Die Immobilie: das neue Bankkonto

Sven Keussen, Partner, Deutscher Anlage-Immobilien Verbund (DAVE) und geschäftsführender Gesellschafter, Rohrer Immobilien

"Was tun?, spricht Zeus" wird als geflügeltes Wort in ratlosen Zeiten verwendet und stammt von Friedrich Schiller. "Was tun?" spricht in diesen Zeiten auch der ratlose Anleger, der sich fragt, wohin mit dem Geld, das auf dem herkömmlichen Bankkonto durch die von den Finanzhäusern weitergegebenen Null- beziehungsweise Negativzinsen immer weniger wird. Welche Handlungsoptionen bleiben diesem Anleger? Die "Strafzinsen" treiben ihn und damit seine liquiden Mittel in Sachwerte. Dazu gehören Gold, Kunst und vor allem Immobilien. Die Anleger stehen nun vor der Frage, entweder in Immobilien mit weniger Rendite oder in unternehmerisches Risiko zu investieren.

Im ersten Fall wünscht sich der Investor häufig eine Anlage, die dem Festgeld gleicht: Man kauft eine Immobilie und geht davon aus, dass sie sich durch einfaches "Liegen lassen" automatisch positiv entwickelt. Dementsprechend ist auch das Investitionsverhalten: Obwohl aus dem Ertrag kaum die Instandhaltung und Verwaltung gedeckt werden können, wechseln beispielsweise Immobilien in München mit Kaufpreisen über dem 50-fachen der Jahresnettomiete den Eigentümer! Dabei bleibt nur ein geringer Teil zur Bewirtschaftung und strukturellen Weiterentwicklung übrig, was sich in Zeiten weniger stürmischer Wertentwicklung oder bei stagnierenden Mieten sowie steigender Zinsen schnell rächt. Im Unterschied zum Festgeld ist die Immobilie betreuungsintensiv, um das Investment positiv "arbeiten zu lassen". Dies stellt an die Immobilienbetreuung komplexe Anforderungen. Neben der Hausverwaltung sollten Experten mit mietrechtlichem und bautechnischem Hintergrund sowie Marktverständnis für die wirtschaftlichen Notwendigkeiten das Investment begleiten, sodass dieses auch nach Jahren durch eine individuelle Wertentwicklung stabile Erträge und positive Ergebnisse erwirtschaftet.

Alternativ kann man in Immobilien "unternehmerisch" investieren. Was bedeutet das? Der Anleger geht bewusst Risiken, beispielsweise durch die Durchführung von Revitalisierungen und Refurbishments ein, da hier ein großes Gewinnpotenzial besteht. Wer so investiert, kann eine deutliche Wertsteigerung erzielen, die Rentabilität erhöhen oder zum passenden Zeitpunkt bei steigenden Preisen gute Gewinne realisieren.

In beiden Fällen sind wichtige Dinge zu beachten. Zum einen muss dem Anleger auch der Worst Case aufgezeigt werden, wie sich sein Investment bei veränderten Rahmenbedingungen entwickeln könnte. Und zum anderen muss sich jemand um das Asset, die Immobilie laufend "kümmern". Damit geht auch die Aufwertung derer einher, die das beherrschen, da die Immobilie das neue Bankkonto ist, das "arbeitet". In dem verantwortungsvollen Umgang mit dieser übertragenen Verantwortung liegt eine große Chance für die Immobilienbranche.

Sven Keussen, Partner, Deutscher Anlage-Immobilien Verbund (DAVE) und geschäftsführender Gesellschafter, Rohrer Immobilien

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