Impact Investing - deutsche Immobilienwirtschaft hat Nachholbedarf

Sebastiano Ferrante, Head of Germany and Italy, PGIM Real Estate, Frankfurt am Main
Quelle: PGIM Real Estate

Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um bezahlbaren Wohnraum steht die Immobilienwirtschaft zunehmend unter dem Forderungsdruck von Politik und Öffentlichkeit, sich im "Impact Investing" stärker zu engagieren. Hinzu kommt, dass in Deutschland ein deutlicher Anstieg einer Investorengruppe zu beobachten ist, die mit ihrem Kapital gleichermaßen soziale und ökologische Wirkung erzielen möchte. Insbesondere die jüngere Generation hat erkannt, dass sich Rendite und gesellschaftliches Engagement nicht ausschließen müssen. Für Immobiliengesellschaften darf somit zukünftig nicht mehr nur das bloße Einhalten von Auflagen, wie beispielsweise CO2-Ausstoß und Klima, Bestandteil ihrer Investitions- und Projektentwicklung sein. Und auch mit Blick auf die Portfolioallokation und -diversifikation gewinnt das Impact Investing für institutionelle Investoren zunehmend an Bedeutung.

Innerhalb der Branche mangelt es jedoch an einem Konsens zur Definition des Begriffs Impact Investing und es fehlt an konkreten Umsetzungsbeispielen. Um die Anforderungen von Investoren jedoch auch langfristig erfüllen zu können, bedarf es für die Immobilienbranche einheitlicher und allgemeingültiger Standards zur Messbarkeit und Bewertung entsprechender Projekte. So könnte beispielsweise die positive Wechselwirkung mit der Nachbarschaft, der Gemeinde und Gesellschaft herangezogen werden, ergo die Vergabe von Aufträgen an lokale Handwerker von Gewerken sowie das Beauftragen von Dienstleistern, die einen erhöhten Anteil von förderungsbedürftigen Mitarbeitern beschäftigen. Das Einführen entsprechender Parameter geht weit über die bereits bestehenden Quoten für sozialgebundene Wohnungen und neu geschaffene Kita-Plätze hinaus. Ohne eine einheitliche Bewertungsgrundlage ist eine Vergleichbarkeit zwischen den Projekten und Investitionen in diesem Segment nahezu unmöglich und die Markttransparenz nicht vollumfänglich gewährleistet. Gerade Letztere wird jedoch vor allem von privaten und institutionellen Investoren sowie der Politik eingefordert. Eine weitere Herausforderung besteht darin, ein kontinuierliches Angebot zu erschließen, um die Nachfrage nachhaltig bedienen zu können. Hierbei bedarf es eines engen Dialogs mit Politik, Wirtschaft und Interessenvertretern, um gemeinsam die derzeit relativ dünne Angebotslage zu evaluieren und perspektivisch erschließen zu können. So führen hohe Auflagen im Wohnungsbau zu einer enormen Steigerung der Baukosten, wodurch eine bezahlbare Miete nur schwer zu gewährleisten ist. Um Projekte im Bereich Impact Investing zu erschließen, sollte sich die Immobilienwirtschaft auf aufstrebende, aber noch unterbewertete Lagen konzentrieren, die vom Bestand Chancen für transformative Entwicklungen bieten.

Sebastiano Ferrante, Head of Germany and Italy, PGIM Real Estate, Frankfurt am Main

Sebastiano Ferrante , Leiter Deutschland und Italien , PGIM Real Estate, Frankfurt am Main
Noch keine Bewertungen vorhanden


X