Gespräch des Tages

Allianz Global Investors - Alles blau - Abschied von vertrauten Markennamen

Dass Publikums- und Spezialfonds in den vergangenen Jahren sowohl inhaltlich als auch organisatorisch immer stärker zusammengewachsen sind, wurde an dieser Stelle an verschiedenen Beispielen wiederholt erläutert. Da lässt sich schon seit einigen Jahren die zunehmende Bedeutung von Publikumsfonds für Institutionelle Anleger beobachten, die einige der hiesigen Kapitalanlagegesellschaften (siehe DWS und Allianz/Dresdner) früh erkannt und in beträchtliche Mittelzuflüsse umgemünzt haben, während andere (siehe Deka) sie eher verschlafen haben. Umgekehrt befruchtet das Spezialfondsgeschäft mit Spezialitäten den Publikumsfondsbereich. Eine gemeinsame organisatorische Aufstellung von Publikums- und Spezealfonds haben auch Adig und Cominvest vergleichsweise zeitig eingeleitet, ohne sie freilich am Markt allzu offensiv zu nutzen. Erst seit Frühjahr (Kreditwesen 12-2006) beziehungsweise Herbst dieses Jahres wird der Marktauftritt unter der gemeinsamen Marke Cominvest gebündelt und sichtbar forciert. Die Marke Adig wird dabei allmählich verschwinden.

Auf ein neues Branding setzt künftig auch das Bündnis aus Allianz und Dresdner. Wenn ab dem kommenden Jahr die Publikumsfondsgesellschaft Deutscher Investment-Trust Gesellschaft für Wertpapieranlagen mbH und die Spezialfondsgesellschaft Dresdnerbank Investment Management Kapitalanlagegesellschaft mbH zur neuen Fondsgesellschaft Allianz Global Investors Kapitalanlagegesellschaft mbH verschmolzen werden, klingt das in der Langfassung der Namen nicht unbedingt wie ein herber Verlust. Aber mit den Kürzeln Dit und Dbi verschwinden dann eben doch wieder zwei renommierte Markennamen vom Markt, deren Ruf sich die neue Allianz Global Investor in diesem ungewohnten Metier erst einmal erarbeiten muss.

Der Sache nach kommt diese Entwicklung im Hause Allianz/Dresdner keineswegs überraschend, sondern lässt sich sehr wohl als "logische Konsequenz" der bisherigen Integrationsschritte der letzten Jahre verkaufen. Im Zuge der strategischen Neuordnung und Zusammenführung der KAGs aus dem Dresdner-Bank- und dem Alli-anz-Beritt in einem gemeinsamen Geschäftsmodell hatte der Konzern ohnehin das Glück, viele organisatorische wie produktspezifische Dinge Schritt für Schritt und systematisch angehen zu können. Der Optimierung der Kostenstruktur und der Produktpalette, mit den zugehörigen Bündelungen im Innenbetrieb und bei den Stabsfunktionen in den Jahren 2002 bis 2004, der Nutzung gleicher Produktionsplattformen für die Investmentprozesse bei Publikums- und Spezialfonds (Kreditwesen 12-2006) und schließlich der stark koordinierten Hinwendung zum Vertrieb im vergangenen Jahr, so die Sprachregelung, folgt nun die Zusammenführung von Dit und Dbi unter einem Dach. Alles wird Allianz-blau.

Die Struktur folge nur der Strategie, heißt es beruhigend. In diesem Sinne sollen alle Berichtslinien erhalten bleiben, und für die Mitarbeiter soll sich außer einigen kleineren Begradigungen (wie den Wegfall einer eigenen Marketingabteilung für die Dbi) nichts ändern. Als zusätzlichen Schub verspricht man sich von der anstehenden Maßnahme dennoch eine Reduktion der Komplexität durch klarere Verantwortlichkeiten, eine weitere Straffung der internen Prozesse und einen gezielteren Einsatz des Marketingetats.

Insbesondere im Auslandsgeschäft baut man dabei auf die Wirkung der Marke Allianz. Dit und Dbi waren und sind der erfolgreiche Marktauftritt für hier und heute, Allianz ist das Signal für den europa- beziehungsweise weltweiten Antritt morgen. Das Kalkül ist einfach. Man vertraut allem Eindruck nach darauf, dass die Sympathiewerte für die Marke Allianz im (europäischen) Ausland auch in dem hierzulande ungewohnten Metier des Fondsgeschäftes stärker zum Tragen kommen als eventuelle Einbußen durch den langsamen Abschied von den geläufigen Marken Dit und Dbi im Inland. Im Übrigen bleibt der Dit zumindest im kommenden Jahr in den Produktnamen der Publikumsfonds noch flankierend erhalten. Und mit Ausnahme DWS/Deutsche Asset Management hat man mit der Bündelung von Publikums- und Spezialfondsgeschäft unter einem Markendach (Stichworte Sonderkonjunktur, Verkauf) gegenüber den ebenfalls gleichgeschalteten Mitbewerbern im Inland keine Nachteile. Insofern ist der einheitliche Markenauftritt den ernsthaften Praxisversuch durchaus wert.

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