Neues vom Pfandbrief

Saisonbedingte Lethargie

Auch in der zweiten Julihälfte hielt die saisonbedingt ruhige Marktphase am Primärmarkt an, lediglich unterbrochen durch ein paar Aktivitäten einiger weniger Emittenten. So konnte beispielsweise die Münchener Hypothekenbank einen in US-Dollar denominierten Hypothekenpfandbrief mit einer Laufzeit von drei Jahren platzieren. Mit einem Volumen von 500 Millionen US-Dollar handelt es sich bei diesem Papier um die größte Emission eines Pfandbriefemittenten seit Anfang letzten Jahres. Moody's hat diesen Pfandbrief mit "Aaa" bewertet.

Eine Premiere konnte die Nord-LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale mit der Emission eines Flugzeugpfandbriefs feiern: Noch nie zuvor hatte ein Unternehmen einen mit Flugzeugen besicherten Covered Bond emittiert. Das Emissionsvolumen lag bei 500 Millionen Euro, das Ordervolumen nach Angaben der Nord-LB bei über 1,1 Milliarden Euro von über 60 Adressen. Nachdem die Vermarktungsphase mit einem Spread im Bereich von Mid Swap plus 60 Bonuspunkte gestartet war, konnte das Papier dank der hohen Nachfrage mit einem Reoffer Spread von Mid Swap plus 55 Bonuspunkte platziert werden.

Einen Tag nach Emission wurde der Bond am Sekundärmarkt bei ASW plus 46,5 Bonuspunkte bezahlt. Mit jeweils 26 Prozent entfällt rund die Hälfte der Deckungsmasse des Flugzeugpfandbriefs auf Sicherheiten, die in den Vereinigten Staaten und Großbritannien registriert sind, gefolgt von Sicherheiten aus Deutschland (18 Prozent) und Frankreich (14 Prozent). Aufgeteilt nach Flugzeugtyp hatten Narrowbodies mit 45 Prozent den höchsten Anteil, gefolgt von Widebodies (19 Prozent) und Regional Jets (14 Prozent). Das Deckungsportfolio hatte etwa zwei Wochen vor Emission einen Nennwert von 994,2 Millionen Euro, und von den im Portfolio enthaltenen Sicherheiten hatten 582,3 Millionen Euro eine Laufzeit von bis zu fünf Jahren.

Bereits eine Woche nach dem Flugzeugpfandbrief platzierte die Nord-LB einen weiteren Bond, und zwar einen Öffentlichen Pfandbrief mit einer Laufzeit von sieben Jahren und viereinhalb Monaten. Das Papier mit einem Volumen von 500 Millionen Euro wurde mit einem Reoffer-Spread von Mid Swap plus 9 Basispunkte emittiert und wird von den beiden Ratingagenturen Fitch und Moody's mit "AAA" respektive "Aaa" bewertet. Zum Ende des ersten Quartals 2012 hatte der Deckungsstock für Öffentliche Pfandbriefe ein Volumen von 27,3 Milliarden Euro und wies eine Überdeckung von 49,8 Prozent auf. Der Großteil der Forderungen im Deckungsportfolio beinhaltet neben Schuldnern aus Deutschland (97 Prozent) unter anderen Forderungen gegenüber österreichischen Schuldnern (2 Prozent).

Auf dem Sekundärmarkt profitierten zu Beginn der zweiten Julihälfte vor allem französische Covered Bonds von einer potenziellen künftigen Unterstützung der europäischen Bankenlandschaft. Italienische und spanische Covered Bonds hingegen bauten die Verluste aus dem Vormonat aus, während alle anderen Covered Bonds eine zumindest stabile Performance aufwiesen.

Hinsichtlich der Herabstufung italienischer Banken infolge des reduzierten Sovereign-Ratings war auch die italienische Unicredit S.p.A. von Moody's auf "Baa2" heruntergenommen worden. Grund war die nachlassende Fähigkeit des italienischen Staates, Institute zu stützen (systemic support).

Da das BFSR (Bank Financial Strength Rating) jedoch unverändert blieb, hat diese Herabstufung nach Ansicht von Analysten keine Auswirkungen auf die Benotung der Pfandbriefe der beiden Tochtergesellschaften Unicredit Bank sowie Unicredit Bank Austria. Im Zuge des Sovereign-Downgrades wurden allerdings die Ratings von acht italienischen Covered-Bond-Programmen reduziert. Aufgrund der geänderten Einschätzung des Staatenratings ist dabei unter anderen die Obergrenze für das maximal erreichbare Covered Bond Rating auf "A2" abgesenkt worden.

Angesichts der nach wie vor hohen Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung der EU-Schuldenkrise (etwa bezüglich der wichtigen Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Europäischen Stabilitätsmechanismus) gehen die Analysten davon aus, dass die sommerliche Emissionsdürre noch einige Zeit anhalten wird. Dieses Marktumfeld begünstige jedoch sicherlich Pfandbriefe und Covered Bonds aus Nicht-Euro-Ländern, die trotz der im Vergleich zu anderen Segmenten deutlich niedrigeren Renditen als sicherer Hafen gesucht blieben. Ein größeres Primärmarktangebot aus den EU-Peripherieländern, etwa aus Italien oder Spanien, ist deshalb allerdings nicht zu erwarten. K.D.

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