hat die deutschen Vorschläge bereits abgelehnt. In Europa, respektive EU-Europa, müsse man zwar alles noch einmal nachhaltig bewerben. Aber, so sagt der deutsche Finanzminister in all seiner Ehrlichkeit, die Erfolgsaussichten seien gering und jeder nationale Separatismus der Deutschen stoße auf Unverständnis. Zu Recht. Und es zeugt von beträchtlicher Arroganz, den "eigenen Weg" namentlich in der Bankenpolitik selbst dann noch weiter zu propagieren, wenn so viele der Partner und Nachbarn ihn für falsch halten. Am deutschen Wesen wollte die Welt noch nie genesen. Aber vielleicht hilft die internationale Ablehnung "im Ganzen" der Bundesrepublik "im Kleinen" auch irgendwann bei der Besinnung auf die vielen praktikablen Möglichkeiten, die Basel II, III, ... noch allemal eröffnen. K. O.

PS: Einige von diesen werden auch in diesem Jahr wieder auf der viel beachteten Veranstaltung "Bankenaufsicht im Dialog" der Deutschen Bundesbank diskutiert werden (Programm unter www. kreditwesen.de).

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