Persönliches

Joachim Plesser

Wenn am 30. September 2009 Joachim Plesser aus dem Vorstand der Eurohypo AG ausscheidet, dann geht damit auch eine Ära zu Ende. Zum einen ist es schon bemerkenswert, wenn ein Bankvorstand in diesen Tagen regulär und - wie er selbst betont - zwei Jahre später als in der persönlichen Lebensplanung vorgesehen in den Ruhestand tritt.

Zum anderen ist der 62-Jährige der Letzte aus der Vorstandsriege, die den Eschborner Immobilienfinanzierer Anfang 2002 aus den drei Hypothekenbanken von Deutscher Bank, Dresdner Bank und Commerzbank formte. Als Vorstand für das deutsche Firmenkundengeschäft war vor allem die dezentrale Vertriebsaufstellung der Eurohypo sein Verdienst. Allerdings werden diese Strukturen angesichts des Neugeschäftseinbruchs und der schwierigen Lage an den Immobilienmärkten jetzt überdacht und wohl zumindest teilweise revidiert.

Doch fragt man den gebürtigen Westfalen, was ihm von seiner 40-jährigen Karriere in der gewerblichen Immobilienfinanzierung in besonderer Erinnerung geblieben ist, so antwortet er: "Ich habe vier Fusionen erlebt, durchlebt und am Ende überlebt." Dabei arbeitete er mit insgesamt 25 Vorstandskollegen zusammen, wie er anlässlich seines Abschieds in Frankfurt betonte. Dass zwei Dutzend Frankfurter Geschäftsfreunde Plesser die Aufwartung machten, unterstreicht sein erfolgreiches Wirken. Seine Karriere begann 1968 im Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank. Nach Vorstandspositionen bei der Deutschen Kreditbank für Baufinanzierung AG und der Deutschen Centralbodenkredit AG gehörte er von 1996 bis 2001 dem Führungsgremium der zur Deutschen Bank gehörenden "alten" Eurohypo an.

Gewohnt nonchalant resümierte er bei seinem Abschied, dass die von ihm begleiteten Bankfusionen keine Liebesheiraten, sondern stets Reaktionen auf die jeweiligen Krisen waren. So ist auch die aktuelle Krise in seinen Augen kein Einzelereignis. Vielmehr seien die (Im-mobilien-)Banken bereits seit zwei Jahrzehnten Reparaturveranstaltungen, denen es noch immer nicht gelungen sei, ihre Ertragsprobleme zu bewältigen. Als neu sieht er allerdings die Wertverluste bei Staatspapieren, von denen einige regelrecht "abgeschmiert" seien, und die Probleme in der Refinanzierung, die früher quasi "aus der Steckdose" kam, an.

Plessers Vorstandsaufgaben, die zuletzt die Bereiche deutsche Firmenkunden, Privatkunden und Personal umfassten, hat er bereits an seinen Nachfolger Thomas Köntgen übergeben. Diesen, so merkte Plesser an, hatte er vor zwölf Jahren selbst eingestellt. Zur Ruhe setzen möchte sich Plesser nicht. In den kommenden Wochen will er entscheiden, ob und welche Mandate er in der Immobilienwirtschaft übernimmt.

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