Bausparkassen

Neue Formationen

Die Fusionsfreude der Großbanken bringt auch im Bausparen lange gepflegte Konstellationen kräftig durcheinander. Fristete das Bausparen in der Commerzbank, der Dresdner Bank und der Deutschen Bank bislang allenfalls ein Mauerblümchen-Dasein, weil es lediglich die Produktpalette komplettieren sollte, so könnte ihm jetzt mehr Aufmerksamkeit zuteilwerden. Zunächst sollte der Commerzbank das Bausparen einige Gedanken wert sein, übernahm sie doch mit der Dresdner Bank auch deren 100-prozentige Tochtergesellschaft Allianz Dresdner Bauspar AG. Viel Wehmut wird in dem Institut nicht aufkommen, litt das Geschäft in den vergangenen Jahren doch zusehends darunter, dass die Klinkenputzer der Allianz das Bausparen nie richtig verstanden haben. Da sich das Produkt am Bankschalter stets besser verkaufte, dürfte am Stammsitz in Bad Vilbel die berechtigte Hoffung bestehen, im neuen Commerzbank-Universum endlich mehr Beachtung und Neugeschäft zu erhalten. Allerdings müssen auch die Berater der neuen Konzernmutter erst noch für das Bausparen begeistert werden. Diese vermittelten bisher an die konzernfremde Badenia. Entsprechend mäßig war der Eifer und die Identifikation mit dem Produkt. Die Überzeugungsarbeit wird der Bausparkasse demnach so schnell nicht ausgehen.

Ob es jedoch endlich gelingt, wenigstens im Neugeschäft am Dauerrivalen Deutsche Bank Bauspar AG vorbeizuziehen, hängt auch davon ab, wie lange sich die Privatkunden-Strategen der Deutschen Bank noch eine eigene Bausparkasse gönnen wollen, wenn der Konzern zunächst mit der Postbank kooperiert und diese vielleicht später übernimmt. Für den Bauspar-Appendix der Deutschen Bank wird es nämlich in Zukunft schwierig werden, seine Existenzberechtigung zu erklären. Im Vergleich der Bausparkassen ist die Deutsche Bank Bauspar AG die effizienteste, wenn das Verhältnis von Jahresüberschuss zu Eigenkapital als Maßstab genommen wird (siehe Ausgabe 18-2008, Seite 660 ff). Doch reicht das? Immerhin ist die Postbank-Tochter BHW gemessen am Neugeschäft und am Bestand die Nummer drei nach wie vor unter den deutschen Bausparkassen. Und sie ergänzt den Bankschalter um einen mehr als 4 000 Mann starken mobilen Vertrieb. Allerdings haben die vergangenen Jahre auch bewiesen, dass selbst damit nicht zwangsläufig alle Potenziale voll ausgeschöpft wurden. Sollten die Bausparkassen von Deutscher Bank und Postbank tatsächlich zusammengehen, wird dies nicht ohne Auswirkungen auf den Wettbewerb bleiben.

Aber auch die "Machtverhältnisse" innerhalb des Verbandes der privaten Bausparkassen werden sich zugunsten der Großbanken verschieben. Diese Entwicklung könnte der Interessenwahrnehmung des Bausparens in der Politik nicht unbedingt gut tun. Denn wenn einzelne Institute allein oder innerhalb ihres Konzernverbundes politisch mehr zu erreichen glauben, braucht es gute Argumente, um die Notwendigkeit eines Produktverbandes zu erklären. Dass der Verband in den Vorstandsetagen seiner noch 15 Mitglieder keinen Präsidenten fand und stattdessen die Repräsentationspflichten allein auf die Geschäftsführung übertrug, kann als Indiz für die Zentrifugalkräfte im Verband gewertet werden. Insofern ist es der Verdienst von Andreas J. Zehnder, als Verbandsvorsitzender den privaten Bausparkassen in Politik und Öffentlichkeit immer wieder eine Stimme zu geben. Darauf sollte die Branche, darauf kann das Produkt nicht verzichten. In diesem Sinne gratuliert die Redaktion zum 60-jährigen Verbandsbestehen. (Red.)

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