Im Blickfeld

LBS: Mainzer Prädikatsjahrgang

Auch nach jahrelanger Niedrigzinsphase vermögen es die Bausparkassen immer noch, die Kunden vom Nutzen ihres Kernprodukts zu überzeugen. Kritiker halten den Instituten zwar immer wieder vor, den Kunden - insbesondere bei Darlehensverzicht und unter Berücksichtigung des Gebührenmodells - eine vergleichsweise maue Rendite zu liefern, doch vermisst der Vorstandsvorsitzende der rheinland-pfälzischen Landesbausparkasse, Max Aigner, bei dieser Betrachtung die "emotionale Rendite" des Wohnens in den eigenen vier Wänden. Dieses Gefühl könne Bausparen aus seiner Sicht besser erzeugen als andere Finanzprodukte.

Als Beleg dienen dem Vorstand die Neugeschäftszahlen seinen Hauses. Demnach verkaufte das Institut mit rund 71 500 Verträgen zwar 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr, doch stieg die durchschnittliche Bausparsumme pro Vertrag um 5,7 Prozent auf etwa 29000 Euro. Folglich stand im Bruttoneugeschäft ein um 2,6 Prozent höheres Volumen von 2,079 Milliarden Euro zu Buche.

Jeden fünften Vertrag vermittelte der eigene Außendienst, die übrigen 80 Prozent kamen über die rheinland-pfälzischen Sparkassen herein. Bis zum Jahresende 2011 ging für etwa 68000 Verträge mit einer Bausparsumme von 1,925 Milliarden Euro die Abschlussgebühr vollständig ein. Verglichen mit 2010 entspricht das bezüglich der Stückzahl einem Rückgang um 1,2 Prozent und hinsichtlich der Bausparsumme einem Zuwachs um 1,7 Prozent. Mit rund 28 200 Euro lag die durchschnittliche Bausparsumme im eingelösten Neugeschäft um 2,9 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Dabei gelang es der LBS, erstens dank eines speziellen Jugendtarifs immerhin 30 Prozent der Bausparverträge mit jungen Menschen unter 25 Jahren abzuschließen. Zweitens machten Wohn-Riester-Verträgen mit 8 100 Abschlüssen etwa 11,3 Prozent des Gesamtabsatzes aus. Gemessen an der Stückzahl entspricht das einem Zuwachs um 14,4 Prozent, während die Bausparsumme mit 293 Millionen Euro das Vorjahr sogar um 25 Prozent übertraf. Im Nettoneugeschäft erhöhte sich die Stückzahl um 7,8 Prozent auf rund 7 400 Policen mit einer um 18,6 Prozent höheren Bausparsumme von 262 Millionen Euro. Fast 90 Prozent aller Abschlüsse sind Finanzierertarife.

Im Finanzierungsgeschäft spielt den Bausparkassen zweierlei in die Hände. Zum einen gewinnen reale Werte und Kapitalanlagen wieder an Attraktivität, nachdem die Finanzmarktkrise sogar den Glauben an die Stabilität von Staatsanleihen erschüttert hat. Zum anderen drängen die Menschen aus Furcht vor einer steigenden Inflation ins "Betongold", speziell ins selbst genutzte Wohneigentum.

So vermittelte der unternehmenseigene Makler LBS-I im vergangenen Jahr mehr als 2500 in Rheinland-Pfalz. Dass sich das Transaktionsvolumen damit auf Vorjahresniveau bewegt, liegt vor allem am Mangel an Objekten. Der rheinlandpfälzische Eigenheimmarkt sei wie leergefegt.

Die gestiegene Nachfrage spiegelt sich auch im Finanzierungsgeschäft der LBS wider. Um 44,9 Prozent auf 394 Millionen Euro erhöhten sich im vergangenen Jahr die Neubewilligungen. Allerdings entfiel lediglich ein Viertel der Summe auf die Kollektivdarlehen, deren Volumen mit 104 Millionen Euro aber immerhin um 6,5 Prozent wuchs. Erreicht wurde dies unter anderem dadurch, dass Kunden mit Finanzierungsabsicht, deren Bausparverträge aber aus heutiger Sicht einen ungünstigen Darlehenszins haben, in neue Tarife mit geringerem Zinsniveau beraten wurden.

Für die LBS ist dieses Vorgehen doppelt günstig: einerseits reduziert sie ihren Zinsaufwand, andererseits erhöht sich die Chance, dass das Bauspardarlehen in Anspruch genommen wird. Ein weiterer Grund für die Zunahme der Kollektivdarlehen ist, dass Verträge der neueren Tarifgeneration mit Niedrigzinsen sukzessive zur Zuteilung kommen. Zuteilungsreif waren im vergangenen Jahr Verträge mit einer Bilanzsumme von 848 Millionen Euro - plus zwei Prozent.

Wesentlich stärker als die Bauspardarlehen wuchsen die außerkollektiven Finanzierungen. 290 Millionen Euro im Jahr 2011 bedeuten ein Plus von 66,4 Millionen Euro. Außerdem wurden im Zusammenhang mit dem Kreditgeschäft der Sparkassen Tilgungsbausparverträge über 622,3 Millionen Euro - 5,5 Prozent über dem Vorjahresniveau - abgeschlossen, sodass die LBS Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr Wohnungserwerbe für insgesamt mehr als eine Milliarde Euro mitfinanzierte.

Insgesamt erhöhte sich der Darlehens- und Kreditbestand um 2,8 Prozent auf 1,55 Milliarden Euro. Dem standen um 3,5 Prozent gestiegene Einlagen von 2,49 Milliarden Euro gegenüber. Wird jedoch nur der Bestand an Kollektivdarlehen gegen die Bauspareinlagen gestellt, so ergibt sich nach Unternehmensangaben ein Anlagegrad von 23 Prozent.

Alles in allem sei 2011 ein neuerlicher "Prädikatsjahrgang" für das Bausparen gewesen. Darum brauche einem um die Zukunft des Bausparens auch nicht Bange sein, verspricht der Vorstand. Wissend, dass das hohe Kundenvertrauen in das Produkt wesentlich den gesetzlichen Beschränkungen der Institute zu verdanken ist, fühle man sich in Mainz mit den gesetzlichen Schutzmauern für das Bausparen wohl.

Einzig die zunehmende Regulierung durch Basel III und speziell die weitere Verschärfung der MaRisk bewirkt wachsendes Unbehagen. Dabei bereitet weniger die Zahl der neuen Vorschriften Sorge, sondern dass die auf Banken gemünzten Regeln nur schwerlich auf das Bausparen anzuwenden seien. Hier wünsche man sich etwas weniger Eifer in Berlin und mehr Rücksicht auf den Sonderfall Bausparkasse in Brüssel. L. H.

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