Härtere Zeiten für Bausparkassen

Es kommt derzeit etwas dick für die deutschen Bausparkassen. Die niedrigen Zinsen drücken immer mehr auf die Ergebnisse, was zum Handeln zwingt. Kündigungen von Altverträgen sind die Folge. Für die Öffentlichkeitsarbeit und das Image hoch unerfreulich, führt daran wirtschaftlich kein Weg vorbei. Denn Bausparen ist Zwecksparen und kein Renditeprodukt: Wer kein Darlehen in Anspruch nehmen will, muss damit rechnen, dass auch die Bausparkassen ihre Leistungsversprechen nicht mehr erfüllen wollen. Trotzdem schlagen die Wellen hoch und das Volk empört sich, vor allem weil nun auch hochverzinste Altverträge, die schon länger als zehn Jahre zuteilungsreif sind, gekündigt werden und nicht nur wie bislang Verträge, deren Volumen die vereinbarte Bausparsumme bereits überstiegen hatten, sodass ein Darlehen gar nicht mehr infrage kommt.

Mittlerweile geht der Großteil der Bausparkassen diesen Weg, egal ob privat oder öffentlich-rechtlich. Für die Kunden, die sich bislang über vier Prozent Zinsen freuen durften, ist das natürlich hoch unerfreulich. Und für die Verbraucherschützer ein willkommener Anlass, sich wieder einmal über die Unmoral der Finanzindustrie herzumachen. Ein paar Zahlen können dies, bei aller kommunikativer Herausforderung der Institute im Umgang mit verärgerten Kunden, aber relativieren. Laut aktuellen Zahlen sind rund 150 000 Verträge gekündigt worden, bei einem Gesamtbestand von knapp 30 Millionen. Bausparen lebt vom Kollektiv. Da darf man schon die Frage stellen, warum der Verbraucherschutz sich so aktiv auf die Seite von 0,5 Prozent der Bausparer stellt, die dieses Kollektiv ausnutzen, zulasten der anderen Sparer.

Als ob das nicht genug wäre, hat Stiftung Warentest einmal mehr die Beratungsqualität der Bausparkassen verrissen. Von den zwanzig untersuchten Instituten erhielten nur drei die Bewertung gut, vier dagegen waren mangelhaft, der Rest irgendwo dazwischen. Getestet wurde nach vier Kriterien: Neben der Kundeninformation, bei der überprüft wurde, ob alle wichtigen Informationen zum Angebot erläutert wurden, floss auch die Erfassung der Kundendaten in das Gesamtergebnis ein. Nur wenn beispielsweise die gewünschte Sparrate und das Einkommen abgefragt wurden, bestand auch die Möglichkeit, ein passendes Angebot zu erhalten. Die Begleitumstände - etwa problemlose Terminvereinbarung - machten einen geringen Teil der Bewertung aus. Das Kriterium Qualität des Angebots war hingegen am höchsten gewichtig. Obwohl die Vorgaben der Testkunden nach Angaben von Stiftung Warentest einfach waren, schafften es nur die wenigsten Bausparkassen, ein passendes Angebot zur Baufinanzierung zu machen. Teilweise wurden Bausparverträge beworben, deren Auszahlung weit hinter dem vom Kunden gewünschten Termin liegt. Manche Angebote waren zu teuer oder unverständlich. Zudem wurde auf Fördermöglichkeiten nicht immer eingegangen, heißt es weiter. Allerdings besuchten die Tester jeweils nur sieben Filialen der 20 Bausparkassen, was kaum ein breites, repräsentatives Urteil über die Beratungsqualität der Häuser insgesamt zulässt.

Bei so viel Unannehmlichkeiten tut Zuspruch natürlich besonders gut, erst recht, wenn dieser von hoher Instanz kommt. Noch-Bafin-Präsidentin Elke König jedenfalls zeigte auf dem Neujahrsempfang ihres Hauses vorsichtig Verständnis für die Kündigungen, bestritt aber, dass die BaFin die Institute dazu ermutige. Dies sei einzig und allein Sache der Häuser. Aber Bausparkassen könnten keine neuen Geschäftsfelder erschließen, sondern seien aufgrund des Bausparkassengesetzes an Geschäfte mit wohnwirtschaftlichem Bezug und an enge, risikoarme Anlagevorschriften gebunden. Nur über neue, niedriger verzinste Tarife bestünde ein Ausweg. Und genau das bieten die Häuser den Kunden ja an. P.O.

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