Im Blickfeld

Neuausrichtung I: Commerz Real

Kapitalanlagen für institutionelle ja, aber Immobilien-Spezialfonds nein. Mit dieser strategischen Entscheidung kontert die Commerz Real. Zum einen drängten eine ganze Reihe neuer Initiatoren auf den Markt. Zum anderen wuchs die Zahl der Fonds enorm, auch weil viele Kapitalanlagegesellschaften angesichts ungünstiger Gesetzesentwürfe aus dem Bundesfinanzministerium reichlich Sondervermögen auf Vorrat auflegten.

Derweil entschied man sich bei der zur Commerzbank gehörenden Commerz Real anders und stieß zunächst im Juni dieses Jahres das Immobilien-Spezialfondsgeschäft an die Internos-Gruppe ab. Als einen Abschied vom Geschäft mit institutionellen Kunden wollte das Eschborner Unternehmen den Schritt jedoch schon damals nicht verstanden wissen. Es werde sich nur neu orientiert, wurde angekündigt.

Herausgekommen ist nichts grundsätzlich Neues. Vor allem verabschiedet sich der Initiator von einigen Traditionen der Spezialfondsbranche. So schwört die Commerz Real zukünftig den sogenannten Strategiefonds ab. Bei diesen Produkten werden zunächst Investmentzusagen bei den Anlegern fixiert und erst danach nach Anlageobjekten gesucht. Bis so ein Fonds komplett investiert ist, können Jahre - und Konjunkturzyklen - vergehen. Stattdessen verspricht die Commerzbank-Tochter eine unverzügliche Investition in sofort verfügbare Sachwerte. Kann das tatsächlich realisiert werden, ließen sich wohl wichtige Investorenwünsche erfüllen. So wüssten die Anleger von Anfang an, welche Assets und welches Risikoprofil das Investmentvehikel hat. Zudem würde sofort ein Cash-Flow fließen können.

Hinsichtlich der Sachwertsegmente bleibt sich die Commerz Real im Wesentlichen treu. Denn als Zielobjekte der Kapitalanlage werden nach wie vor Immobilien, Infrastruktur, Mobilien, erneuerbare Energien und Kredite definiert. Bei Mobilien stehen weiterhin Eisenbahnwaggons, Flugzeuge und Schiffe im Fokus, bei den erneuerbaren Energien neben Solar- auch Wind- und Wasserkraftanlagen, im Bereich Infrastruktur Leitungsnetze, Verkehrsinfrastruktur, soziale Einrichtungen sowie Kommunikationsinfrastruktur.

Mit ihrem Schritt beweist die Commerz Real durchaus Mut. Denn es darf angenommen werden, dass Jahrzehnte eingeübte Anlagetraditionen bei Versicherungen, Versorgungswerken und Pensionsfonds ein großes Beharrungsvermögen aufweisen. Sich davon zu lösen und alternativen Anlagen zu öffnen, wird seine Zeit brauchen. Nichtsdestotrotz überzeugt die Konsequenz, mit der die Eschborner im vorläufigen Höhepunkt des "Immobilien-Spezialfonds-Zyklus" den Ausstieg und eine neue Produktstrategie wagen. L.H.

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