PFANDBRIEFE UND COVERED BONDS

"DER SCHIFFSPFANDBRIEF WIRD SICH WIEDER ETABLIEREN"

Ralf Löwe, Foto: HCOB

Herr Löwe, hat Sie die gute Aufnahme der Schiffspfandbrief-Emission doch ein wenig überrascht?

Unser Schiffspfandbrief ist in der Tat gut vom Kapitalmarkt angenommen worden - darüber haben wir uns natürlich gefreut. Pfandbriefe stehen bei Investoren aufgrund ihrer Sicherheit und Transparenz hoch im Kurs, das zeigt sich auch regelmäßig bei der Platzierung unserer Hypothekenpfandbriefe. Insofern waren wir nicht überrascht, dass auch der Schiffspfandbrief gut lief. Gleichwohl ist die Gattung Schiffspfandbrief für viele Investoren Neuland und daher der Kreis der Interessenten noch eingeschränkt. Viele der Kapitalmarktteilnehmer, die gemäß ihrer Anlagerichtlinien in Schiffspfandbriefe investieren können, haben wir auch im Orderbuch gesehen.

Was waren die Überlegungen, genau jetzt an den Markt zurückzukehren?

Es war uns wichtig, die HCOB - nach erfolgreicher Privatisierung und abgeschlossener Transformation - auch im Pfandbrief-Markt wieder als regelmäßige Emittentin zu positionieren. Nachdem wir im Oktober 2021 einen 7-jährigen und im Januar 2022 einen 5-jährigen Hypothekenpfandbrief, beide im Benchmark-Format, begeben haben, war die Emission eines Schiffpfandbriefs im ersten Halbjahr der nächste folgerichtige Schritt für uns.

Wie lief das Emissionsprozedere ab?

Am Montag, dem 16. Mai, haben wir den dreijährigen Schiffspfandbrief im Markt angekündigt und geplant war, die Anleihe am darauffolgenden Donnerstag zu begeben. Dieser eher großzügige Zeitrahmen erlaubt es Investoren, die internen Freigabeprozesse für das "neue" Produkt vor Begebung abzuschließen. Erfreulicherweise hatte das für den Vertrieb mandatierte Bankenkonsortium jedoch schon im Verlauf des Dienstags ausreichendes Investoreninteresse erhalten, sodass wir das Emissionsfenster schon am Mittwoch nutzten. Das Orderbuch für den Schiffspfandbrief mit einem Volumen von 500 Millionen Euro wurde am Morgen in einem konstruktiven Marktumfeld mit einer initialen Preis-Guidance von 23 Basispunkten über Swap-Mitte geöffnet. Das finale Orderbuch in Höhe von 625 Millionen Euro erlaubte es schließlich, die Transaktion erfolgreich mittags mit einem Spread von 22 Basispunkten über Swap-Mitte zu pricen.

Der Markt für Schiffspfandbriefe war lange Zeit nahezu ausgestorben - kommt nun ein neues Momentum rein?

Stimmt, das Segment wurde in den vergangenen Jahren kaum bedient, auch die HCOB hat seit einigen Jahren keinen Schiffspfandbrief mehr emittiert. Wir planen jedoch, künftig regelmäßig mit weiteren Benchmark-Anleihen an den Markt zu gehen und sind zuversichtlich, dass sich der Schiffspfandbrief wieder etabliert. Wir haben in Gesprächen mit den Investoren zunehmendes Interesse wahrgenommen, auch wenn es noch einige Zeit brauchen wird, bis sie ihre internen Freigabeprozesse für den Kauf dieser Gattung durchlaufen haben.

Wie sieht der Markt für Schiffspfandbrief grundsätzlich aus - wer sind relevante Emittenten neben der HCOB?

Bei der Emission von Schiffspfandbriefen hat die HCOB in Deutschland derzeit ein Alleinstellungsmerkmal: Es gibt derzeit keine weitere deutsche Bank, die diese mit Schiffskrediten gedeckten Anleihen am Kapitalmarkt platziert. Selbst im europäischen Raum begibt lediglich ein weiterer Emittent regelmäßig großvolumige Schiffs-Covered-Bonds im Eurobond-Markt. Das liegt unter anderem daran, dass sich in den vergangenen Jahren viele Mitbewerber aus dem Geschäftsfeld "Shipping" zurückgezogen haben.

Welche Investorengruppen interessieren sich besonders für diese Pfandbriefgattung?

Investoren schätzen die Sicherheit auf Grundlage des deutschen Pfandbriefgesetzes und die makellose Kredithistorie des Pfandbriefs, unabhängig von der Gattung. Dementsprechend haben wir bei unserem Schiffspfandbrief eine Platzierung analog zu unseren Hypothekenpfandbriefen gesehen. Zu den Investoren zählen Zentralbanken, Kreditinstitute, Asset Manager, Versicherungen und Pensionskassen.

Und was sind die Vorteile, die der Schiffspfandbrief gegenüber anderen Pfandbriefarten bietet?

Schiffs- und Hypothekenpfandbriefe basieren auf derselben Gesetzgebung, unterscheiden sich jedoch im Rating, da es kein explizites Rating-Modell für Schiffspfandbriefe gibt. Entsprechend wird der Investor für das vermeintlich schwächere Rating (A2) gegenüber unserem Hypothekenpfandbrief (Aa1) kompensiert. Bei dieser Schiffspfandbrief-Transaktion der HCOB haben wir eine Prämie von circa 20 Basispunkten gezahlt.

Haben Sie den Schwerpunkt der Emission bewusst auf Deutschland gelegt?

Inländische Investoren sind für die Platzierung unserer Anleihen immer sehr wichtig, sowohl für unbesicherte Papiere als auch für Pfandbriefe. Grundsätzlich ist die Funding-Strategie der Bank aber auf eine granulare, paneuropäische Investorenbasis ausgerichtet, entsprechend haben wir die Anleihe europaweit vermarktet. Bei diesem Schiffspfandbrief haben wir, neben den Orders inländischer Investoren, Nachfrage aus der nordischen Region sowie aus Großbritannien gesehen. Weiteres Interesse kam aus der Schweiz und Asien.

Welche Rolle spielt der Schiffspfandbrief damit im Refinanzierungsmix der HCOB, wie groß soll sein Anteil perspektivisch sein?

Pfandbriefe sind klassische Funding-Instrumente für die Bankenbranche und auch in unserem Refinanzierungsmix sind sie wesentlicher Bestandteil. Wir emittieren diese Kredit-gedeckten Anleihen daher regelmäßig und planen, mindestens einmal jährlich einen Schiffspfandbrief im Benchmark-Format zu begeben - wobei die Emissionstätigkeit von der Neugeschäftsentwicklung in unserem Kerngeschäftsfeld Shipping abhängt. Angepeilt ist, künftig rund die Hälfte des Neugeschäfts in der Schiffsfinanzierung über Pfandbriefe zu refinanzieren.

Ralf Löwe , Head of Treasury , Hamburg Commercial Bank (HCOB), Hamburg
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