Im Blickfeld

Mietpreisbremse - vom Ausland lernen

Wenig sachlich, teilweise polemisch - über die Auswirkungen der Mietpreisbremse wird heftig diskutiert. Dabei wird ein Argument übersehen, das die Diskussion zurück auf eine objektivere Ebene bringen könnte. Das Argument lautet: Im Ausland gibt es Erfahrungen, von denen wir beim Thema Mietpreisbremse lernen können. Ein Beispiel ist Großbritannien: Die Eingriffe des Staates in den Mietmarkt waren über Jahrzehnte enorm. Bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg lag über dem ohnehin kleinen freien Mietwohnungsmarkt eine Form der Mietenkontrolle. Die Folge war, dass institutionelle Investoren dem britischen Mietwohnungsmarkt den Rücken kehrten. Man mag dies einerseits als erfolgreiche Einschränkung der Rolle privater Wohnungseigentümer und -entwickler sehen, die ihre Bestände vermieten. Man mag dies aber auch als Einschränken privaten Engagements in diesem Segment sehen.

Als sich der Staat dann mehr und mehr als Bauherr und Vermieter - Stichwort sozialer Wohnungsbau - zurückzog, blieben die privaten Player dem Mietwohnungsmarkt weiterhin fern. Bis in die achziger Jahre hinein bemühte sich die Regierung zwar, die Regelungen zum Mieterschutz wieder zurückzufahren. Zu hoch war aber die Wohneigentumsquote bereits (was politisch gewollt war, unter anderem über die Privatisierung sozialer Wohnungsbaubestände), als dass institutionelle Investoren auf den britischen Wohnungsmarkt zurückkommen sollten.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Das Vertrauen der Anleger in den Markt war zerstört. Sie hielten es für möglich, dass sich die Richtung, mit der in den Mietwohnungsmarkt eingegriffen wurden, durchaus wieder ändern könnte. Der Versuch, den Kurs der fünfziger und sechziger Jahre zu korrigieren, schlug fehl.

Schweden ist ein weiteres Beispiel: Seit den siebziger Jahren hat der Staat seinen Einfluss auf den Mietmarkt stark ausgeweitet. Für private Unternehmen war es über lange Zeit aufgrund künstlich niedriger Mieten nicht rentabel, neue Wohnungen zur Miete zu errichten. Mit ausbleibendem Neubau gestaltete sich die Suche nach Mietwohnungen immer aufwendiger, und viele Schweden, die eigentlich zur Miete wohnen wollten, mussten auf Eigentumslösungen ausweichen.

Meiner Meinung nach machen wir in Deutschland gegenwärtig nichts, was es in abgewandelter Form nicht bereits in anderen Ländern gegeben hat - über Gebühr in den freien Markt eingreifen, mit der Folge, dass sich die Verhältnisse von Mietwohnungs- zu Eigentumswohnungsmarkt verschieben. Kurzfristig dürften die Effekte der Mietpreisbremse für Deutschland zwar durchaus noch positiv sein: Die Wohnkosten werden sinken. Sollte sich die Maßnahme aber negativ auf das Engagement privater Anleger mit Blick auf den Neubau auswirken, wird sich das Angebot weiter verknappen. Und mit einem sich weiter verknappenden Angebot werden die Suchkosten steigen. Und perspektivisch wird wie im Ausland auch hierzulande indirekt der Eigentumswohnungsmarkt gestärkt. Sicherlich ist das Wohneigentum beispielsweise im Sinne der Altersvorsorge in Deutschland politisch gewollt - allerdings nicht, wenn dies auf breiter Front zulasten des Mietwohnungsmarktes geht.

Dr. Marcus Cieleback, Group Head Research, PATRIZIA Immobilien AG, Augsburg

Noch keine Bewertungen vorhanden


X